Maibachfarm Die Zeichen stehen auf Deal

AHRWEILER/BONN · Im Prozess um den ehemaligen Verwalter des Weinguts Maibachfarm in Ahrweiler, der fast eine Millionen Euro veruntreut haben soll, deutet sich ein sogenannter Deal an.

 Weit oben im Ahrweiler Tal liegt die Maibachfarm mit ihren zahlreichen Gebäuden fast mitten im Wald.

Weit oben im Ahrweiler Tal liegt die Maibachfarm mit ihren zahlreichen Gebäuden fast mitten im Wald.

Foto: Martin Gausmann

Am ersten Verhandlungstag vor dem Bonner Landgericht äußerte sich der 60 Jahre alte Angeklagte von der Grafschaft zwar noch nicht zu den Vorwürfen. Allerdings teilte der Kammervorsitzende nach einer mehr als einstündigen Verhandlungspause mit, dass es nach Gesprächen "hinter den Kulissen" eine "interne Zusage" des Gerichts gegeben habe.

Falls die von dem inzwischen berufsunfähigen Landwirt und seinem Verteidiger für den kommenden Verhandlungstag angekündigte "umfangreiche Erklärung" ein Geständnis sein sollte, werde sich die Kammer an die Zusage halten.

Über den Inhalt dieses Deals wurde allerdings zunächst Stillschweigen vereinbart. Ob dem Angeklagten für den Fall eines Geständnisses eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt wurde, war nicht zu erfahren. Offenbar waren auch weitere gegen den Mann laufende Ermittlungsverfahren Gegenstand des Gesprächs.

Im Vorfeld des Prozesses hatte der 60-Jährige die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestritten. Doch die Staatsanwaltschaft ist sicher, dass der Angeklagte, der aufgrund einer Lungenerkrankung nur vier Stunden am Tag verhandlungsfähig ist, jahrelang Gelder des Weinguts, hinter dem eine schwerreiche Bonnerin steht, veruntreut hat. Ihm wird vor allem gewerbsmäßige Untreue, Betrug und Unterschlagung zur Last gelegt.

Laut Anklage hat der zwischen 1998 und 2009 als Gutsverwalter tätige Familienvater mehr als 40 Grundstücke gekauft - und mittels einer angeblich gefälschten Vollmacht auf seinen Namen im Grundbuch eintragen lassen. Die nötigen 900.000 Euro für die zwischen 2005 und 2009 getätigten Geschäfte soll er aus der Firmenkasse genommen haben.

Bei den Grundstücken handelte es sich laut Staatsanwaltschaft teilweise um Weinberge in den besten Lagen an der Ahr. Jahrelang soll sich der 60-Jährige zudem sein Gehalt eigenmächtig erhöht und so 46.000 Euro dazuverdient haben. Doch nicht nur das: Dem Landwirt wird ferner vorgeworfen, 31.000 Euro auf Konten von Frau und Sohn überwiesen zu haben - für erfundene Lieferungen von Trauben für die Weinproduktion.

Die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte offenbar ein Wirtschaftsprüfer. Im September 2009 war dem Gutsverwalter, der laut Anklage auch eine Reinigung seines Privathauses für 1000 Euro von der Firma bezahlen ließ, fristlos gekündigt worden. In der Folge war es zur Rückübertragung etlicher Grundstücke gekommen - einige Käufe auf seinen Namen soll der Angeklagte allerdings weiterhin verschwiegen haben.

Nach seinem Rauswurf war der 60-Jährige nach eigenen Angaben knapp zwei Jahre arbeitslos. Im August des vergangenen Jahres habe er angefangen, in der Schweiz bei einer Spezialitätenkäserei zu arbeiten. Aufgrund des Schimmels im Reifungskeller sei jedoch seine Lunge so schlimm erkrankt, dass er heute von 840 Euro Erwerbsunfähigkeitsrente lebe. Sein Haus in Karweiler stehe kurz vor der Zwangsversteigerung.

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