Kommentar: Starker Tobak

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Experten tappen weiter im Dunklen. Keiner weiß auch nach inzwischen sechs Tagen Wasserverunreinigung, wie die Fäkalbakterien in das Trinkwasser geraten sind und warum nicht für Abhilfe durch Wassereinspeisungen aus anderen Brunnen oder denkbaren anderen Wasserbezugsquellen gesorgt werden kann.

Langsam aber sicher platzt der Bevölkerung mit Fug und Recht der Kragen. Mit viel Geduld und Verständnis hat man in Bad Neuenahr und auf der Grafschaft die Ausnahmesituation bislang ertragen. Auch die Nicht-Informationspolitik des Wasserbeschaffers EVM, die das von der Bevölkerung empfundene Kommunikationsdefizit der Kreisverwaltung zuschreibt. All das hat man bisher gelassen gesehen.

Dass man sich bei der Energieversorgung Mittelrhein - Kommunikationsabsprachen hin oder her - noch nicht einmal in der Lage sieht, dem GA auf Anfrage mitzuteilen, mit wie vielen Kräften und welchen Methoden versucht wird, das Dilemma für 20 000 Haushalte zu beheben, ist allerdings schon starker Tobak.

Das Kreisgesundheitsamt kann nur feststellen, dass der Fäkaleintrag in das Leitungsnetz nach wie vor vorhanden und der Verursacher nicht gefunden ist. Deshalb muss das Wasser weiter abgekocht werden.

In der Bevölkerung hat sich über das Wochenende längst Wut und Unverständnis breit gemacht. Einige fragen sich, ob überhaupt an der Beseitigung des Missstandes gearbeitet wird. Unzählige Anrufer melden sich in der GA-Redaktion: Großväter, die in Sorge um ihr Enkelkind sind, Mütter, die keinen Nerv mehr haben, das Spülwasser für den Vier-Personen-Haushalt vorher abzukochen, Senioren, die unsicher sind, wie sie mit der Situation umgehen sollen, junge Frauen, die Angst um ihren Säugling haben.

Es muss endlich Erklärungen geben. Die Mitteilung, dass das Wasser weiter abgekocht werden muss und die Ursache nicht gefunden ist, reicht längst nicht mehr aus.

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