Konzert in Bad Neuenahr "Frohlocke, Tochter von Zion"

BAD NEUENAHR · Zum Jahreswechsel erklang in der Martin-Luther-Kirche der "Messias" des Barockkomponisten Georg Friedrich Händel.

 Konzert zum Jahreswechsel in der Martin-Luther-Kirche.

Konzert zum Jahreswechsel in der Martin-Luther-Kirche.

Foto: Martin Gausmann

Vor voller Kirche gaben das Florilegium musicum und der Silvester-Konzert-Chor unter der Leitung von Christoph Anselm Noll eine eigene, dem Kirchenraum entsprechende Interpretation des Klassikers und ernteten am Silvesterabend begeisterten Applaus.

Was passte besser zur Krönung des Jahres, in dem der 255. Todestag des Komponisten begangen wurde, als sein populärstes Werk zu präsentieren? Als die 13 Musiker mit ihren historischen Instrumenten die Bühne betraten, konnte die Frage aufkommen, ob ein so kleines Orchester einem solchen Mammutwerk gewachsen sei. Aber schon das Vorstück - Johann Friedrich Faschs Concerto G-Dur - erstickte jeglichen Zweifel im Keim. Im Fokus des Konzertes stand dann der 1. Teil des "Messias", der sich besonders mit der Advents- und Weihnachtszeit beschäftigt.

Das Gesamtstück, zu dem auch eine Vertonung von Passion, Auferstehung und Erlösung gehören, entstand auf Betreiben des englischen Librettisten Charles Jennens im August und September 1741. Der erste Teil im Besonderen entstand vom 22. bis 28. August dieses Jahres und verarbeitet - typisch für die Kompositionen dieser Zeit - zahlreiche musikalisch ältere Werke Händels. Das englischsprachige Libretto beruht auf alttestamentlichen Propheten-Büchern - besonders Jesaja - und der weltberühmten Weihnachtsgeschichte nach dem Evangelisten Lukas. Musikalisch beginnt das Werk mit einer "Sinfony" nach Art einer Französischen Ouvertüre, die sich aus einem getragenen ersten und einen schnellen zweiten Teil aufbaut.

Wolfgang Dey und Clara Geuchen ließen besonders im zweiten Teil der Ouvertüre ihre Oboen regelrecht jubilieren - ein Motiv, das noch häufiger vorkommen sollte. Wie sich die Adventszeit vom Weihnachtsfest abhebt, so heben sich im ersten Teil des "Messias" die ersten 13 Kompositionen von den restlichen sieben aufgrund ihrer tiefen Stimmlage ab. So konnte Tenor Bernhard Scheffel gar nicht seinen ganzen Stimmumfang ausspielen: Die Arie "Ev'ry valley shall be exalted" - "Alle Tale macht hocherhaben" - könnte eigentlich einem Bass besser stehen. Wie auf den Leib geschrieben waren hingegen die Arien "But who may abide" - "Doch wer wird ertragen" - für Altistin Dorothee Merkel und "The people that walked in darkness" - "Das Volk, das da wandelt in Finsternis" - für Bassist Joachim Höchbauer.

Zwischendurch durfte auch der Chor schon sein Können unter Beweis stellen. Mit zahlreichen versetzten Einsätzen und komplexer Polyphonie wurde ihm einiges abverlangt, was er jedoch mit Bravour meisterte.

Nach einer "Pifa" genannten ruhigen Hirtenmusik begann der weihnachtliche Teil der Komposition und damit war der Einsatz der Sopranistinnen Andrea Stenzel und Wiltrud de Vries gekommen. In fast unendlichen Kapriolen schickte die Komposition ihre Stimmen auf eine musikalische Berg- und Talfahrt. Zur hellen Freude des Publikums kam das Rejoice-Motiv aus der Arie "Rejoice greatly, O daughter of Zion" - "Erwach, frohlocke o Tochter von Zion" - so schnell nicht zum Ende. Als der letzte Ton des großen Schlusschores verklungen war, hing jedoch über allem Applaus noch eine Frage in der Luft: Gehört nicht auch das weltberühmte "Hallelujah" zum "Messias"? Eigentlich erst für Ostern vorgesehen, gaben es Orchester und Chor als Zugabe. Nicht enden wollender Applaus war der Dank des Publikums an die Aufführenden.

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