Martin-Luther-Kirche Bad Neuenahr "Der Advent ist violett"

BAD NEUENAHR · Mit einem Abend zwischen swingender Gemütlichkeit, bluesiger Schwere und nachdenklichen Texten wurde in der Martin-Luther-Kirche der Beginn der Adventszeit begangen.

 Konzert zum Advent: Elsa Ruiba und Stephan Griefingholt in der Martin-Luther-Kirche.

Konzert zum Advent: Elsa Ruiba und Stephan Griefingholt in der Martin-Luther-Kirche.

Foto: Martin Gausmann

Es spielte das Duo "acoustic colours" aus Elsa Ruiba an unterschiedlichen Querflöten und Stephan Griefingholt an der Gitarre. Die Texte wurden von Pfarrer Thomas Rheindorf und Carina Baedorf vorgetragen.

Der Advent ist rot, nein blau, oder vielleicht sogar grün? So ganz einig waren sich die Ausführenden nicht, aber das spielt - wie sich zeigen sollte - bei einer ambivalenten Zeit wie dem Advent auch keine Rolle. Und genauso ambivalent war auch das Programm: Zu Gospels wie "Oh happy day" und Swing-Nummern wie "Take Five" von Paul Desmond gesellten sich tiefe Gedanken über die beiden Farben, aus denen sich das kirchliche Violett des Advents zusammenstellt.

So findet sich das Rot im Glühwein und dem Mantel des Nikolaus, aber auch im Blut getöteter Kinder in den Krisengebieten dieser Welt. Blau sind die Lippen der Kinder, die von einer Schneeballschlacht heimkommen, aber auch die klaren Winternächte, die von schneidender Kälte künden. Theologisch gewendet strahlt im Rot das Blut Christi auf, das den Gläubigen in jedem Abendmahls-Gottesdienst gereicht wird und im Blau die Farbe des Mantels der Gottesmutter Maria, die im Advent besonders verehrt wird.

Dass Ruiba und Griefingholt nicht nur versierte Interpreten sind, sondern auch selbst komponieren und arrangieren können, bewiesen sie mit der für die Kombination Querflöte - Gitarre untypischen Eigenkomposition "Cool-Blues" und einem Jazz-Arrangement des klassischen Luther-Stückes "Komm Du Heiland aller Welt" - ein Hymnus, der in seinem Ursprung auf Bischof Ambrosius von Mailand aus dem vierten Jahrhundert zurückgeht und von dem Reformator ins Deutsche übertragen wurde. Auch Humor durfte an diesem Abend der Ambivalenzen nicht fehlen: Mit dem Klassik-Medley "Humoristica" im Jazzstil sorgten die beiden Musiker für hörbare Freude beim Publikum.

Doch welche Farbe hat denn nun der Advent? Er ist violett, beheimatet "im Reich der Mischtöne", so Rheindorf. Gerade das zeigt seine echte Mehrdeutigkeit. Violett ist die Farbe von Würde, aber auch von Einsamkeit; die Farbe der Kreativität, aber auch der Unzufriedenheit, welche dieser zugrunde liegt; und er ist Farbe der Buße, auch wenn dies in der heutigen Zeit der klingelnden Kassen fast schon "obsolet" wirkt.

Der Pfarrer lud dazu ein, den Advent als eine Zeit der Einkehr und Vorbereitung aufzufassen und sich nicht vom Strudel des Weihnachtsgeschäfts und dem Lärm der Weihnachtsmärkte fortreißen zu lassen. Dies bedeutet aber nicht, dass nicht auch gefeiert werden dürfe: Mit "Joy to the world" - Melodie aus der Feder Georg Friedrich Händels - schien am Horizont schon das Festlicht der Weihnacht in jazzig zugespitzter Heiterkeit auf.

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