Interview mit Susanne Strauch "Die Preise sind im Keller"

AHRWEILER · Über die Lage der 2010 gegründeten Ahrtal-Werke, ihre Gegenwart und Zukunft sprach Victor Francke mit der Geschäftsführerin des Energieversorgers, Susanne Strauch.

 In Schieflage kommen die Zahlen der Ahrtal-Werke durch die aktuellen Strommarkt-Erzeugerpreise.

In Schieflage kommen die Zahlen der Ahrtal-Werke durch die aktuellen Strommarkt-Erzeugerpreise.

Foto: dpa

Trotz des nicht gerade berauschenden Jahresabschlusses gehen Sie davon aus, mittelfristig positive Ergebnisse erzielen zu können. Ihr Aufsichtsratsvorsitzender erklärt sogar, das Unternehmen sei gut aufgestellt. Wann werden denn schwarze Zahlen gefahren?
Susanne Strauch: Wir gehen sehr zuversichtlich in die Zukunft. Man darf nicht vergessen, dass es unser Unternehmen seit gerade mal vier Jahren gibt. Wir haben doch in unseren vier Vertriebssparten durchaus gute Ergebnisse erzielt, nämlich insgesamt einen Überschuss von 340 000 Euro. Unser Problem liegt im Erzeugergeschäft.....

...wo ja Verluste eingefahren wurden. Woran liegt es, dass der Bilanzverlust trotz erheblicher Umsatzsteigerungen 1,1 Millionen beträgt?
Strauch: Der Verkauf des von uns produzierten Stromes an den Börsen ist großen Schwankungen erlegen. Die Preise sind im Keller. Wir bekommen nicht das, was angemessen wäre.

Aber andere Energieversorger machen doch im Strombereich sehr wohl Gewinne.
Strauch: Welche sind das denn? Fast alle leiden. Gewinne gibt es doch nur noch mit abgeschriebenen Kraftwerken. Nur noch Altbestand und Braunkohle rechnen sich einigermaßen. Losgelöst davon ist auch zu bedenken, dass die Ahrtal-Werke keine Finanzanlage darstellen. Wir wollen vielmehr Wertschöpfungspotenziale für die Region entwickeln und ausbauen.

Wie schätzen Sie denn die weitere Entwicklung in der Stromsparte ein? Der Markt wird ja sicher nicht einfacher für Sie.
Strauch: Wir entwickeln zukunftsweisende Projekte für die Energieversorgung von morgen. Dazu gehört eine hocheffiziente Technik in KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung, Anmerk. d.Red.), kombiniert mit moderner Speichertechnologie. Auch wir setzen auf Erneuerbare Energien. Vieles ist aber abhängig von den politischen Rahmenbedingungen. Nur auf Wind und Sonne zu setzen, dürfte problematisch sein und die Versorgungssicherheit nicht garantieren.

Die Ahrtal-Werke haben kräftig in das Fernwärmenetz investiert. Wie viel eigentlich?
Strauch: Wir haben bislang in den Bereich Kraftwerke und Fernwärme 14 Millionen Euro investiert, davon entfallen fünf Millionen alleine auf die Trasse.

Wann kommt Ihrer Meinung nach der Break-Even-Point?
Strauch: Der ist im Rumpfbetriebsjahr 2013 mit einem leichten Überschuss ja schon da.

In der Bilanz sind Verbindlichkeiten von 14,3 Millionen ausgewiesen. Wie hoch ist denn der Forderungsbestand?
Strauch: Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass den langfristigen Krediten auch Werte entgegen stehen. Wir haben mit dem Geld ja Sachanlagevermögen geschaffen. Zudem gibt es in der Tat in der Bilanz gegenüberstehende Forderungen, die sich auf etwa vier Millionen Euro belaufen.

Wieviele Strom-, Gas- und wie viele Fernwärme-Kunden haben die Ahrtal-Werke in der Zwischenzeit?
Strauch: Unser Marktanteil im Stromvertrieb liegt bei 13,3 Prozent, im Gasgeschäft bei 8,2 Prozent. Mit Fernwärme wurden im vergangenen Jahr 22 Gigawattstunden produziert.

Noch ein Wort zur Übernahme des Stromnetzes von der RWE. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Strauch: Es laufen aussichtsreiche, wenn auch langwierige Verhandlungen, die bei einem realistischen Preis auch zu einem guten Abschluss kommen werden.

Sind Rückstellungen für die angestrebte Netzübernahme gebildet? In der Bilanz findet man sie nicht...
Strauch: Es gibt auch keine. Wenn die Ahrtal-Werke das Netz übernehmen, werden 40 Prozent der Kaufkosten von den Gesellschaftern aufzubringen sein, 60 Prozent des Kaufpreises müssen kreditiert werden.

Zur Person

Susanne Strauch, Jahrgang 1968, Jura-Studium. Nach der Referendarzeit einige Jahre Rechtsanwaltschaft, seit 2001 Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler, ab 2010 mit kurzer Unterbrechung Geschäftsführung der Ahrtal-Werke.

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