Theresienmesse in Bad Neuenahr "Credo" gehörte zu den effektvollsten Passagen

BAD NEUENAHR · Mehr als 60 Sängerinnen und Sänger des Kammerchores Bad Neuenahr-Ahrweiler widmeten sich in der Rosenkranzkirche dem Werk Joseph Haydns.

 Ein Glanzpunkt: die "Theresienmesse".

Ein Glanzpunkt: die "Theresienmesse".

Foto: Martin Gausmann

Dieses Glaubensbekenntnis hatte es in sich, künstlerisch wie emotional. "Passus, passus et sepultus est", sangen die Stimmen: Er hat gelitten und ist begraben worden. Der angehaltene Bläserton, der diese Worte begleitete, klang wie der letzte Atemzug, und der folgende Paukenschlag wie das unumkehrbare Ende eines Lebens oder das Zufallen von Sargdeckel oder Grabplatte.

Doch nach dem Adagio der vier Solisten tat der Chor im Allegro nachdrücklich kund, was im Gebet alle wissen: Es war nicht das Ende. "Er ist am dritten Tage auferstanden, nach der Schrift, und aufgefahren in den Himmel", hieß es in Joseph Haydns Theresienmesse, die der Kammerchor Bad Neuenahr-Ahrweiler zum Totensonntag sang.

Das "Credo" gehörte dabei zu den effektvollsten Passagen, die die mehr als 60 Chorsänger gemeinsam mit den vier Gesangssolisten, Mitgliedern des Koblenzer Schöneck-Ensembles und Anna Sigalova an der Orgel in der vollen Rosenkranzkirche in Bad Neuenahr realisierten. Vom gemeinsamen Bekenntnis an den einen Gott bis zur Erwartung der Auferstehung illustrierten Lagen- und Dynamikwechsel das "Geschehen" im Gebet.

Feierliche Klänge untermauerten zu Beginn die Bekräftigung des rechten Glaubens durch den einmütigen Chor, dessen Männer- und Frauenstimmen im weiteren Verlauf nacheinander vom Jüngsten Tag berichteten, und nach einer lebhaften Chorfuge zum kraftvollen Amen zusammenfanden. Innig, fast geheimnisvoll, erschien mittendrin der Part der Gesangssolisten.

Das "Credo" hatte viel von dem, was für das ganze Werk und damit auch für den ganzen Konzertabend war: Dramatik und Melodik, meditative und mitreißende Momente, komplexe Fugen und schlichte, lyrische Deklamationen, kontrastreiche Wechsel von Soloquartett und Chor oder auch zwischen den einzelnen Solostimmen.

Mit Theresa Nelles (Sopran), Heiner Hüpgen (Tenor) und Michael Marz (Bass) trat der Kammerchor zum ersten Mal auf. Mit Mezzosopranisin Ellen Röcke hat er indes nicht nur konzertiert, als Gesangspädagogin hat sie auch an der Stimmbildung mit dem Chor gearbeitet. Das, sowie der Zugewinn weiterer Sänger nach der Operngala zu seinem 60. Geburtstag im vergangenen Jahr, haben dem Chor gut getan.

Auch bei der Entscheidung für Haydns "Theresienmesse" hatte die Dirigentin des Chors, Ekaterina Londarenko, getroffen: Der lange Applaus am Ende sprach dafür. Londarenko hat dem Konzertprogramm nach dem "Gloria" auch Haydns Motette "O coelium beati" zugefügt, in der vor allem die Sopranistin die Tragfähigkeit ihrer Stimme auch in höchsten Lagen demonstrierte. Die Dirigentin hörte das nicht, denn sie war bei diesem Konzert nicht anwesend. Aus persönlichen Gründen hat sie den Dirigentenstab vorübergehend an Peter Henn übergeben.

Der ehemalige Dirigent des Bonner Jugendsinfonieorchesters und des Bonner Kammerchors arbeitet seit September und nach Angaben des Chorvorsitzenden Stefan Giffels voraussichtlich noch bis zum Frühjahr mit dem Chor. Auch Henn habe die Aufführung der "Theresienmesse" um eine Motette ergänzt: Wolfgang Amadeus Mozarts "Ave verum corpus" war ein besinnlicher, spannender und zuletzt tröstlicher Einschub vor dem abschließenden "Agnus Dei", das noch einmal einen Teil der Farbigkeit und des Ideenreichtums des gesamten Werkes widerspiegelte.

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