Der Erinnerung nachgeholfen Das beinahe vergessene KZ

MARIENTHAL · Fachtagung in Ahrweiler beschäftigt sich mit dem Tunnel "Rebstock" bei Marienthal.

 Blick auf das Lager "Rebstock" am Tunneleingang bei Marienthal.

Blick auf das Lager "Rebstock" am Tunneleingang bei Marienthal.

Foto: BBR

"Rebstock - ein vergessenes KZ-Außenlager." Unter diesem Titel wurden gestern in der alten Ahrweiler Synagoge und in der Dokumentationsstätte Regierungsbunker Ereignisse aufgearbeitet, die sich vor 70 Jahren im Ahrtal zugetragen haben. Denn das, was später einmal Regierungsbunker war, war als geheimer Rüstungsbetrieb des Dritten Reiches eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald. Im und am Tunnel durch den Silberberg, der ursprünglich vor dem Ersten Weltkrieg für die Strategische Bahnlinie Liblar-Rech gebaut worden war.

Referenten der gestrigen Veranstaltung waren auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung und des Bürgervereins Synagoge unter anderem Wolfgang Benz und Uwe Bader von der Landeszentrale, der Bad Breisiger Militärhistoriker Wolfgang Gückelhorn und Dieter Burgard, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten.

Ein Blick in die Geschichte: Nach dem Bombardement der Raketenversuchsanlage Peenemünde wurden bereits 1943 und 1944 im Kuxberg-Tunnel und im Trotzenberg-Tunnel Aggregate für die sogenannte V 2 montiert. Am 4. und 8. August 1944 wurden insgesamt 467 holländische Juden in das Lager Brück an der Ahr gebracht, wo bereits 400 italienische Miliärinternierte zur Arbeit in den Tunnels untergebracht waren. Am 21. August 1944 trafen die ersten 30 Häftlinge aus dem KZ Buchenwald im Lager Rebstock ein. Sie sollten dort Baracken, Zäune und Wachttürme bauen. Am 8. und 14. September 1944 trafen weitere 383 KZ-Häftlinge aus Buchenwald ein. Sie wurden in Baracken auf dem alten Bahndamm zwischen Dernau und Rech sowie zwischen Kuxberg-Tunnel und Trotzenberg-Tunnel oberhalb von Marienthal untergebracht. Dort und im weiteren Verlauf des Tales standen zuletzt 15 Baracken. Vom 21. August bis zum 13. Dezember 1944 war Marienthal offizielles Außenlager des KZ Buchenwald. Anschließend wurden die Häftlinge nach Artern in Thüringen verlegt. Die Zahl der Häftlinge summierte sich allein im August/September 1944 auf 873. SS-Leute bewachten das Lager. Ob und wie viele von den Lagerinsassen zu Tode kamen, konnte niemals ermittelt werden.

An das Außenlager Buchenwald erinnert heute nur noch eine kleine steinerne Gedenktafel an der einstigen Stützmauer für die Strategische Bahn bei Dernau. Sie trägt die Inschrift "Zum Gedenken an das Außenlager des KZ Buchenwald 21.8.1944 - 13.12.1944 und allen Opfern des Nationalsozialismus - den Lebenden eine Mahnung".

Hätte es eine solche Tafel auch in Marienthal gegeben, wäre es im vergangenen Jahr nicht zu Irritationen gekommen. Wie Uwe Bader von der Landeszentrale gestern erklärte, sei es nur Hinweisen des Bürgervereins zu verdanken, dass ein Verkauf des Bundesgeländes an den Verein Frankensiedlung nicht stattgefunden habe. Er dankte dem Verein um Matthias Heeb besonders dafür, dass dieser trotz bereits erfolgter Zusage auf das Vorhaben verzichtet habe: "Denn eine touristische Attraktion, wenn auch mit historischem Aspekt, passt nicht auf das Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers." Da hätten beim Bund notwendige Infos gefehlt.

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