Sehr traditionell Ganz schön alte Junggesellen in Walporzheim

WALPORZHEIM · Walporzheimer Verein hat eine 500-jährige Geschichte. Am Wochenende wird groß gefeiert

500 Jahre - ein halbes Jahrtausend. Kaum vorstellbar, dass ein Verein eine solch lange Zeit existiert. In Walporzheim ist das anders, dort feiern die Junggesellen am Wochenende genau diese lange Zeit ihres Bestehens. Und die ist möglicherweise noch um einiges länger, denn genau genommen wird in diesem Jahr die erste schriftliche Erwähnung Walporzheimer Junggesellen gefeiert.

Dass auf dem Boden des heutigen Walporzheim schon im vierten Jahrhundert nach Christi Römer und später Franken ansässig waren, zeigt die Bedeutung dieses Fleckens. Schon im Jahr 885 gibt es erste schriftliche Erwähnungen. Von 1246 an wird Walporzheim urkundlich als Dorf bezeichnet, das zum Stadtgebiet Ahrweiler gehört.

Die Junggesellen tauchen erstmals im Jahr 1514 auf. In dieser Zeit entwickelten sich neben den Zünften die "Junggesellen-Bruderschaften", aus denen später die Junggesellenvereine wurden. Die Bruderschaft von Walporzheim wird in der Sendschöffenordnung von 1514 erstmalig erwähnt.

Der Send war ein kirchliches Sitten- und Rügegericht. Die Sendschöffen hatten anhand eines ausgiebigen Fragenkatalogs Verstöße gegen Sitte und Anstand, aber auch - in Konkurrenz zu den weltlichen Gerichten - Straftatbestände zu ermitteln und abzuurteilen. Da es zu dieser Zeit viele Bauernaufstände gab, hatten die Schöffen die Aufgabe, Namenslisten der Junggesellen aus dem Stadtgebiet anzufertigen, damit die Junggesellen das Dorf vor Diebes- und Räubergesindel schützen können.

Die Junggesellen wurden in Rotten eingeteilt. Zu vier Junggesellen kam ein Rottmeister. Im Jahr 1514 erstellte Thilman Burzgin eine solche Liste, in der unter anderem ein Johan Gieß, Tönnes Hout, Laurens Wimer, Mees Hennes, Johan Morß oder Simon Knieps benannt waren. Es dürfte sich hierbei also um Gründungsmitglieder des Jubiläumsvereins handeln.

Weiterhin übernahmen die Junggesellen auch den Schutz der Wallfahrtsfußprozessionen oder man bewachte vor dem Ernten die Weinberge und Felder. Immer wieder ist von den Junggesellen zu lesen. So traf man am 15. Juni 1612 die Vorbereitungen für das "Alljährige Schützenfest."

Am Tage vor Corporus Christifest (Fronleichnam) stellte die Junggesellen-Bruderschaft von Walporzheim an die Stadt Ahrweiler einen Auftrag für sechs Gulden "Beisteuer", um das Fest würdig mit feiern zu können, welcher auch vom Rat bewilligt wurde, aber mit der Auflage, es müssten sich zwei Bürgersöhne verbürgen, dass "kein gezank, schlägerei oder andere onrou entstehen ...." Was später folgte, waren schwere Jahre mit Kriegen und Pest.

Letztere kostete alleine 40 Walporzheimer das Leben. Fast zwei Jahrhunderte herrschte unfassbares Leid, auch die Aufzeichnungen über die Junggesellen ruhten. Zum Ende des 18. Jahrhunderts unter französischer Herrschaft erfolgte dann die Umbenennung in "Junggesellenverein Walporzheim", aus dem Brudermeister wurde der Schultheiß.

1840 folgte die nächste Zäsur. Das preußische Vereinsgesetz verlangte neue Satzungen von den Vereinen, das Vereinsleben wurde straffer und militärisch geformt. Den Walporzheimer Junggesellen wurde zur Auflage gemacht, einen "Zug" Junggesellen mit einem "Zugführer" dem "Schützenverein" Ahrweiler einzugliedern.

Das war den Walporzheimern gar nicht recht. Erst 1846 hat man den Forderungen der Ahrweiler nachgegeben und einen Zug zum dortigen Schützenfest geschickt. Hubert Knieps war der erste Zugführer. Er hatte einen Zug von 22 Junggesellen. Von da an blieb es so, bis zum heutigen Tag.

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