Weißer Turm in Ahrweiler Fotograf Hans-Jürgen Vollrath und Gäste eröffnen Stadtgalerie

AHRWEILER · Der Weiße Turm in Ahrweiler ist jetzt wieder bis in die oberste Etage "bewohnt", und aus dem Stadtmuseum ist eine "Stadtgalerie" geworden: Diese hat der Fotograf Hans-Jürgen Vollrath mit einer Vernissage und zwei befreundeten Künstlern als Gastaussteller eröffnet.

 Die Stadtgalerie im Weißen Turm eröffnen (von links) Bürgermeister Guido Orthen, Burgundia Theresa Friedrich, Landrat Jürgen Pföhler und Fotograf Hans-Jürgen Vollrath.

Die Stadtgalerie im Weißen Turm eröffnen (von links) Bürgermeister Guido Orthen, Burgundia Theresa Friedrich, Landrat Jürgen Pföhler und Fotograf Hans-Jürgen Vollrath.

Foto: Martin Gausmann

Hans-Jürgen Vollrath und sein älterer Bruder Wolfgang aus Burbach im Westerwald zeigen ihre jeweils eigene digitale Fotokunst und Lothar Feige aus Gehrden bei Hannover Eisenskulpturen.

"Der weiße Turm ist bunt und jung geworden, zumindest innen", stellte Hans-Jürgen Vollrath vor vielen prominenten Gästen und neugierigen Besuchern fest: "Aus dem ehemaligen Ahrgaumuseum ist ein Turm der Kunst geworden." Kunst der Gegenwart, der Zukunft und auch der Vergangenheit beherberge das Haus nun mit der Malschule Roos im Erdgeschoss, dem Ahrweiler Zimmer und dem Trauzimmer darüber und der Stadtgalerie auf der neuen "Beletage von Ahrweiler".

"Es war der Stadt und dem Stadtrat ein Bedürfnis, dass das schöne Gebäude mit besonderer Aura für die Menschen heute erfahrbar wird und nicht nur Ausstellungsraum der Vergangenheit bleibt. Das Gebäude ist zu schön und zu wertvoll, um es nicht täglich mit Menschen zu beleben", sagte der Hausherr, Bürgermeister Guido Orthen.

Über "ein neues Kleinod im ortsbildprägenden Gebäude" freute sich Landrat Jürgen Pföhler. Er erklärte, Vollrath sei "ein Mensch, der wie kein anderer den Kreis Ahrweiler kennt", weil er seit seinem 14. Lebensjahr als Fotograf in der Region unterwegs sei. Orthen wies der Kunst und dem Künstler die Fähigkeit zu, im Alltäglichen das Besondere und im Selbstverständlichen das Wunderbare sichtbar zu machen.

Dem Sichtbaren stand in der "Foto-Art" Vollraths vielfach das Unsichtbarmachende zur Seite: Nebel, oft schier undurchdringlich, mal als zarter Schleier zwischen Baumreihen, dann als weißes Wattenmeer zwischen Weinbergen, schuf spezielle Stimmungen und setzte Formen und Farben in Szene. Digitale Veränderungen verstärkten den Eindruck des Fremden und Faszinierenden im eigentlich Vertrauten.

Statt seiner modernen, sehr abstrakten Werke hat Vollrath für seine erste Schau in der ersten eigenen Galerie vor allem Ansichten heimischer Motive ausgesucht, die der Betrachter neu erlebt: der Turm oberhalb der "Bunten Kuh", der Krausberg, ein Baum auf Nonnenwerth und immer wieder Aufnahmen der Kreisstadt und der umliegenden Weinberge. Dazu kommen Aufnahmen aus Paris, Irland und Casablanca und neuere Fotos aus Lappland sowie Werke nicht nur auf Leinwand, sondern auch auf Acryl und Aluminium gedruckt.

Angetan waren viele Vernissage-Besucher auch von Vollraths "Relief", das je nach Blickwinkel nur Ahrweiler oder nur Bad Neuenahr oder auch etwa die Ahrweiler Laurentiuskirche gleich neben der Bad Neuenahrer Rosenkranzkirche erscheinen ließ.

Der Nebel stand in Hans-Jürgen Vollraths Werken oft im Kontrast zum bunten Laub der herbstlichen Reben im Ahrtal. Bei Wolfgang Vollrath hob das Weiß des Nebels die sublimen Formen schroffer Felsen, Silhouetten von Mensch und Baum hervor. Auch wenn das in Südtirol aufgenommene Werk gemäß dem Titel "Not a Caspar David Friedrich" war, zitierte es den Früh-Romantiker. Ganz anders wirkten die unscharfen Formen und zugleich leuchtenden Farben etwa von Wolfgang Vollraths "Wasserfarben": auf den zweiten Blick ein Kieselstrand in Kroatien. Form und Oberfläche spielten ganz anders ineinander bei der Eisenkunst Feiges.

Aus ausgedienten Ackergeräten schafft er durch Erhitzung auf 1200 Grad und Bearbeitung mit dem Hammer neue Kunstwerke. Pflugscharen werden "Flugobjekte" und durch plötzliche Abkühlung des Materials entstehen faszinierende Farbchangierungen des Rosts.

Die Stadtgalerie wird Vollrath mit eigenen Stücken, aber auch mit Werken von Gastausstellern bestücken. Die aktuelle Schau ist bis Mitte November zu sehen: montags von 14.30 bis 18 Uhr und von 19.30 bis 21 Uhr, dienstags von 10 bis 11.30 Uhr und von 16.15 bis 19.30 Uhr, mittwochs von 16.15 bis 21 Uhr, donnerstags von 17.30 bis 21 Uhr, freitags von 14.30 bis 19.30 Uhr und sonntags von 14 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 02641/36773.

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