Interview mit Ulrich van Bebber Der Kreisvorsitzende der FDP über die Zukunft seiner Partei

KREIS AHRWEILER · Auf die FDP kommen auch im Kreis Ahrweiler schwere Zeiten zu. Weder im Bundestag noch im Landtag sind die Liberalen mehr vertreten. Dies hat auch Auswirkungen auf die Arbeit vor Ort. Mit dem FDP-Kreisvorsitzenden Ulrich van Bebber im Interview.

 Ulrich van Bebber.

Ulrich van Bebber.

Foto: Gausmann

Rund sieben Wochen sind nun nach der Bundestagswahl vergangen. Werden in der FDP noch immer Scherben zusammengekehrt?
Ulrich van Bebber: Die Scherben sind mittlerweile zusammengekehrt. Jetzt geht es darum, vor allem das verlorene Vertrauen wieder neu zu gewinnen. Das Wahlergebnis war auch ein heilsamer Schock. Allen wird jetzt langsam klar, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Die FDP ist zwar jetzt in der tiefsten Krise ihrer Geschichte, aber jede Krise bietet auch Chancen. Wir müssen jetzt die Partei personell, inhaltlich und strukturell neu gestalten. Christian Lindner ist ein Hoffnungsträger, aber das reicht nicht.

Was bedeutet es für die Kreispartei, keine eigenen Ansprechpartner mehr im Bundestag zu haben?
Van Bebber: Das macht die Arbeit nicht leichter, denn bisher konnten wir bei bestimmten Themen auf die Kompetenz und gegebenenfalls auch den Einfluss der Bundespolitiker zurückgreifen. Man soll dies aber auch nicht überschätzen. Die wesentliche Arbeit der Kreis-FDP wird hier im Kreis von Mitgliedern im Vorstand und in den Ortsverbänden erledigt. Das sind alles engagierte Bürger, die sich vor Ort dafür einsetzen, dass die Menschen ihr tägliches Leben mit Verantwortung in Freiheit gestalten können. Dafür bekommen sie kein Geld, sondern sie machen dies in ihrer Freizeit neben einem oft noch anstrengenden Beruf. Wir arbeiten vor Ort sehr effektiv zusammen, daher bin ich auch sicher, dass wir die Durststrecke überstehen.

Im rheinland-pfälzischen Landtag sind die Liberalen auch nicht mehr. Welche Auswirkungen auf die organisatorischen Strukturen hat das?
Van Bebber: Auch das erschwert die Arbeit. Wir müssen jetzt allerdings überlegen, wie wir insgesamt die Strukturen der Landespartei, die immer noch wie eine Regierungspartei organisiert ist, an die neue Situation anpassen. Jetzt müssen wir mit weniger Geld auskommen. Das heißt: Wir müssen enger zusammenrücken und die Kommunikation intensivieren. Auf die Bezirksebene, die bislang zwischen Landes- und Kreisebene installiert ist, können wir verzichten. Besser wären hier regelmäßige Treffen der Kreisvorsitzenden mit dem Landesvorstand, um dort unmittelbar die Themen zu besprechen.

Gibt es auch finanzielle Auswirkungen für die örtliche Ebene?
Van Bebber: Direkt nicht, denn die Parteiarbeit im Kreis wird fast ausschließlich durch die Spenden und Beiträge der Mitglieder finanziert. Indirekt fehlen aber natürlich die Informationsressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten der Landes- und Bundesebene. Dies werden wir aber durch erhöhtes Engagement auf Kreisebene ausgleichen. Allerdings muss der Apparat oberhalb der Kreisebene spürbar verschlankt werden, die jetzigen Strukturen sind ganz einfach nicht mehr finanzierbar.

Das höchste gewählte politische Gremium, in dem die FDP noch vertreten ist, ist der Kreistag. Wie schwer werden da die künftigen Wahlkämpfe?
Van Bebber: Die Kreisebene ist tatsächlich jetzt die tragende Kraft innerhalb der Partei, da die Landes- und Bundesebene komplett weggefallen sind. Damit fehlt auch die mediale Präsenz der FDP in den Tageszeitungen und den Talkshows. Für den Wahlkampf ändert sich nicht allzu viel: Hier werden wir wie bisher auf unsere tatkräftigen Mitglieder zurückgreifen. Vor Ort zählen vor allem die Personen. Darüber hinaus stehen wir auch für bestimmte Themen, die von den anderen Parteien nicht so vertreten werden: Sparsamer Umgang mit Steuergeldern, konzentrierter Ausbau der Windenergie, aber keine Verschandelung der Landschaft, vielfältiges und attraktives Schulsystem, keine Einheitsschulen, Stärkung der Infrastruktur, vor allem auch beim Straßenbau.

Wird es jetzt schwieriger werden, neue Mitglieder zu gewinnen?
Van Bebber: Ich glaube, dass es jetzt sogar wieder leichter wird, Mitglieder zu gewinnen. Wir haben bereits vier Neueintritte. Das sind Leute, die sagen, jetzt will ich mich für die Liberalen engagieren und mich am Neustart beteiligen.

Zur Person

Ulrich van Bebber (52) ist seit 1995 Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Ahrweiler. In dieser Zeit stieg der Kreisverband zu einem der bei Wahlen erfolgreichsten Kreisverbände der FDP in Rheinland-Pfalz auf. Wie in allen Kreisverbänden der Liberalen gab es bei der jüngsten Bundestagswahl aber einen dramatischen Stimmeneinbruch. Van Bebber lebt in Remagen, ist dort Mitglied des Rates. Er arbeitet als Referatsleiter im noch von der FDP geführten Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

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