200 Arbeitsplätze für Bad Neuenahr Ein Sinziger kauft die Ahrtal-Kaserne

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Hartnäckig hielt sich in den vergangenen Wochen das Gerücht - nun gibt es Gewissheit: Die Sinziger Immobilienbewertungsfirma Sprengnetter hat die Ahrtal-Kaserne gekauft. Sie bestätigte am Freitag auf GA-Anfrage, dass ein entsprechender Notarvertrag besiegelt sei. Über die Höhe des Kaufpreises gab es keine Auskunft.

 Die Ahrtal-Kaserne in Bad Neuenahr hat einen neuen Eigentümer. Der Gebäudekomplex an der Heerstraße wird neue Bleibe der Sprengnetter GmbH.

Die Ahrtal-Kaserne in Bad Neuenahr hat einen neuen Eigentümer. Der Gebäudekomplex an der Heerstraße wird neue Bleibe der Sprengnetter GmbH.

Foto: Martin Gausmann

"Wir freuen uns, dass wir mit dem Verkauf der Ahrtal-Kaserne an Sprengnetter einen innovativen Käufer gefunden haben, der die Büroflächen in den Gebäuden weiternutzen möchte und sich im Bieterverfahren durchsetzen konnte", bestätigte am Freitag Claus Niebelschütz, Verkaufsleiter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Damit endet für die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler die Ungewissheit über die mögliche Nachfolgenutzung. Vor zwei Jahren hatte die Bundeswehr im Zuge von umfassenden Umstrukturierungsmaßnahmen die Kaserne verlassen.

Nach derzeitigen Überlegungen sollen zunächst die drei zur Innenstadt hin gelegenen fünf- und sechsgeschossigen Gebäudeteile als eigene Büroräume von Sprengnetter genutzt werden. Hier sollen auf rund 4600 Quadratmetern Nutzfläche rund 225 Büro-Arbeitsplätze und Besprechungsräume geschaffen werden.

Teile eines weiteren auf dem Grundstück gelegenen Gebäudes werden zusätzlich als Gemeinschafts- und Schulungsräume dienen. Die zur Heerstraße hin gelegenen viergeschossigen Gebäude sollen zunächst vermietet werden. Es stehen Büroflächen zwischen 400 und 4000 Quadratmetern zur Vermietung zur Verfügung.

"Für uns löst sich damit das große Problem der Raumknappheit, das sich in den vergangenen Jahren aufgrund des massiven Wachstums ergeben hat", teilte das Sinziger Unternehmen mit. Dort ist Sprengnetter derzeit über sieben Bürostandorte in der ganzen Stadt verteilt.

Aufgrund der begrenzten Ausbaumöglichkeiten auf dem eigenen Firmengelände an der Barbarossastraße wurde in den vergangenen Jahren verstärkt Wohnraum in umliegenden Gebäuden und Gewerberaum in anderen Teilen des Stadtzentrums umgenutzt, um den stark steigenden Raumbedarf kurzfristig decken zu können. Die Sprengnetter-Gruppe unterhält nach eigenen Angaben zudem Standorte in Köln, Dortmund und Berlin.

Im großen Bürokomplex an der Heerstraße können alle rund 150 Sinziger Mitarbeiter unter einem Dach arbeiten. Der Umzug soll nach kurzfristigen energetischen Sanierungsmaßnahmen bereits in absehbarer Zeit stattfinden. "Mit dem Kauf der ehemaligen Ahrtal-Kaserne haben wir unsere wirtschaftliche Gesamt- und Zukunftslösung gefunden. Bereits in Kürze werden wir genug Platz für unser weiteres Firmenwachstum haben und können viele weitere spannende Projekte umsetzen", erklärte Firmenchef Hans Otto Sprengnetter.

Mit dem gesamten Unternehmen werde auch die "Sprengnetter-Akademie", nach Firmenangaben Marktführer in der Aus- und Weiterbildung in der Immobilienbewertung, in die Kreisstadt umziehen. Die Akademie organisiere und veranstalte jährlich deutschlandweit bis zu 500 Seminartage. Rund 150 davon finden am Unternehmenshauptsitz statt. Sprengnetter: "Hiervon wird die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler durch zusätzliche Übernachtungen und Restaurantbesuche profitieren."

"Es war immer unser Ziel, hier eine gute gesellschaftspolitische Lösung für die Stadt zu finden, die den Verlust kompensiert und uns in Zukunft sukzessive eine hohe Zahl neuer Arbeitsplätze bringt", erklärte Bürgermeister Guido Orthen. "Auch mit Blick auf künftige Gewerbesteuereinahmen", so das Stadtoberhaupt, "ist der Kauf des Areals durch die Sprengnetter Immobilienbewertung für uns eine gute Entwicklung."

Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler teilte am Freitag mit, sie sei nennenswert an der Umwandlung der früheren Liegenschaft der Bundeswehr in eine zivile Folgenutzung beteiligt gewesen. So habe die Stadt, gefördert von Land und der BImA, bereits im Dezember 2012 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Das gesamte Areal hatte man auf Fachmessen zum Verkauf angeboten. Auch Wirtschaftsministerin Eveline Lemke hatte sich eingeschaltet, um bei der Suche nach einem Käufer behilflich zu sein. Offen ist derzeit noch, was mit den freiwerdenden Büroräumen in Sinzig wird. "Hierzu können wir derzeit noch nichts sagen", so Sprengnetter-Marketingchef Holger Zimmer.

Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger: "Auch wenn wir einen großen Gewerbesteuerzahler verlieren, sind wir froh, dass die große Anzahl an Arbeitsplätzen in der Region bleibt." Es sei absolut nachvollziehbar, dass das Unternehmen die Chance nutze, um seine bisherigen Standorte nun in Bad Neuenahr zu konzentrieren.

Der Käufer

Die Immobilienbewertung Sprengnetter arbeitet seit über 35 Jahren im Bereich der Immobilienbewertung. Neben der Aus- und Weiterbildung sowie Zertifizierungen umfasst der Komplettservice in der Immobilienbewertung einen Fachverlag und Softwarelösungen sowie eine eigene Marktforschung. Das Unternehmen bietet deutschlandweit Gutachten und Bewertungsdienstleistungen an und beschäftigt derzeit mehr als 200 Mitarbeiter. Unter anderem bekam die Unternehmung den Zuschlag zur Bewertung von Häusern am neuen Berliner Flughafen.

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