Das längste Brückenbauwerk der A 61 Ahrtalbrücke: Ein Bauwerk der Rekorde

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Vor 40 Jahren wurde die 1521 Meter lange Ahrtalbrücke eingeweiht. Mit ihr wurde die Autobahn 61 zur "Lebensader Europas". Eine Reise in die Vergangenheit.

 1974: Die meisten der 21 Pfeilerpaare sind fertiggestellt. Im Vordergrund lagern 2000 Tonnen Stahl für das spätere Vorschubgerüst, das mit 140 Metern Länge weltweit alle Rekorde schlug.

1974: Die meisten der 21 Pfeilerpaare sind fertiggestellt. Im Vordergrund lagern 2000 Tonnen Stahl für das spätere Vorschubgerüst, das mit 140 Metern Länge weltweit alle Rekorde schlug.

Foto: Martin Gausmann

Die Ahrtalbrücke hat Geburtstag. Das mit 1521 Metern längste Brückenbauwerk der Autobahn 61 wird 40 Jahre alt. Zumindest der Fahrstreifen in Richtung Köln. Denn dieser wurde am 18. Dezember 1975 feierlich eröffnet. Mit großem Brimborium, Promi-Fußmarsch und Konvoi.

Hauptakteure der Einweihungsfeier am Nordende der Brücke waren der damalige Bundesverkehrsminister Kurt Gscheidle, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Helmut Kohl und Landesverkehrsminister Heinrich Holkenbrink. Sie alle tranken auf das gelungene Bauwerk aus dem Pokal von Ahrweinkönigin Hedwig Hörsch, heute Hede Gräfin Schweinitz.

Die Ahrtalbrücke kostete damals 55 Millionen Mark, war letztes Teilstücke der Autobahn 61 von Krefeld bis Ludwigshafen. Diese hat insgesamt eine Länge von 325 Kilometern (davon 112 in Nordrhein-Westfalen, 206 in Rheinland-Pfalz und sieben in Baden-Württemberg) und 275 Brücken. Die Baukosten betrugen damals 2,5 Milliarden Mark.

Helmut Kohl, der spätere Kanzler der deutschen Einheit, unterstrich bei der Einweihung, "dass dieses neue Straßenbauwerk das weite Gebiet im Westen der Bundesrepublik von Nordrhein-Westfalen über Rheinland-Pfalz bis nach Baden-Württemberg völlig neu erschließt und sichtbarer Ausdruck des Endes einer langen Zeit schwerer Geschichte ist, in der Investitionen im Westen Deutschlands von hauptsächlich militärisch-strategischen Überlegungen bestimmt wurden."

Transitstrecke für Campingwagen

Und Kurt Gscheidle befand, dass es für die Förderung der Wirtschaftsstruktur bedeutsam sei, dass "durch die neue Fernstraße die Anreisewege aus den Ballungsräumen Rhein und Ruhr sowie Main in die Erholungsgebiete der Eifel und des Hunsrücks verkürzt und somit günstige Voraussetzungen für die Entwicklung des Fremdenverkehrs geschaffen werden." Der Mann aus Bonn konnte damals noch nicht ahnen, dass die A 61 einmal zur Transitstrecke für Campingwagen mit gelb-schwarzen Nummernschildern werden und täglich rund 75 000 Fahrzeuge, davon 20.000 Lastwagen, über das Ahrtal fahren würden.

Bei der Eröffnung feierten die Verantwortlichen unisono die linksrheinische Bundesautobahn 61 zwischen Krefeld und Ludwigshafen als "Lebensader Europas", die andere Verkehrsachsen wie etwa die Bundesstraße 9 entlaste und strukturschwache Räume erschließe. So auch den Nürburgring über die Abfahrt Wehr und den später gebauten Zubringer, die Bundesstraße 412. Eine Verbindung zwischen A 3 und A 61 mit Rheinbrücke bei Remagen wurde allerdings schon vor Jahren zu den Akten gelegt und taucht im Bundesverkehrswegeplan nicht mehr auf.

85.000 Kubikmeter Beton und 7000 Tonnen Betonstahl

Zurück zur bis zu 55 Meter hohen Ahrtalbrücke, deren Bau im damals angewandten Vorschubverfahren alle Rekorde schlug. Bei der Vorschubtechnik wurde Brückenfeld um Brückenfeld vorgerückt und der Beton gegossen. Nirgends sonst auf der Welt wurden bis dahin Vorschubgerüste von rund 140 Metern Länge und 2000 Tonnen Gewicht benutzt. Insgesamt wurden für das Bauwerk 85.000 Kubikmeter Beton und 7000 Tonnen Betonstahl verarbeitet. Die knapp 32 Meter breite Brücke stützt sich auf 21 Pfeilerpaare und hat eine eine Gesamtfläche von rund 47.000 Quadratmetern.

Die Fahrbahnen verlaufen auf zwei komplett durchgängigen Hohlkästen, die rund fünf Meter hoch und sieben Meter breit sind. Diese sind durch die Pfeiler zu erreichen, bergen Entwässerung und Technik. Komplett fertig war die Brücke übrigens 1976 - aber ohne Festakt.

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