Ahr-Thermen Gutachter sehen bei hoher Investition eine Chance

BAD NEUENAHR · "Die Bausubstanz ist gut, die Wasserflächen sind groß genug, die Lage ist zentral und ruhig." Mehr Positives ist dem Gutachten-Entwurf der Kannewischer Management AG aus Zug in der Schweiz über die Ahr-Thermen nicht zu entlocken.

Bürgermeister Guido Orthen stellte den Entwurf am Montag nach dem Haupt- und Finanzausschuss, der seit dem frühen Nachmittag zu dem Thema getagt hatte, vor. Harte Worte von den Schweizern gab Orthen weiter: "Die balneologische (badetherapeutische) Attraktivität ist ungenügend, die Gestaltung ist veraltet, ein Wellnessbereich für Behandlung fehlt, und schon vor 20 Jahren gehörte eine Sauna nicht in den Keller. Die Thermen sind abgenutzt."

Rückläufige Besucherzahlen führt die Kannewischer AG auf mangelnde Attraktivität zurück. Um aber kostendeckend zu arbeiten, sei eben diese Attraktivität notwendig. Diese allein bedinge neben 4,9 Millionen Euro für neue Technik Investitionen in Höhe von 5,4 Millionen Euro.

Eine Marktchance sehen die Gutachter für die Thermen in einer Positionierung als "echtes Thermalbad mit einem balneologisch attraktiven Bäderangebot" mit unterschiedlichen Wassertemperaturen, quasi einer Möglichkeit zum Ganzkörper-Kneippen, "Der Standort ist attraktiv, eine Erweiterung ist nicht erforderlich", zitierte Orthen die Gutachter, die ob der "Dichte der Konkurrenzsituation zwischen Aachen und Bad Breisig" auch zu dem Schluss kommen: "Der Markt verträgt ein Bad dieser Größe."

Die Ahr-Thermen ließen sich ob der erheblichen Wettbewerbssituation "aufgrund ihrer touristischen Bedeutung rechtfertigen" und bei entsprechenden Investitionen "wirtschaftlich betreiben". Wobei die Gutachter zur Verpachtung raten. Wie geht's weiter? In der ersten Aprilwoche wird das Gutachten dem Rat vorgestellt. Dann tagt erneut der Haupt- und Finanzausschuss. Der Rat wird anschließend, so Orthen, "darüber entscheiden, ob unter diesen Bedingungen ein Kauf möglich ist".

Kauf aber nur, wenn auch die Finanzierung geklärt sei, denn der Rat müsse über beide Punkte entscheiden. In Sachen Finanzen will Orthen auch die Landesregierung kontaktieren, denn bei "den ernüchternden Zahlen des Gutachtens" sei an eine Finanzierung ohne Zuschüsse nicht zu denken. Er gehe jedenfalls davon aus, dass sich das Gutachten bei einem möglichen Erwerb von der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr auch auf den Kaufpreis, über den noch nicht verhandelt wurde, auswirke.

Eckdaten

Eine komplette Sanierung und attraktivere Gestaltung der Ahr-Thermen für einen wirtschaftlichen Betrieb bedingt laut Gutachten ein Investitionsvolumen von 11,1 Millionen Euro. Davon entfallen auf die Kompletterneuerung der Technik rund 4,9 Millionen Euro.

Die Attraktivitätssteigerung vom ebenerdigen Saunaneubau bis zu Wellnessräumen erfordern 5,4 Millionen. 800 000 Euro entfallen auf neuen Bodenbeläge und ein Lichtkonzept. Ein Neubau würde 20 bis 25 Millionen Euro kosten.

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