Nero baute die Villa Ein Hauch von Ben Hur im Ahrtal

AHRWEILER · Mainzer Archäologe legt neue Forschungsergebnisse zur Ahrweiler Römervilla vor.

 Andreas Schmickler (links) begrüßt im Ahr-Weinforum Referent Rüdiger Gogräfe (1. Reihe links) zum Vortrag über die Römervilla.

Andreas Schmickler (links) begrüßt im Ahr-Weinforum Referent Rüdiger Gogräfe (1. Reihe links) zum Vortrag über die Römervilla.

Foto: Martin Gausmann

VON GÜNTHER SCHMITT

"Die Ahrweiler Römervilla ist keine x-beliebige Ausgrabungsstätte. Ihre in jahrelanger Arbeit aus Tausenden von Fragmenten wie ein Puzzle zusammengesetzten Wanddekorationen machen es möglich, ein soziales Profil des Villenbesitzers zu erstellen." Das sagte der Mainzer Archäologe Rüdiger Gogräfe. Der Wissenschaftler von der Gutenberguniversität gilt als international anerkannter Spezialist in Sachen römischer Wandmalereien. Auf Einladung des Förderkreises Archäologie und Museumskultur um Andreas Schmickler stellte er seine neuesten Forschungsergebnisse zur Römervilla vor.

Zwei Fakten stellte er dabei voraus. Die Villa wurde unter Kaiser Nero gebaut, unter Dometian und Trajan erweitert. Vom hohen Bildungsstand der Bewohner zeugt das inzwischen international bekannte Graffiti eines Dialogs zwischen Schüler und Lehrer, das an einer Wand der Villa zu lesen ist.

Herausragend seien die Darstellungen auf Wandsockeln in einem Raum der Villa. Gogräfe: "Wir sind da bei der Rekonstruktion sehr ehrgeizig geworden." Zu sehen sind auf einem Sockel zum Beispiel eine Szene aus einem Wagenrennen im Zirkus oder der Kampf zweier Gladiatoren, quasi ein Hauch von Ben Hur im Ahrtal.

Eine andere Wand zeigt zwei komplett erhaltene Opferdiener, einen mit Ölkanne, einen mit Opfermesser auf einem Tablett. Gogräfe: "Das zeigt, dass hier Blutopfer gebracht wurden." Diese seien nur zu wichtigen Anlässen vollzogen worden. Der erhaltene Abschnitt eines Purpurmantels im selben Gemälde lasse auf den hohen gesellschaftlichen Status des Opfernden schließen. "Da wird der Hausherr dargestellt", ist sich Gogräfe sicher. Und nur Ädile hatten das Recht, einen Triumphatormantel zu tragen.

Da schließe sich der Kreis, findet der Wissenschaftler, denn Ädile seien in den römischen Provinzen wie die Prätoren in Rom die "Spiele-Herausgeber" gewesen, also die, die Zirkusspiele und Wagenrennen veranstalten. Das erkläre die Wandmalereien mit Motiven von Zirkusspielen: Vormittagsprogramm Tierkämpfe, Nachmittagsprogramm Gladiatorenkämpfe.

Und meist seien es "Erinnerungen an besondere Spiele, die tatsächlich stattgefunden haben". Vergleichbare Funde habe es in Römervillen in der Schweiz und in Libyen gegeben. Auch diese seien wie die Malereien in Ahrweiler "herausragende Zeugnisse" der Historie.

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