Tausche Haus gegen Wald Jagdpächter Cloppenburg bietet Kesseling das Geschäftsgebäude Bonner Markt 14 an

KESSELING · Der Saal im Kesselinger Gemeindehaus war brechend voll, als Ortsbürgermeister Jürgen Flügge am Freitagabend die Sitzung des Gemeinderates eröffnete.

Nicht dem auf der Tagesordnung stehenden Haushalt galt das geballte Interesse, sondern der "Erstinformation zum Tauschangebot Gewerbeimmobilie in Bonn gegen forstwirtschaftlich genutzte Flächen der Ortsgemeinde".

Dahinter verbirgt sich ein von Jagdpächter Harro Uwe Cloppenburg der Gemeinde unterbreitetes Angebot, ein etwa 300 Hektar großes gemeindeeigenes Jagdrevier gegen eine Gewerbeimmobilie in Bonn zu tauschen. Mit der Information, so Flügge, wolle der Rat den Gerüchten und Spekulationen, die seit Januar 2013 die Runde machten, erstmals "rechtlich belastbare Informationen" entgegensetzen.

"Auch wenn noch längst nicht alle Fragen geprüft sind, ist es dem Rat wichtig, noch vor den Wahlen eine grundsätzliche Klärung herbeizuführen", erklärte Flügge. Und so bestätigte der Ortsbürgermeister, dass der Gemeinde tatsächlich ein entsprechendes Angebot vom Geschäftsführer der Modehauskette "Peek & Cloppenburg", Harro Uwe Cloppenburg, und dessen Sohn Hendrik vorliege.

"Ein ungewöhnliches Angebot, für das es in ganz Deutschland bislang keinen Präzedenzfall gibt", ergänzte Jürgen Flügge. Deshalb sei es notwendig, das Angebot mittels eines zeitintensiven Gutachtens auf seine Machbarkeit und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit zu prüfen.

"Die Pflicht der Gemeinde, den Antrag einer ergebnisoffenen Prüfung zu unterziehen, ergibt sich aus der Gemeindeordnung und der Pflicht zur Haushaltskonsolidierung", führte Flügge aus, um im gleichen Atemzug hinzuzufügen, dass "bis zum heutigen Tage weder eine Entscheidung getroffen worden ist noch eine abschließende Willensbildung stattgefunden hat".

Vielmehr gelte es zunächst, sorgfältig alle Pro- und Contra-Punkte zu ermitteln. Anschließend informierte der Ortsbürgermeister über die Einzelheiten des vorliegenden Angebotes. Demnach verfügt die Ortsgemeinde Kesseling über eine bejagbare Gesamtfläche von 1664 Hektar. Davon befinden sich 856 Hektar im Eigentum der Ortsgemeinde.

360 Hektar entfallen auf die Eigenjagd der Gemeinde, also eine Fläche, die sich ausschließlich im Besitz der Ortsgemeinde Kesseling befindet. Der Antrag sehe vor, diese Fläche im Denntal, deren Pächter Cloppenburg bereits ist, gegen eine Gewerbeimmobilie in 1A-Lage am Bonner Markt 14 einzutauschen.

Das Gebäude verfüge über vier Gewerbeeinheiten und eine Wohneinheit, die langfristig vermietet seien. Die jährlichen Mieteinahmen betrügen derzeit 248.640 Euro. Der jährliche Ertragswert liege nach Abzug der Betriebskosten bei 225.000 Euro. Der Verkehrswert der Immobilie wird laut unabhängigem Gutachten, das offenbar vom Antragsteller finanziert wird, mit 4,6 Millionen Euro angegeben.

Dagegen wiesen die zur Disposition stehenden Forstgrundstücke einen Verkehrswert von 3,75 Millionen Euro auf. Den jährlichen Ertragswert aus Jagdpacht und Holzertrag beziffert das Gutachten auf etwa 40.000 Euro. Fragen zum Thema ließ Flügge nicht zu. Stattdessen verwies er darauf, dass er ab heute dazu Bürgersprechstunden anbieten werde. Die dort gestellten Fragen sollen bei einer Bürgerversammlung beantwortet werden.

Erst dann werde entschieden, ob mit dem Antragsteller in Verhandlungen getreten werde. Der hatte sich noch am selben Abend in positiver Weise in Erinnerung gerufen. So hatte der Rat der Annahme zweier Cloppenburg-Spenden in Höhe von insgesamt 1000 Euro zugestimmt.

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