Ehemaligen Synagoge von Ahrweiler Künstlersextett gestaltet vielseitige Ausstellung

Ahrweiler · Zahlreiche Bilder und mittendurch ein "Säulengang", so inszenieren fünf Künstlerinnen und ein Künstler aus der Nordeifel, dem Ahr-Kreis und Trier "Leben" in der ehemaligen Synagoge. Dem weitherzigen Ausstellungstitel folgend, lassen sie viele Inhalte aufscheinen, nutzen verschiedenste Stile, Techniken und Materialien.

 Vernissage zur Ausstellung "Leben" in der ehemaligen Synagoge von Ahrweiler.

Vernissage zur Ausstellung "Leben" in der ehemaligen Synagoge von Ahrweiler.

Foto: Martin Gausmann

Caro Caspers (Trier), im Brotberuf Tontechnikerin, bannt mit der Kamera magische Momente: außer der Nähe von Mutter und Kind auch einen Mann, wie er eine Glasscherbe gegen das Licht hält. Es ist ein Motiv voller Leichtigkeit, schwarz-weiß, bis auf das gelbe Glas und den Reflex am Auge.

Zudem liefert Caspers surreale Foto-Kompositionen. Ein gewölbter Frauenbauch verweist, kombiniert mit einem Apfel, auf Verführung, die (Leibes-) Früchte trägt. Als formaler Clou frappiert die Ähnlichkeit zwischen Nabelregion und Stängelbereich. Das Collage-Prinzip praktizieren auch Professor Michael Grade (Weilerswist) und Maria Zalfen-Lenz (Marmagen).

Grade, von Haus aus Physikochemiker, zeigt neben feinen Tintenstift-Landschaften religiös grundierte Groß-Collagen. Die macht er durchlässig für Zeit und Raum, füllt sie mit Andachtsbildern, umringt bekannte Madonnen und den guten Hirten, einst Schlafzimmer-Schmuck der Großeltern, mit Elementen aus dem Heute.

Da trifft zwischen blumigen Verpackungsmustern eine Herz zeigende Madonna auf die verarbeiteten Hände einer Inderin, Grades Fingerzeig, dass immer und überall Bedarf an Liebe und Trost besteht. Grafik-Designerin Zalfen-Lenz steuert Ölgemälde bei, besticht aber besonders durch ihre präzisen, farbbetonten "Scratching"-Bilder, aus deren teils freigekratzten Malebenen sich dekorumrankte wunderliche Gestalten wie "Angsthase" und grüngesichtiger "Dandy" schälen.

Pralles Augenfutter kommt ebenso von Monika Schneider (Wimbach). Ob knallbunte Schuhe, poppiges Flaschenarrangement oder Gesichtergebirge, in ihrer Acryl- und Airbrushmalerei rücken die Motive dicht zusammen. Als spannend erweist sich ein farbreduziertes Format, in dem lädierte helle Puppen auf rotem Grund durch ein schwarzes Raster treiben.

Bei so viel Rätselhaftem tut es gut, in den gemalten Landschaften von Monika Dresen (Ahrbrück) spazieren zu gehen. Mit dem Rodder Maar, Burg Are, der Olbrück im Sommergrün oder der Ahrweiler Pfarrkirche, durchs gefärbte Weinlaub betrachtet, liefert die Initiatorin der Ausstellung zeitlos reizvolle Impressionen.

Maria Sowietzki (Wershofen), der Steinmetz- und Bildhauermeisterin im Sextett, ist schließlich der "Säulengang", das sind auf hohen Sockeln präsentierte Basalt-, Sandstein- und Keramik-Skulpturen, zu verdanken. Im Wechsel von bearbeitet und naturbelassen, hell und dunkel, rau und glatt erwachsen aus hartem Stein Formen, Gesichter und Figuren. Die Besucher können ihrer Bedeutung nachspüren oder sich einfach von der Gestaltung, etwa jener schaurigen "Engel der Nacht" gefangen nehmen lassen.

Die Ausstellung ist von Fronleichnam, bis Sonntag, 2. Juni, jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

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