Synagoge in Ahrweiler Die Einweihung fand vor 120 Jahren statt

AHRWEILER · Einen Betraum hatte die jüdische Gemeinde in Ahrweiler nachweislich schon 1773 - und zwar in einem Kellergewölbe an der Niederhutstraße, das zum Haus von Kosel Abraham gehörte.

 Die Ahrweiler Synagoge hat heute Jahrestag.

Die Ahrweiler Synagoge hat heute Jahrestag.

Foto: Martin Gausmann

Davon zeugt eine erst vor 20 Jahren im Düsseldorfer Hauptstaatsarchiv gefundene Akte. Der Wunsch nach einer eigenen Synagoge in der Stadt sollte erst mehr als ein Jahrhundert später in Erfüllung gehen. Heute vor 120 Jahren, am 21. Oktober 1894, wurde die Synagoge an der Altenbaustraße eingeweiht. Den alternativen Standort vor dem Niedertor, dort, wo heute die Kreissparkasse steht, hatte die jüdische Gemeinde verworfen.

Ganze drei Tage wurde die Einweihung der Synagoge damals gefeiert. Mit Fahnenschmuck an den Häusern und mit dem Musikcorps des Rheinischen Pionierbataillons Nr. 8 aus Koblenz. Das berichtete vor 120 Jahren die Ahrweiler Zeitung. Allerdings feierten nicht alle mit. Bürgermeister und Klerus nahmen nicht teil. So war es an Carl von Ehrenwall als Beigeordnetem der Stadt, den Schlüssel der Synagoge nach der Thora-Prozession von Berta Levy stellvertretend in Empfang zu nehmen - und zwar mit dem Hinweis, dass die neue Synagoge unter städtischer Obhut sicher sei.

10.000 Reichsmark, nach heutiger Kaufkraft mehr als 100.000 Euro, hatte sich die jüdische Gemeinde in Ahrweiler damals die Synagoge kosten lassen. Die Bauzeit nach den Plänen des Remagener Architekten Jakob Nicolaus Gronert betrug ein Jahr. Dann konnte Rabbiner Laser Weingarten aus Bad Ems die Einweihungsansprache halten. In der Stilrichtung für die Synagoge hatte sich der Remagener Architekt an der 1866 in Berlin erbauten großen Synagoge orientiert. Dem entsprechen die Rundbögen der Fenster sowie die Orientierung des Raumes zum Thoraschrein an der Ostseite.

1938 wurde die Ahrweiler Synagoge von den Nazis geschändet und in Brand gesetzt. Das Gebäude überlebte jedoch den Zweiten Weltkrieg und wurde ab den 50er Jahren als Warenlager genutzt. Seit 1981 befindet sich das Gebäude im Besitz des 1978 gegründeten Ahrweiler Bürgervereins Synagoge. Dieser hat in den Folgejahren die Synagoge aufwendig restauriert. Seit 1990 ist die Synagoge unter der Regie des Vereins ein Kulturzentrum, in dem unter anderem Lesungen und Konzerte stattfinden. Auch gibt es eine Dauerausstellung mit Zeugnissen jüdischer Geschichte.

Der 120. Jahrstag wird morgen ab 20 Uhr mit einem Klezmer-Konzert begangen. Eintritt frei.

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