Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler Keramikausstellung zeigt Kunst aus hiesigem Ton mit Motiven der 50er Jahre

AHRWEILER · Als skandalös wurde einst bezeichnet, was auf manchen Exponaten zu sehen ist, die ab sofort im Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler im Weißen Turm zu sehen sind: Damen in Stöckelschuhen, die im Mondlicht unter Laternen stehen und mit feschen Herren anbändeln.

 Unter der Laterne: Keramik im Museum von Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Unter der Laterne: Keramik im Museum von Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Foto: Martin Gausmann

Daneben die "Tabou Bar" oder das "Moulin Rouge" und ein schnurrender Kater. Auf mehreren der Teller, Vasen, Schalen und Platten sind derartige Szenen verewigt. Hergestellt wurden sie nicht im Ausland, sondern von heimischen Künstlern in den Firmen Keto-Keramik, Ahr-Keramik und Hema in Lantershofen und Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Der Bonner Karlheinz von den Driesch hat sie gesammelt und jetzt der Kreisstadt geschenkt - um zu zeigen, was hier in der Region entstanden ist, vor allem aber auch um den Menschen das Lebensgefühl der 50er Jahre zu vermitteln, wie der 79-Jährige zur Ausstellungseröffnung ausführte.

"Wenn bei Capri die rote Sonne..." ist die Schau überschrieben, die Fernweh und Sehnsüchte auf deutsche Keramikdesign von der Ahr bis zum Westerwald widerspiegelt. Unweigerlich summten manche Besucher, die zur Vernissage gekommen waren, denn auch Schlager von Rudi Schuricke oder Caterina Valente vor sich hin, während sie Szenen mit der roten Sonne und der blaue Lagune von Capri, Gondolieres und Masken à la Venedig, Holländische Meisjes und Schönheiten aus Mexiko und der Südsee bestaunten.

Manche beschlossen, auch selbst noch mal zu Hause nach derartiger Zier- und Gebrauchskeramik, zu stöbern. Karlheinz von den Driesch, Journalist und später für die Öffentlichkeitsarbeit in diversen Bundesministerien tätig, erklärte, dass er gleich begeistert gewesen sei, als er nach seiner Pensionierung auf die ersten Keramikobjekte dieser Art gestoßen sei.

"In der Zeit von Petticoat und Nierentisch wollte man den Mief der früheren Jahre rauswerfen und beschäftigte sich mit neuen Formen und Farben", stellte er fest. Entstanden sei unter anderem die ausgestellte Engobekeramik, bei der der Ton eingeritzt und dann die Flächen ausgemalt worden seien.

Durchweg sind die Motive sehr bunt und treten auf dem schwarzen Untergrund besonders leuchtend hervor. Der Ton war hiesiger, und auch die Künstler stammten aus der Region. Hanns Welling und Elmar Anders gehörten zu den Künstlern, die von den Driesch besonders hervorhob.

Für die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler stellten Museumsleiterin Heike Wernz-Kaiser und der Beigeordnete Engelbert Felk heraus, dass mit der Ausstellung ein bislang unaufgearbeitetes Kapitel der Nachkriegsgeschichte im Stadtgebiet aufgeschlagen wurde und ein ungeahnter Schatz hiesiger künstlerischer und kreativer Aktivität gehoben wurde. Begonnen habe alles mit der 1949 gegründeten Zierkeramikwerkstatt der Kettiger Thonwerke Lantershofen.

Weiter ging es bis in den Anfang der 70er Jahre auch bei der Firma Ahr-Keramik in Ahrweiler. Stücke mit der Bezeichnung "Hema" könnten aus Heimersheim/Ahr stammen. Weitere Recherchen zum Thema sollen folgen. Die Bevölkerung ist zur Mitarbeit mit Dokumenten oder Erinnerungen aufgerufen. Die Exponate sind in die ständige Ausstellung integriert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort