Ahrweiler Tafel "Die Taschen sind prall gefüllt"

AHRWEILER · Die Ahrweiler Tafel leistet Woche für Woche wertvollen Dienst am Nächsten. Wer vor der letzten Lebensmittelausgabe in diesem Jahr am vergangenen Donnerstag einen Blick in die Regale der Ausgabestelle in Ahrweiler geworfen hat, hat unschwer erkennen können, dass die bevorstehenden Festtage auch im Warensortiment der Tafel ihren Niederschlag gefunden hatten.

 Letzte Ausgabe vor Weihnachten (von links): Renate Bitzen, Karin Maser und Lydia Ilios hinter dem Tresen der Ahrweiler Tafel im alten Bahnhof.

Letzte Ausgabe vor Weihnachten (von links): Renate Bitzen, Karin Maser und Lydia Ilios hinter dem Tresen der Ahrweiler Tafel im alten Bahnhof.

Foto: Gausmann

Neben frischem Obst und Gemüse, Konserven aller Art, Getränken und unzähligen Produkten des täglichen Bedarfs, fanden sich diesmal auch Adventskalender, mehrere Dutzend Schoko-Nikoläuse, Gebäck und allerlei Süßkram.

Pro Woche suchen jeweils bis zu 50 Kunden die beiden Ausgabestellen in Sinzig und Ahrweiler auf. "Jeder geht mit einer prall gefüllten Einkaufstasche wieder nach Hause", erklärt Caritas-Geschäftsführer Richard Stahl. Und mit Blick auf die Feiertage hat ein Discounter in ausreichender Zahl zusätzliche Tüten mit Apfelsaft, Nudeln, Speiseöl, Mehl und drei Konserven packen lassen. Schließlich wurden frühzeitig Kaffeespenden gesammelt, um möglichst jedem Kunden zu Weihnachten ein Pfund mitgeben zu können.

Allerdings erschöpfen sich die Aufgaben der Tafel längst nicht in der Verteilung von "überschüssigen" Lebensmitteln. "Ziel ist es es, die Lebenssituation der Menschen nachhaltig zu verbessern, indem ihnen Wege aus der Armut aufgezeigt und sie bei der Erschließung weitergehender Hilfen unterstützt werden", betont Stahl. Eine zweite Säule bildeten daher die sogenannten "Tafel plus"-Angebote. Dazu zählten neben einer lösungsorientierten Kurzberatung, ein Behördenbegleitdienst, ein Strickcafé und Kochkurse. "Wichtig ist uns, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, ihre Sorgen und Nöte zu erfahren", sagt Christiane Böttcher, die als hauptamtliche Mitarbeiterin des Caritasverbandes Rhein-Mosel-Ahr für die "Tafel plus" zuständig ist.

Zu den Angeboten der "Tafel plus" zählt seit vergangenem Jahr auch das Projekt "Balu und Du". "Ein ehrenamtliches Mentorenprojekt für Kinder im Grundschulalter, die zu Hause nicht genügend Ansprache finden und ob der familiären Situation oft unter mangelndem Selbstvertrauen leiden", erklärt Böttcher. Ihnen würde ein erwachsener Pate - die sogenannten Balus - zur Seite gestellt, der sie ein Jahr lang begleite. Aktuell engagieren sich in Ahrweiler 20 Studenten und Gymnasiasten.

"Diese Freundschaft fördert das Sozialverhalten, hilft Kindern, Neues zu erleben und Begabungen zu entdecken", sagt Christiane Böttcher. Die "großartige Entwicklung" von "Balu und Du" zählt Richard Stahl zu den "Höhepunkten des Jahres". Dagegen blickt die Ahrweiler Tafel unter finanziellen Gesichtspunkten auf ein eher schwieriges Jahr zurück. Denn die Tafel muss ganz ohne öffentliche Fördergelder auskommen.

"Die Tafel kostet uns im Jahr 65 000 Euro", rechnet Stahl vor. Allein für die Logistik müssten jährlich bis zu 13 000 Euro aufgebracht werden. "Im Laufe der Jahre sind die Spenden allerdings um rund 50 Prozent zurückgegangen, so dass wir uns in einigen Bereichen am Scheideweg befunden haben", beklagt Stahl. Im Laufe des Jahres sei es jedoch gelungen, den Kontakt zu vielen gesellschaftlichen Gruppen herzustellen und das Interesse für die Tafel zu wecken, so dass man Grund habe, positiv in die Zukunft zu blicken.

Die Ahrweiler Tafel

Die Ahrweiler Tafel ist ein vor sieben Jahren von Caritas, Diakonie, Evangelischer Kirchengemeinde Bad Neuenahr und dem Dekanat Ahr-Eifel gegründetes ökumenisches Solidarprojekt. Jede Woche werden qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die im Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden können, an Bedürftige verteilt. Waren es im Gründungsjahr bereits 350 sind es mittlerweile rund 800 Menschen, die Woche für Woche mit Lebensmitteln unterstützt werden - darunter Witwen mit geringer Rente, Alleinerziehende und eine Mutter mit zehn Kindern. Und stetig werden es mehr.

So verzeichnen die Mitarbeiter pro Woche bis zu acht Neuanmeldungen. Im gleichen Zeitraum ist auch die Zahl der ehrenamtlichen Helfer von etwa 40 auf aktuell gut 120 gewachsen.

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