200 Jahre Ahrweiler Ein Pfarrer, der als Frauenmörder Schlagzeilen machte

KREIS AHRWEILER · Jahreswechsel bieten seit jeher die Möglichkeit, nach vorne zu schauen und dabei gleichzeitig zurückzublicken. Denn Jahrestage oder Jubiläen bedingen nun mal, dass etwas irgendwann schon passiert ist - positiv oder auch negativ.

Die Gleislose mit Schaffnern und Fahrgästen vor 110 Jahren auf dem Ahrweiler Markt. Links das alte Ahrweiler Rathaus, dessen Wappenstein die Jahreszahl 1566 trägt, also im Jahr 2016 genau 450 Jahre alt ist.

Die Gleislose mit Schaffnern und Fahrgästen vor 110 Jahren auf dem Ahrweiler Markt. Links das alte Ahrweiler Rathaus, dessen Wappenstein die Jahreszahl 1566 trägt, also im Jahr 2016 genau 450 Jahre alt ist.

Foto: Gausmann

Wappensteine: So erinnert ein Wappenstein am alten Rathaus am Ahrweiler Marktplatz daran, dass es eine Bürgerbeteiligung und zumindest eine frühe Art von Demokratie schon im alten Ahrweiler gab. Denn der Wappenstein trägt die Jahreszahl 1566. Er wurde mutmaßlich von einem Vorgängergebäude "gerettet", denn das Haus in seiner heutigen Form geht auf das Jahr 1780 zurück. Auf immerhin 250 Jahre bringt es 2016 ein Geschäftshaus in direkter Nachbarschaft. Dort ist 1766 zu lesen.

Pfarrer und Frauenmörder: 1766 war das Jahr, in dem Peter Joseph Schäffer in Ahrweiler geboren wurde. Schulzeit sowie Studium der Theologie in Bonn und Köln folgte 1792 die Priesterweihe. Von den Franzosen als Geistlicher zunächst inhaftiert, lernte er den späteren Aachener Bischof Marcus Antonius Berdolet kennen, der ihn im Sommer 1803 als Pfarrer in Köln einsetzte. In diesem Jahr erschlug der Pfarrer die Schwestern Barbara und Katharina Ritter, die ihm über Jahre den Haushalt geführt hatten, als Schäffer Pfarrer im Elsass war.

Laut Zeugenaussagen hatten die Frauen zuvor mit ihrem Dienstherrn im Postwagen nach Bonn gesessen. Die Frauen wurden bei Deutz "mit abgeschnittenen Hälsen" am Rhein gefunden. Die Verhaftung Schäffers aufgrund der Zeugenaussagen sorgte für Schlagzeilen der damaligen Kölner Medien, denn ein Geistlicher als Frauenmörder, da gab es viele Fragezeichen. Schäffers Motiv wurde in langen Verhören klar: Er war mit Barbara Ritter eine heimliche Ehe eingegangen und fürchtete an seinem neuen Wirkungsort Köln um seinen guten Ruf. Das Verfahren, das sich zum Sensationsprozess entwickelte, endete am 18. November 1803.

Schäffer wurde "Im Namen des französischen Volker zum Tode verdammt." Seine öffentliche Hinrichtung durch die Guillotine fand am Nachmittag des 29. Dezember 1803 in Aachen statt. Seine letzten Worte: "Ich bin der erste Priester, der so eine schreckliche Tat beging, ich hoffe, dass ich auch der letzte sein werde".

Moderne Zeiten: 110 Jahre sind es 2016 her, dass am 23. Mai 1906 ein für damalige Verhältnisse hochmodernes Verkehrsmittel seinen Betrieb zwischen Walporzheim und dem aufstrebenden Kurbad Neuenahr aufnahm: die Gleislose. Noch in Kutschenform gehalten, war diese O-Bus, denn der Strom für den Elektromotor kam über eine Oberleitung, die vom Kraftwerk des Ahrweiler Ehrenwall-Sanatoriums gespeist wurde. Die Gleislose verfügte über drei Triebwagen und zwei Anhängerwagen, konnte pro Wagen 20 Personen aufnehmen. Die Fahrzeit für die 5,3 Kilometer zwischen den Haupthaltepunkten betrug rund eine halbe Stunde, der Fahrpreis 30 Pfennige. Täglich wurden 25 Fahrten absolviert. Schon im ersten Jahr kam die Bahn ohne Schienen auf 88 000 Fahrgäste. 1919 stellte die Gleislose ihren Betrieb ein.

Kirchenjubiläum: Vor 150 Jahren wurde in der neuen Sankt-Laurentius-Kirche in Oberwinter der erste Gottesdienst gefeiert. Das Gotteshaus wurde am 30. September 1866 eingesegnet. Ein Jahr zuvor hatten die Bauarbeiten mit dem Abriss der alten Kirche begonnen. Diese wurde erstmals 1131 urkundlich erwähnt. Ihre dicken Basaltmauern machten sie feucht und ungesund für die Besucher. Ein Umstand, der die Oberwinterer Katholiken um Pfarrer Johann Wald zum Neubau bewegte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort