Klosterkirche in der Klosterruine Marienthal Funkjazz-Göttin Candy Dulfer sorgt für Gänsehaut

MARIENTHAL · Ein Glück, dass das Dach der ehemaligen Klosterkirche in der Klosterruine Marienthal schon seit knapp zwei Jahrhunderten weg ist, sonst wäre es beim fulminanten Auftritt der niederländischen Saxofon-Ikone Candy Dulfer garantiert abgehoben.

 Kommen mit urkomischen Cover-Versionen daher: Köbes Underground.

Kommen mit urkomischen Cover-Versionen daher: Köbes Underground.

Foto: Martin Gausmann

Sie war der Headliner bei der neunten Auflage des Internationalen Festivals Musik und Wein im Ahrtal, sorgte für ein restlos ausverkauftes Haus. Was allerdings zu einem nicht geringen Teil auch ihrer neuen Begleitband "Funky Friends" zu verdanken ist, mit der sich die Funkjazz-Göttin gleich noch eine hochmoderne musikalische Crossover-Frischzellenkur verpasst hat.

Zusammen mit Mikrofon-Akrobat und Rapper Andy Ninvalle, R&B-Sänger Ricardo "Phatt" Burgrust, DJ Kikke mit ultrastylisher Sonnenbrille an den Drums, Gitarrenmagier Ulco Bed und Manuel Hugas am Bass legte sie den Grundstein für einen unvergesslichen Abend.

Zum warm werden gab es einige Stücke aus ihrer neuesten CD "Crazy" mit Anklängen an die "Black Eyed Peas" und einem klaren, luftigen Sound. Atemberaubende Soli mit neckischem Augenaufschlag und schwingender Lockenpracht ergaben einen Cocktail voll süchtig machendem Glücksstoff.

Bis dahin hielten sich die "Funky Friends" noch brav zurück, doch das änderte sich mit dem Welthit "Lily was here", den ihr kein Geringerer als Eurythmics-Gitarrist Dave Stewart auf den Leib geschrieben hatte. Gitarrist Ulco Bed warf alle Zurückhaltung über Bord und ließ seine Fender Stratocaster schreien und wimmern wie eine liebestolle Raubkatze - eines der Riffs, die eigentlich nie enden sollten.

Bei "Bass in ur Face" malträtierte Drummer DJ Kikke sein "kleines Besteck", als wär er von den bösen Geistern der einstigen Klosteräbte verfolgt. Doch was MC Andy Ninvalle nur mit Mikrofon, Stimme und unvorstellbaren Körpergeräuschen veranstaltete, zählte zu den absoluten Höhepunkten eines ohnehin überragenden Konzertes.

Mit Sänger "Phatt" zusammen pushte er zu "I like to move it, move it" die Stimmung in der Klosterkirche bis zum Halleluja und ließ auch noch Michael Jacksons "Billy Jean" kurz durchblitzen. Zum Schluss holte Candy Dulfer mit "Full Moon" und dem sensationellen "Pick up the Pieces" noch einmal alles aus ihrem Altsaxofon heraus und verabschiedete sich mit der funkigen Zugabe "Good Music" von den Gänsehaut geplagten Konzertbesuchern.

Wo die Gruppe "Köbes Undergound" auftritt, da hat die schlechte Laune Feierabend. So war es auch am Abend zuvor bei ihrem ebenfalls restlos ausverkauften Konzert in der Klosterruine. Nur mit dem Schuhlöffel konnte man sich noch in den Innenraum der ehemaligen Klosterkirche quetschen, und drinnen schlug die Stimmung Kapriolen.

Wie gewohnt alberten sich die zehn Musiker um Frontmann Ecki Pieper mit ihren urkomischen Coverversionen durch beinahe alle Genres des Musikgeschehens, wobei der musikalische Schwerpunkt natürlich in der Stadt mit dem Dom und bei den Themen Kirche, Klüngel und Karneval liegt.

Schließlich haben "Köbes Undergound" schon vor Jahren als Hausband der alternativen "Stunksitzung" den Karneval "instandbesetzt". Das ewige Dreigestirn mit Prinz Ecki in Wollsocken, Bauer Winni in Gummistiefeln und der mannstollen Jungfrau Carla regiert immer und überall und natürlich auch in Marienthal. Für orientalischen Hüftschwung sorgte Ozan Akhan, der kölsche Döner-Matador schwärmte für "Mariesche".

Und die zwei "Böösche in der Autowaschanlach" (Ecki Pieper und Carlos Neisel) sorgten gleich darauf dafür, dass Köln bald porschefreie Zone ist. "Smoke on the Water" vom Akkordeon-Orchester ist schon ganz was Feines, aber wenn Bob Marley rastamäßig "Trink doch eine mit" zwitschert und die Donkosaken mit stark russischem Akzent "Er gehört zu mir" kasatschocken - dann werden Glückshormone ausgeschüttet. Schon jetzt sehnt sich das Publikum danach, dass die "Söhne vom Bofrostmann" an die Ahr zurückkehren.

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