Lieder für eine bessere Welt Künstler rappen für Flüchtlinge

BAD NEUENAHR · Benefizkonzert auf dem Platz an der Linde in Bad Neuenahr.

 Holger Burner rappt auf dem Platz an der Linde.

Holger Burner rappt auf dem Platz an der Linde.

Foto: Martin Gausmann

Der Rhythmus ging in die Beine und verlangte nach Bewegung, die Worte ließen ein paar Zuhörern eher den Mund offen stehen: "Denn die meisten, die flieh'n, die sterben an Grenzen, für euch sind es Paragrafen, für uns sind es Menschen, die 'n Grund hab'n zu flieh'n, während deutsche Konzerne am Unglück verdien'", sang Holger Burner in seinem Song "Fluchtursachen" und forderte: "Bleiberecht für alle, überall, jederzeit!" Mit "Rap und snack for refugees", einer Aktion für Flüchtlinge, hatten Attac Ahrweiler sowie die Linke und die Linksjugend Solid ein Benefizkonzert auf dem Bad Neuenahrer Platz an der Linde organisiert. "Nach dem Synagogenkonzert Anfang des Jahres, bei dem rund 1000 Euro für den guten Zweck zusammenkamen, wollten wir im Sommer etwas Open-air machen", erklärte Marion Morassi für die Veranstalter.

Rapper Holger Burner machte auf der Heimfahrt von einem Auftritt in der Pfalz in seinen Wohnort Hamburg, wo er sich auch für Lampedusa-Flüchtlinge einsetzt, an der Ahr Station. Deshalb ist laut Morassi auch dieser Termin gewählt worden. Mit Sprechgesang und Liedern für eine bessere Welt waren außerdem "Baldur MC featuring Arman" dabei. Die Brüder Moizisch aus Sinzig sangen "Neue Erde" und Zeilen wie "Was man nicht sieht, das verschwindet nie. Nur wenn du siehst, bestimmst du Regeln im Spiel." Die Organisatoren und auch syrische Flüchtlinge in Deutschland hatten dazu für die Besucher Speisen von Kuchen bis Couscous vorbereitet, die sie ebenso wie "Kobane-Cocktail" oder "Rojara-Sunrise" gegen einen Obolus anboten.

Doch nur wenige traten an die Stände oder näher an die Musiker. Viele Zuhörer beobachteten das Geschehen aus einiger Entfernung: Sie stoppten im Vorbeigehen, ließen sich mit einem Eis auf einer Bank nieder oder saßen im Straßencafé und applaudierten den Musikern und Rednern von dort aus. Neben der rheinland-pfälzischen Landtags-Spitzenkandidatin der Linken, Kathrin Meß, sprach Wolfgang Huste, Linke-Direktkandidat aus dem Landkreis Ahrweiler. Er stellte fest: "Flucht ist Notwehr, eine Verzweiflungstat, keine Straftat." Wer wegen seiner politischen Gesinnung oder seiner Religion gefoltert werde oder in Todesgefahr schwebe, flüchte in ein Land, wo das nicht der Fall sei.

"Für ein solidarisches Miteinander zwischen Menschen statt Ausgrenzung", plädierte auch Morassi. Das gesammelte Geld beim Benefizkonzert soll der Gruppe zugute kommen, die beim Benefizkonzert Kinderschminken anbot. Erika Wagner hat das Projekt "Bubels in Mission" ins Leben gerufen und führt unter anderem ein Mal wöchentlich im Haus der offenen Tür (HoT) in Sinzig Aktionen für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund durch.

Unter andrem bringt sie fünf- bis zwölfjährigen Flüchtlingen aus Syrien die deutsche Sprache und die deutsche Kultur näher und versucht, sie durch vertrauensbildende Maßnahmen ihre schrecklichen Erlebnisse in ihrem Herkunftsland vergessen zu machen: "Wir suchen auch noch Mitstreiter, und wenn es Schüler sind, die für ein Tagespraktikum etwas mit unseren Kindern machen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort