Historischen Trinkzug in Ahrweiler Die Nacht der Nächte

AHRWEILER · In keiner anderen Nacht wird das jahrhundertealte Ahrweiler Brauchtum so lebendig wie am Dreifaltigkeitssonntag, wenn die Bürger der mittelalterlichen Stadt beim Historischen Trinkzug förmlich eins werden mit ihren Schützen.

An rund 150 geschmückten Altärchen kredenzten sie den rund 800 Bürger- und Junggesellen-Schützen edlen Roten, plauschten miteinander und bedankten sich auf diese unnachahmliche Art fürs "Bewachen der Stadt". Immer wieder brandete Beifall auf, wenn die beiden neuen Majestäten, Willi Busch und David Kortmann, zum Ehrentrunk vortraten.

Und das, was Willi Busch noch als Hauptmann im Vorfeld der Nacht der Nächte den Gesellschaften mit auf den Weg gegeben hatte, hat geklappt. Die großen Lücken zwischen den Altären blieben aus, der Rund-um-die Uhr-Trinkzug lief so zügig ab wie noch nie.

"Wir sind so schnell durch, wir könnten auch zwei mal antreten", lästerte ein Bürgerschütze, während einem Kameraden die Zeit zum Klaaf mit den Bürgern schon zu kurz war. "Da bekommt der Ausdruck 'Früh-Stück' eine neue Bedeutung, und wir können die Kreissparkasse richtig schädigen", meinte ein Grünrock.

Historischer Trinkzug in Ahrweiler
57 Bilder

Historischer Trinkzug in Ahrweiler

57 Bilder

Denn die KSK hatte am Niedertor das letzte Altärchen und anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens zum Finale eingeladen. "Das Konzept geht auf", so König Willi Busch zur Halbzeit am Obertor: "Es war einfach unhöflich den Gastgebern gegenüber, sie so lange warten zu lassen." Dass alles fluppte, dafür sorgten auch eingesetzte "Hütehunde" wie Ulf Konrads und Guido Palm.

Sie schauten stets nach dem Rechten und behielten in den engen Gassen den Überblick über ihre Truppenbewegungen. Auch über die der Breitenbacher Schützenkompanie aus Tirol, zu der seit Jahren eine enge Freundschaft besteht.

"Die Kommunikation mit den Bürgern ist das Wichtigste", fand auch Ex-König Herbert Engel. Und die wurde immer dann besonders ausgiebig gepflegt, wenn eine Weinmajestät mit von der Partie war. So hatte Bürgermeister Guido Orthen am Alten Rathaus Burgundia Theresa Friedrich an seiner Seite.

Und wenige Meter weiter am Blankartshof stießen im Zelt Ahrtal-Tourismus-Geschäftsführer Andreas Wittpohl und Ahrweinkönigin Michelle Skruth mit den Schützen an. Zur Musik der Kapelle Assenmacher gab sich dort das Fähnrichsglied die Laternen, die den Weg markierten, in die Hand.

Apropos Licht: In warmes Lila getaucht war das Ahrtor, durch das zuvor die beiden Majestäten eingezogen waren. Hutenmeister Jochen Ulrich war dort Gastgeber so wie sein Kollege Heiner Fuhs am Ovvehöde Backes. Mit der Fertigstellung der Schützbahn präsentierte sich auch dieser Straßenzug wieder perfekt. Da spielte Hannes Menzen mit der "Quetschkommod" auf, dort entzündete eine Familie Lichterwürfel mit den Konterfeis aller Könige.

Mit dem Akkordeon umgehen kann auch Jo Hilberath aus dem Königsglied, der extra aus Amerika eingeflogen ist. Er hatte bereits "em Wirtze Möp" zum 76. ein Ständchen gebracht. Hingucker war auf der Schützbahn aber auch das Schild "Achtung Schützenfest - Klein Venedig".

Gut kam an, dass es am Pfarrhaus bei Dechant Jörg Meyrer Wein "fürs gemeine Volk" gab, sprich für die unzähligen Bürger und Gäste, die das Spektakel mitverfolgten. Auch wenn hier und da ein "Machen Sie mal die Landebahn frei" vonnöten war, um sich als Vierer-Formation Platz für den Stechschritt zu verschaffen.

Wem der zu vorgerückter Stunde nicht mehr so recht gelang, der wurde von "Ur-Ahrweilern" wie Franco Romanelli zurückgeschickt. "Noch mal, das könnt Ihr besser", forderte er das Quartett um Udo "Seitenschneider" Willerscheid auf.

Der "Integrationsaltar" der Neuenahrer Ralph Orth und Jürgen Ritter in der "Ahrjass" blieb ebenso nicht unbemerkt wie der Umstand, dass Karnevalsprinzessin Rita Lauter krankheitsbedingt fehlte. Gute Besserung kann man da nur wünschen. Wie manchem Schützen, der mit "Kopp-Ping" erst mal eine Mütze Schlaf brauchte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort