Der Jazz ist ihr Hobby Eine Pionierin der Traumatherapie

AHRWEILER · Ehrenwall-Chefärztin Susanna Smolenski wird heute mit Symposium verabschiedet.

 Susanna Smolenski wird heute verabschiedet.

Susanna Smolenski wird heute verabschiedet.

Foto: Martin Gausmann

VON GÜNTHER SCHMITT

"In einer Therapie braucht man Geduld und Mut." Wenn Susanna Smolenski das sagt, weiß sie, wovon sie spricht. Nach 32-jähriger Tätigkeit an der Ahrweiler Ehrenwall-Klinik geht die Chefärztin zum Juli in den Ruhestand. Es wird kein Abschied mit Händeschütteln und Schulterklopfen, wissenschaftlich soll er sein. Deshalt hat Christoph Smolenski als Klinikchef zu einer wissenschaftlichen Tagung eingeladen.

So geht denn heute in der Klinik vor dem Ahrweiler Obertor zum Finale ihrer Laufbahn das Symposium "25 Jahre Traumatherapie" über die Bühne - mit Vorträgen und Diskussionen. Und erst danach gibt es am Abend den offiziellen Tagesordnungspunkt "Fete".

Denn vor einem Vierteljahrhundert war es Susanna Smolenski, die mit einem kleinen Team psychiatrisches Neuland betrat und dann etablierte. Das Ahrweiler Haus gehörte zu den ersten Kliniken in Deutschland, die ein Traumatherapiekonzept umsetzten. Die ersten Patienten waren Opfer von sexueller Gewalt, später Polizisten, Feuerwehrleute, Soldaten nach Auslandseinsätzen - Menschen, die im Dienst oder auch privat Schlimmes erlebt haben. Mehr als zwei Jahrzehnte leitete Susanna Smolenski das Traumateam und bis dato ist sie Chefin der Traumaambulanz der Klinik, eines Pilotprojekts des Mainzer Gesundheitsministeriums.

Selbstsicherheit und Selbstwert gewinnen, wissen, was in einem vorgeht, wenn dramatische Bilder zurück ins Kopf-Kino kommen, und dann damit umgehen lernen, könnte dabei die Kurzformel für Patienten lauten. Auch wenn sich das bei der 67-Jährigen mit ihrem leicht schweizerischen Spracheinschlag deutlich charmanter anhört.

Fast 20 Jahre lang war die Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie sowie Psychosomatische Medizin Chefärztin der Klink. Seit 1973 ist sie verheiratet mit Christoph Smolenski, Ärztlicher Direktor, Geschäftsführer und Urenkel von Klinik-Gründer Carl von Ehrenwall.

Ehrenamtlich engagiert sich Susanna Smolenski im "Bündnis gegen Depression" sowie für das Netzwerk "Runder Tisch - keine Gewalt gegen Frauen". Privat gilt ihr Interesse der Kultur. So war sie Gründungsvorsitzende des Fördervereins für Archäologie und Museumskultur Bad Neuenahr-Ahrweiler. Musikalisch steht sie auf Jazz.

So gibt es seit fast 20 Jahren Jazz in der Klinik, der auch schon mal in der ehemaligen Synagoge von Ahrweiler über die Bühne ging. Das war der Auftakt einer Deutschland-Tournee von Sherry Williams. Und wie kommt gerade eine US-Jazzgröße an die Ahr? Ganz einfach: Markus Burger, Pianist von Sherry Williams, war mal mit einer Assistenzärztin der Klinik zusammen.

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