Baupolitik in der Kritik Initiative will Einfluss gewinnen

BAD NEUENAHR · Geht es um die Gestaltung des eigenen Umfeldes, dann ist die Sensibilität in der Regel groß. So auch in der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Längst nicht jeder ist mit der städtebaulichen Entwicklung der vergangenen Jahre einverstanden.

 Gespräch im Barocksaal: Eine Initiative will Einfluss auf die Baupolitik nehmen.

Gespräch im Barocksaal: Eine Initiative will Einfluss auf die Baupolitik nehmen.

Foto: Martin Gausmann

Der Verlust von historischer Bausubstanz wird ebenso beklagt wie Neubauten, die manchmal wenig Rücksicht auf die vorhandene Bebauung der Umgebung nehmen und sich so nur wenig in die teils mondäne Optik der Kurstadt einfügen. Eine neue Bürgerinitiative möchte dem entgegentreten.

"Unsere lebenswerte Stadt" nennt sich die Gruppe, die sich nun - angeführt von Pastoralreferent Markus Hartmann - in ausgerechnet einem der bemerkenswertesten historischen Bauten der Innenstadt traf: im verwahrlosten Barocksaal des ehemaligen Westend-Hotels. Rund 20 Interessierte waren gekommen.

Wie ein Solitär steht der einst prunkvolle Speisesaal der Nobelherberge aus der Kaiserzeit im ihn umzingelnden Neubauviertel. Deutlicher, so die Initiative, könne man das Bad Neuenahrer Stadtplanungsproblem nicht machen.

Die Initiative befürchtet angesichts der aktuellen Baupolitik starke Veränderungen nicht nur in der Stadtentwicklung, sondern vielmehr auch in der Bevölkerungsstruktur. "Quadratisch, praktisch, gut" werde gebaut. Und dies zu horrenden Preisen. "Wir wollen nicht tatenlos zusehen, sondern mitgestalten", so Markus Hartmann, der sich aber durchaus darüber im Klaren ist, dass der Einfluss von Kommunen auf die Bauabsichten von Investoren nur sehr bedingt geltend gemacht werden kann.

Mit Bebauungsplänen, mit Gestaltungssatzungen. "Sensibilisieren" wolle man, erklärte Hartmann, Einwohner für das Thema Stadtplanung "kompetent machen". "Bunter" und "harmonischer" müsse der Lebensraum werden. Dabei wolle man vermeiden "einzelne Geschmacksfragen" zu diskutieren. Was schwierig werden dürfte. Was in den 60er Jahren als architektonisch besonders geschmackvoll und modern als der letzte Schrei galt, wird heute als hässliche Bausünde verflucht.

Dass der Erhalt von alter Bausubstanz oftmals problematisch ist, berichtete eine Hauseigentümerin, die ein Wohn- und Geschäftshaus aus dem Jahre 1904 saniert hat: "Fördermittel gibt es keine, die energetische Sanierung ist teuer." Und ein Neubau oftmals billiger.

Dass die Stadt den Dialog sucht, fiel sehr angenehm auf. Nicht nur Stadtplanungschef Alfred Bach war gekommen, sondern auch Erster Beigeordneter Detlev Koch. "Wir wollen das Ohr an Ihren Anregungen haben. Mein Hauptanliegen heute Abend ist, Ihnen zuzuhören", meinte Koch als oberster Chef der Bauabteilung. Man will sich wieder treffen, zu Vorträgen und zum Gedankenaustausch.

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