Defizitäres Bad Kur AG bietet Ahr-Therme an

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die Kur AG in Bad Neuenahr befindet sich weiter in Turbulenzen. Nachdem die Stadt dem klammen Unternehmen bereits durch ein umfangreiches Grundstücksgeschäft aus der Klemme geholfen hatte, in dessen Folge knapp fünf Millionen Euro in die Kasse der Aktiengesellschaft gespült wurden, an der die Stadt mit lediglich 27,36 Prozent beteiligt ist, kommt nun der nächste Hilferuf.

 Die Ahr-Theme: Gerne würde sich die Kur AG von ihrem Verlustbringer trennen.

Die Ahr-Theme: Gerne würde sich die Kur AG von ihrem Verlustbringer trennen.

Foto: Martin Gausmann

Nach GA-Informationen möchte die Kur AG das 20.000 Quadratmeter große Areal mit seinen Aufbauten für einen Betrag zwischen vier und fünf Millionen Euro loswerden. Nun wollen die Fraktionen zunächst intern beraten, ehe das Thema in die städtischen Gremien geht.

Bei der Stadt fragte die bereits vor Jahren in Schieflage geratene Kur AG an, ob die Stadt nun nicht auch bei der alles andere als rentabel arbeitenden Ahr-Therme finanziell unter die Arme greifen könne. In nichtöffentlicher Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses nahm man sich des heiklen Themas an. Immerhin gelten die Ahr-Thermen einerseits als Aushängeschild der Stadt, andererseits aber auch als dramatischer Verlustbringer. Um mehr als 300.000 Euro liegen Einnahmen und Ausgaben per anno auseinander.

Eigentlich hatten die Kommunalpolitiker der Kreisstadt gehofft, die Kur AG lege nun das geforderte Konzept zur Neustrukturierung und Entschuldung des Unternehmens vor. Statt dessen nun ein Verkaufsangebot. Angeblich habe man im Hauptausschuss "zurückhaltend aber auch nicht abweisend" auf das Ansinnen der Kur AG reagiert.

Dabei hatte die Kreisstadt gerade tief in die eigene Kasse gegriffen, um Liquiditätsengpässe der Kur AG abzufedern und die Kapitalsituation der Gesellschaft zu entschärfen. Zum Kaufpaket gehörten der Kurpark sowie die Heilwasserquelle "Großer Sprudel", aber auch die Konzerthalle, das Kurgarten-Café, der Lenné-Park mit Tennisplätzen sowie Uferflächen an der Ahr.

Die Stadt befürchtete wohl zu recht, dass die Kur AG ohne die Einnahmen aus dem Grundstücks- und Immobiliengeschäft ihre Kurbetriebs-Aufgaben nicht mehr erfüllen und als Folge den Bad-Titel verloren gehen könne. Den Kaufpreis musste die Stadt über Kredite finanzieren. Ungeachtet dessen übernahm sie die Pflege und Unterhaltung von Ufer- und Wegeflächen, was naturgemäß zusätzliche Personalkosten auslöste.

Die Stadt sprach damals von "einem ersten Schritt in die Neustrukturierung des Kurbetriebes" in Bad Neuenahr. Als nächstes sollten nun alle bisherigen Aufgaben des Kurbetriebes auf den Prüfstand gestellt und dieser zukunftsfest gemacht werden. Ziel sollte ein "fairer Lastenausgleich" sein. Ausgetauscht wurde seinerzeit auch der Vorstand der Kur AG: Hans-Ulrich Tappe musste das Unternehmen verlassen, ihm folgte der bisherige Prokurist Gert Zimmermann auf den Chefsessel. Im Zuge des Liegenschaftsgeschäftes trat Bürgermeister Guido Orthen von seinem Posten als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender zurück, behielt aber Sitz und Stimme in dem Gremium.

Größter Einzelaktionär der Kur AG ist die Kreisstadt mit 27,36 Prozent des Aktienkapitals. Mehr als 50 Prozent gehören gestückelt einer Interessengemeinschaft von aus Süddeutschland stammenden Aktionären, die auch Eigner der Spielbank Bad Neuenahr sind. Die Umsatz- und Auftragsentwicklung der Kur AG wies im Geschäftsjahr 2010 ein Minus von 17,4 Prozent auf (Bruttorendite: minus 7,5 Prozent). Das Geschäftsjahr 2010 schloss das Unternehmen mit einem Fehlbetrag von 840.000 Euro ab, 2011 wurde der Verlust allerdings halbiert. Dividendenzahlungen gibt es bereits seit 13 Jahren nicht mehr.

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