Kur AG in Ahrweiler Headhunter sucht Kurdirektor - Noch keine Entscheidung bei Ahr-Thermen

BAD NEUENAHR-AHRWEILER · Hinter verschlossenen Türen im Bad Neuenahrer Rathaus wird nach wie vor über die Zukunft der angeschlagenen Kur AG beraten. So wie jüngst im Haupt- und Finanzausschuss. Seit dem 16. April liegt den Kommunalpolitikern der Kreisstadt nun detailliert vor, wie sich die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (Kur AG) die Übertragung der defizitären Ahr-Thermen an die Stadt vorstellt.

Demnach sähe es die Kur AG gerne, wenn die Stadt Grundstücke und Thermen zum 1. Juli übernähme. Die aber lässt sich nicht drängen, zumal es wohl noch reichlich Klärungsbedarf gibt. Zudem geistert ein weiteres, auch dem GA vorliegendes Papier durch die Kreisstadt. Ein für "einen international renommierten Kurbetrieb" arbeitendes Personalberatungsunternehmen sucht einen "Alleinvorstand Kurbetrieb im Großraum Bonn".

Dass es sich hierbei um die Besetzung der Stelle des Neuenahrer "Kurdirektors" handelt, ist nach Durchsicht des Ausschreibungstextes offensichtlich. "Wir führen lediglich ein Markt-Screening durch", teilte das Headhunter-Unternehmen auf GA-Anfrage mit. Man wolle "im Auftrag unseres Mandanten sondieren, ob es geeignete Kandidaten gibt". Dies bedeute nicht, dass auch die Stelle neu besetzt würde. Aktueller Stelleninhaber ist der 63-jährige Gerd Zimmermann. Er ist erst seit einem Jahr im Amt.

Rund 4,2 Millionen Euro möchte die Kur AG für das Grundstücksensemble rund um die Ahr-Thermen sowie seine Aufbauten von der Stadt überwiesen bekommen. Das Bad selbst will man für einen Euro abgeben, 73 Mitarbeiter sollen nach den Vorstellungen der AG zur Stadt wechseln. Verzichten will die Aktiengesellschaft neben einem Teil der Spielbankabgabe auch auf den Posten des Kurdirektors.

In den dem GA vorliegenden "Eckdaten des Angebotes" wird wörtlich von der "Demokratisierung des Amtes des Kurdirektors" gesprochen. Allerdings: In Bad Neuenahr gibt es offiziell gar keinen "Kurdirektor". Der heutige Bürgermeister der Kreisstadt, Guido Orthen, hatte als Stadt-Jurist bereits vor mehr als zehn Jahren auf eine Anfrage des Ratsmitgliedes Rolf Deißler (FWG) erklärt, dass es diesbezüglich weder einen Beschluss des Rates noch eine vertragliche Regelung gebe. Bedeutet: Der Titel "Kurdirektor" ist für Bad Neuenahr irgendwann ohne jede Grundlage aus dem Nichts geschaffen und einfach eingebürgert worden.

Weiteres Problemfeld: die Spielbankabgabe. Nach dem Spielbankgesetz aus dem Jahre 1985 erhalten die Stadt und "die örtliche Kurgesellschaft vom Land eine Zuwendung in Höhe eines Anteils am örtlichen Aufkommen der Spielbankabgabe". Und zwar zur Förderung des Kurbetriebs und des Fremdenverkehrs (zehn Prozent der jeweiligen Bruttospielerträge).

Da sich die Kur AG jedoch von nahezu allen wesentlichen Kureinrichtungen trennen will oder sich bereits getrennt hat (Kurpark, Trink- und Konzerthalle, Lennépark), ist ohnehin fraglich, inwieweit sie überhaupt noch berechtigt ist, die Spielbankabgabe in Empfang zu nehmen. Bereits 2001 hatte Orthen erklärt, dass die Aktiengesellschaft die Aufgaben einer Kurverwaltung im klassischen Sinne "nicht mehr umfassend" wahrnehme.

Die Kur AG glaubt, dass die Stadt die Ahr-Thermen wegen "besserer Refinanzierungskonditionen" und geringerer Zinsbelastungen profitabel führen könne. Im Gegenzug erhofft sich das Unternehmen, an dem die Stadt mit lediglich 27 Prozent beteiligt ist, ein sie dauerhaft belastendes Darlehen von 2,2 Millionen Euro los zu werden. Außerdem, so die Kur AG, würden die 73 Arbeitsplätze erhalten, die derzeit demnach wohl nicht mehr gesichert zu sein scheinen.

Drängen lassen will sich die Kommunalpolitik nicht. Der Aufsichtsrat der Kur AG hätte allerdings in seiner morgigen Sitzung gerne Konkreteres von der Stadt erfahren. Nach dem "Zeitplan" der Aktiengesellschaft hatte man nämlich bereits für Anfang Juni die "vertragliche Umsetzung" vorgesehen.

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