Lions Clubs Bad Neuenahr Congas in Uniform

BAD NEUENAHR · Zum Benefizkonzert des Lions Clubs Bad Neuenahr für den Hospiz-Verein Rhein-Ahr und den Verein "Bundeswehr hilft Kindern in der 3. Welt" präsentierte das Heeresmusikkorps 300 aus Koblenz unter der Leitung von Alexandra Schütz-Knospe ein Programm zwischen schmissigen Marsch-Melodien und lateinamerikanischen Rhythmen.

 Sorgte für wippende Füße im Kurhaussaal: Das Heersmusikkorps 300 aus Koblenz.

Sorgte für wippende Füße im Kurhaussaal: Das Heersmusikkorps 300 aus Koblenz.

Foto: Martin Gausmann

Leider kamen kaum Besucher der Einladung nach, sodass der Kurhaussaal mit 250 Personen nur teilweise gefüllt werden konnte.

Soldaten in Uniform bewegen sich rein schematisch und haben einen strengen Blick? Nicht so die Musiker des Heeresmusikkorps. Da wird beschwingt im Dreiviertel-Marschtakt geschunkelt, virtuos das Saxofon geschwungen und das Schlagwerk mit rasanter Gestik zum Erklingen gebracht. Abwechslungsreichtum wurde an diesem Abend groß geschrieben. Freunde zünftiger Marschmusik kamen mit den Klassikern "Wir präsentieren" von 1912 aus der Feder Hans Ailbouts und "Viribus unitis", 1979 komponiert von Josef Bach, auf ihre Kosten. Mit dem Konzertmarsch "Mercury" des Belgiers Jan van der Roost hielt hochromantische Harmonik Eingang in das Konzert, wie sie besonders aus Filmmusik bekannt ist.

Waschechte Filmmusik präsentierte das Heereskorps mit Zequinha Abreus Gassenhauer "Tico Tico" in einer Bearbeitung von Schütz-Knospes Vorgänger Robert Kuckertz. Besonders die Rhythmusfraktion wurde dabei gefordert: Rasende Conga-Passagen und die ganze Bandbreite an unterschiedlichen Rasseln und Trommeln kamen zum Einsatz. Die Dynamik des Orchesters war ansteckend und sorgte für nickende Köpfe und wippende Füße im Publikum.

Auf den Boden klassischer Kompositionen fanden die Musiker jedoch mit zwei russischen Komponisten wieder zurück. Bei Nikolai Rimski-Korsakows 1878er Konzert für Posaune und Blasorchester spielte sich Solist Julien Miehe nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern blieb mit dem Orchester in Dialog - ein Dialog, der jedoch vom Komponisten nicht ohne virtuose Ausbrüche für den Posaunisten gespickt war. 1874 hat Modest Mussorgski seine berühmten "Bilder einer Ausstellung" komponiert, von denen "Die Hütte der Baba Jaga" und "Das große Tor von Kiew" zu Gehör kamen.

Das musikalische Dickicht des Waldes der Baba Jaga - einer Hexe aus der russischen Märchenwelt - gelang den Musikern ebenso mühelos wie die bombastische Pracht des Kiewer Tors. Auch einen Abstecher in die Musical-Welt wagte das Musikkorps erfolgreich: ein großes Medley der bekannten Melodien von Andrew Lloyd Webbers "Phantom der Oper".

Erinnerungen an Kindertage mit Cinderella, Mary Poppins und Winnie Puuh kamen mit Toshio Mashimas "Disney Festival" auf. Zum Höhepunkt des Konzerts verneigte sich das Orchester vor dem Komponisten, Pianisten und Sänger, der Ende letzten Jahres gestorben ist: Udo Jürgens Walter Ratzek - Leiter des Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Berlin - hat sich seinen Auftritt im Friedrichstadtpalast aus dem Jahr 1987 vorgenommen und daraus ein Medley bekannter Melodien wie "Atlantis", "Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden" und "Aber bitte mit Sahne" komponiert. Die zahlenmäßige Unterbesetzung des Publikums machte dieses mit donnerndem Applaus wieder wett und konnte dem Musikkorps zwei Zugaben entlocken.

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