Evakuierung des Kurhotels Einsatz sorgte für Aufregung unter den Gästen

BAD NEUENAHR · Samstagnachmittag, 14.30 Uhr: Auf der Bad Neuenahrer Kurgartenstraße flanieren Dutzende von Touristen. Auch im mit rund 300 Gästen beinahe ausgebuchten Steigenberger Kurhotel herrscht im Foyer reger Betrieb, als ein Gast telefonisch bei der Rezeption einen Brand in seinem Zimmer in der dritten Etage des Westflügels meldet.

 Die Rettung der "Hotelgäste" erfolgt per Drehleiter aus schwindelnder Höhe.

Die Rettung der "Hotelgäste" erfolgt per Drehleiter aus schwindelnder Höhe.

Foto: Martin Gausmann

Jetzt muss es schnell gehen, denn das Feuer breitet sich bereits auf die vierte Etage aus. Im Westflügel mit seinen 44 Zimmern sind 58 Gäste gemeldet.

Zum Glück ist das nur ein Übungsszenario mit rund 30 Gäste-Darstellern, aber eines unter möglichst realistischen Bedingungen. Und so nimmt die Einsatzleitstelle der Feuerwehr in Ahrweiler Sekunden nach dem Hilferuf des Hotelgastes die Alarmmeldung des Hotels entgegen und fordert die Löschzüge Bad Neuenahr, Ahrweiler, Heimersheim, die Löschgruppe Heppingen und die Drehleiter der Feuerwehr Ringen an.

Hinzu kommen noch Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes. Als wenige Minuten später die ersten Rettungsfahrzeuge vorfahren, ist an der Kurgartenbrücke erst einmal Schluss. Ein Pkw und das Touristenbähnchen "Ahrtal-Express" blockieren die Fahrbahn. Wertvolle Sekunden vergehen, bis die Retter das Hotel erreichen.

Dort befinden sich an der Seite zum Kurgarten zahlreiche Personen auf den Balkonen und rufen um Hilfe. Der Rauch versperrt die Rettungswege. Nach und nach treffen immer mehr Rettungskräfte ein, während sich die Leitstelle vor dem Hotel postiert, die Angestellten die Rettungspläne hervorholen und die Neuenahrer Kameraden per Drehleiter erste Menschen aus den Zimmern bergen.

Schnell finden sich jede Menge Schaulustige ein, uneinsichtige Autofahrer meinen derweil, sich zwischen den Rettungsfahrzeugen durchdrängeln zu müssen. Endlich kommt aus dem knapp sechs Kilometer entfernten Ringen die zweite Drehleiter. Die muss nach kurzem Gespräch auf der Kurgartenbrücke zurücksetzen und durch die halbe Stadt fahren, um von der Mittelstraße aus an den rückwärtigen Teil des Westflügels zu gelangen, denn auch dort rufen Menschen aus den Fenstern um Hilfe.

Die Minuten vergehen. Über die Drehleitern sowie mehrere tragbare Leitern werden schließlich einige der betroffenen Gäste gerettet, andere können regulär übers Treppenhaus und das Nottreppenhaus am Ende des Hotel?ügels aus dem Hotel geführt werden. Dabei tragen die Einsatzkräfte allesamt umluftunabhängige Atemschutzgeräte, die sie vor dem Brandrauch schützen.

Die Gäste erhalten Fluchthauben zum Schutz vor den Atemgiften im Rauch. Zügig werden die Menschen an der Kurgartenstraße gerettet und der Verletztensammelstelle zugeführt, wo der Rettungsdienst des DRK-Ortsverbandes Bad Neuenahr unter Führung des Leitenden Notarztes Roman Bauer die Verletzungen sichtet und entscheidet, wer in welche Klinik gebracht werden muss. Im Ernstfall eine sehr anspruchsvolle logistische Aufgabe.

Unter der Leitung des neuen Wehrleiters Marcus Mandt dringen parallel dazu weitere Feuerwehrangehörige mit Schlauchleitungen zu den angenommenen Brandherden vor und löschen sie. Dabei stellt sich heraus, dass sich eine Gruppe von Kindern auf den Dachboden ge?üchtet hat. Sie müssen in dem mehrere Hundert Quadratmeter großen, verwinkelten Raum gesucht und natürlich ebenfalls in Sicherheit gebracht werden.

Die Löschwasserversorgung erfolgt neben den Hydranten auch aus der parallel ?ießenden Ahr. Das Personal des Hotels wird in die Übung umfassend eingebunden, gilt es doch, auch die Mitarbeiter in einer solche Ausnahmesituation zu schulen. Dort ist insbesondere die Information und Versorgung der Gäste, die wussten, dass es eine solche Übung geben wird, eine der Hauptaufgaben. Hoteldirektor Denis Hüttig hat große Erwartungen in die Übung, versetzt diese die Mitarbeiter angesichts des fast ausgebuchten Hauses und jeder Menge Arbeit in eine zusätzliche Stresssituation, die es zu meistern gilt.

"Es ist wichtig, dass die Abläufe in einem solchen Fall eingeübt sind, darum machen wir auch regelmäßige Brandschutzübungen", so Hüttig. Die Sicherheit der Gäste und der Mitarbeiter gehe über alles. Evakuiert werden am Samstag aber keine regulären Hotelgäste, dafür konnten die Organisatoren ihren Freundeskreis gewinnen. Auch vom Löschwasser bleibt das Traditionshaus verschont. Dafür analysieren die Darsteller sowie die 70 Rettungskräfte den Übungsverlauf, unmittelbar nachdem der letzte Schlauch wieder eingerollt ist.

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