Girls' und Boys' Day im Ahrkreis Girls mit Greifer, Boys mit Baby

KREIS AHRWEILER · Raus aus dem Rollenbild: Schülerinnen lernen beim THW, die Jungen im Haushalt.

 So geht's: Mittels Greifzug können selbst "Fliegengewichte" ein tonnenschweres Trümmerteil bewegen.

So geht's: Mittels Greifzug können selbst "Fliegengewichte" ein tonnenschweres Trümmerteil bewegen.

Foto: Martin Gausmann

Zugegeben, die Mädels, die gestern anlässlich des Girls Day acht Stunden beim Technischen Hilfswerk (THW) in Ahrweiler rein schnupperten, kamen über den Rang "Hilfshelfer" nicht hinaus. Doch was die Junghelfer des Jugend-THW um Jacqueline Ockenfels und Jugendbetreuer Kilian Heuwagen den 21 Mädchen auf dem Ahrweiler Gelände an Stationen vermittelten, das ist manchem Physiklehrer in Jahren nicht gelungen. So lernten sie, einen Bob, auf dem im Ernstfall ein Verletzter liegt, mittels schiefer Ebene, sprich Leiter, auf ein Gerüst zu heben. Sie durchtrennten aber auch mit einer Schere ohne große Kraftanstrengung ein Stahlrohr oder mussten mit einem Monstrum von Spreizer mit Fingerspitzengefühl eine Wasserbombe jonglieren.

Per Greifzug konnten selbst 45-Kilo-Mädchen ein tonnenschweres Trümmerteil bewegen. Fingerfertigkeit war beim Erlernen von Stichen und Bunden, sprich Seilknoten, gefordert, denn es ging darum, "Verletzte" auf einer Krankentrage "einzubinden", damit sie aus unwegsamen Gelände selbst senkrecht abtransportiert werden können. "Das macht richtig Spaß und die Leute hier sind nett", so Joana Patt, Sechstklässlerin des Are-Gymnasiums. Ein Weitermachen als Junghelfer kann sich auch Lilli Poser (10) vorstellen, die von Bruder Moritz vom THW-Virus infiziert ist: "Menschen helfen können, das finde ich schön." Ein Mädchen-Manko hat der Ortsverband ohnehin nicht. "Liegt der Anteil bundesweit bei fünf bis zehn Prozent, so sind in Ahrweiler die Hälfte der 50 Junghelfer weiblich", so Heuwagen. Auch die Gleichstellungsbeauftragte Rita Gilles machte sich ein Bild vom Girls Day, bei dem auch der riesige Gerätekraftwagen, auch große Werkzeugkiste genannt, zum Einsatz kam.

Szenenwechsel: Mit Wasser hantieren durften beim Boys Day die 30 Achtklässler des Are auch: aber mit Baby im Arm. Richtiges baden und wickeln wurde in der Familienbildungsstätte ebenso geübt wie das Kochen oder Nähen. Das Haushaltsmanagement vermittelte ihnen Koordinatorin Annegret Stegers, die auf Knigge, Deko und das Eindecken des Tisches besonderen Wert legte. Beim gemeinsam zubereiteten Büfett erholten sich die Jungen vom Abenteuer "Hausmann".

70 Mädchen mit Leidenschaft für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik fanden sich im Remagener Campus ein. Auch sie konnten, begleitet von Mentorinnen, in Workshops Einblicke gewinnen. Da wurde im Biomechaniklabor der eigene Bewegungsablauf untersucht. Spielerisch lernten sie mit dem Galtonbrett die Binominalverteilung kennen - eine Wahrscheinlichkeitsverteilung, die in vielen Zufallsexperimenten eine Rolle spielt.

Da der Girls und Boys Day Optionen für die Berufs- und Lebensplanung aufzeigt, machte ebenso die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler mit. Jens Heckenbach, Leiter der Abteilung Tiefbau, wurde von einer Schülerin begleitet. Zu den Einsatzorten gehörten aber auch das Twin, das Mehrgenerationenhaus, die Kita Sterntaler, die Offene Kinder- und Jugendarbeit, die Stadtbibliothek und die drei Grundschulen.

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