Lungensport im Ahrkreis Damit die Luft nicht wegbleibt

KREISSTADT · Premiere im Kreis: Der TuS bietet eine Lungensportgruppe für Asthma- und COPD-Patienten an.

 Spaß an der Bewegung und die Verbesserung der Kondition sind Herzstück der Lungensportgruppe.

Spaß an der Bewegung und die Verbesserung der Kondition sind Herzstück der Lungensportgruppe.

Foto: Martin Gausmann

Die Grippewelle rollt, hat viele Menschen fest im Griff und wer dabei mit starken Hustenanfällen zu kämpfen hat, der weiß, wie es sich anfühlt, um Luft ringen zu müssen. Akut-Kranke spüren die Not, wenn der Atem-Automatismus mal außer Kraft gesetzt ist. Sie wissen aber auch, dass nach dem Abklingen der Symptome ihre Welt wieder in Ordnung ist.

Das gilt nicht für die von der Volkskrankheit COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) Betroffenen, die durch die chronisch obstruktive Bronchitis, auch Raucherlunge genannt, permanent unter Kurzatmigkeit leiden. Um ihnen Erleichterung zu verschaffen, ihren "Status quo" zumindest zu halten, ihre Mobilität zu fördern und sie aus der sozialen Isolation zu holen, bietet der Turn- und Sportverein (TuS) Ahrweiler seit November erstmals im Kreis eine Lungensportgruppe an.

Initiator der Arbeitsgruppe (AG) ist Lungenfacharzt Axel Hollunder (64): "Anders als Asthma kommt die unheilbare COPD, Folge des Zigarettenrauchens, auf leisen Sohlen. Die Krankheit, die 2030 zur weltweit häufigsten Todesursache führen wird, entwickelt sich über Jahre und Jahrzehnte. Hauptkennzeichen der Erkrankung sind chronischer Husten vor allem am Morgen, Auswurf und zunehmende Atemnot, vor allem bei Belastung - im fortgeschrittenen Stadium werden selbst kurze Wege unmöglich. Parallel steigt auch das Risiko für kardiale Erkrankungen oder Diabetes. Im Verlauf der Erkrankung verengen sich die Atemwege zunehmend und die Atmung wird behindert. Vor allem beim Ausatmen ist der Luftstrom eingeschränkt. Neben der Atemnot entwickelt sich ein Gefühl der Überblähung der Lunge. Nach und nach werden Lungenbläschen und Atemwege zerstört. "

In Katharina Nett (28) als Übungsleiterin und Michael Jahr vom TuS fand Hollunder zwei Mitstreiter. Nett, Master in Sport und Ernährung, hat sich dafür beim Deutschen Behindertensportverband für den Teilbereich "Innere Medizin" ausbilden lassen. Seit November 2014 übt sie immer donnerstags von 16 bis 17 Uhr in der Turnhalle der Ahrweiler Boeselager Realschule mit zehn Frauen und sieben Männer im Alter von 40 bis 85 Jahren, von denen 15 an COPD und zwei an Asthma leiden. Nett: "Auch wenn es zu früh für messbare Erfolge ist, zeichnet sich schon jetzt ab, dass der soziale Faktor eine immense Rolle spielt. Ich versuche, den Spaß an der Bewegung zu vermitteln, so dass auch zu Hause und in der Freizeit mehr Bewegung integriert wird. Erst dadurch kann es zu einem echten Erfolg kommen. Wichtig ist zudem auch die Vermittlung der richtigen Atemtechnik."

Der 84-jährige Fred Fritzen aus Hemmessen findet, "dass es notwendig war, eine Lungensportgruppe in Bad Neuenahr-Ahrweiler zu gründen, da ich vorher bis Meckenheim fahren musste. Es sind erstaunlich viele Menschen an COPD erkrankt. Ausschlaggebende Veränderungen kann man jedoch in so einem kurzen Zeitraum noch nicht erkennen." Und Jürgen Görgler (63) aus Lantershofen ergänzt: "Nachdem ich sieben Jahre an der Lungensportgruppe in Bonn teilgenommen habe, eine Gesamtstrecke von 70 Kilometern, bin ich dankbar für das Angebot in der Kreisstadt."

Mediziner Hollunder weiß nur zu gut von dem Teufelskreis, in dem sich die COPD-Kranken, von denen es bundesweit rund zwölf Millionen gibt, befinden: "Sie glauben, keine Luft für Sport zu haben und hören auf sich zu bewegen. Die Muskulatur baut dadurch erst recht ab, die Kondition wird immer geringer."

Dabei sei neben der medikamentösen Therapie und gesunder Ernährung die Förderung durch Sport das zweite wichtige Standbein. Hollunder sieht seine Patienten alle drei Monate in der Praxis, versorgt sie mit einem Trainingsprogramm mit Übungsanleitungen zum Nachlesen für zu Hause und begleitet sie in der AG. Doch auch Hausärzte oder Internisten können Betroffene überweisen.

Kosten entstehen den Teilnehmern dabei nicht, die Abrechnung mit der Krankenkasse erledigt der TuS Ahrweiler als Leistungserbringer.

0 Infos unter www.tus-ahrweiler.de; Tel. 0 26 41/90 39 88, E-Mail info@tus-ahrweiler.de

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