Kreis Ahrweiler Chip- und Kastrationspflicht für Katzen kommt

KREIS AHRWEILER · Der Gemeinderat von Burgbrohl hat am Dienstagabend mit nur einer Gegenstimme den Weg frei für eine Kastrations- und Chip-Pflicht für Katzen freigemacht. Initiator war Walter Schneider, Bürgermeister des 1700-Seelen-Dorfes im Brohltal.

Burgbrohl ist damit Vorreiter im Kreis Ahrweiler und nach Worms die zweite Kommune in Rheinland-Pfalz, die per Verordnung "die unkontrollierte Vermehrung von Katzen" verhindern will. Schneider (SPD) sieht die Pflicht zur Kastration und zur Registrierung als "angewandten Tierschutz".

Das sieht auch Johanna Spandöck aus Nierendorf so. Die Seniorin und Katzenexpertin kämpft seit vielen Jahren im Kreis Ahrweiler "wie gegen Windmühlen" für die Einführung der Kastrationspflicht. "Gott sei Dank. Endlich hat einer den Anstoß gegeben", sagte Spandöck am Mittwoch im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Nur durch die Kastration der Katzen, egal ob männlich oder weiblich, könne dem Katzenelend und der Katzenflut begegnet werden, sagt Spandöck. Sie beziffert die Kosten für eine Kastration auf rund 100 Euro. Schneider hofft indes, dass "möglichst viele Kommunen im Kreis Ahrweiler dem ?Burgbrohler Modell? folgen werden". Wobei dieses auf das sogenannte "Paderborner Modell" zurückgeht. Damit gemeint ist eine Verordnung der Stadt Paderborn aus dem Jahr 2008, nach der Katzenhalter, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, diese zuvor kastrieren lassen müssen.

Die Burgbrohler Verordnung muss noch durch die Verbandsgemeinde erlassen werden. Im Burgbrohler Haushalt sollen für die Maßnahmen rund 2500 Euro jährlich in den Etat eingestellt werden.

Allein 10.000 Euro gibt der Katz-enschutzverein in der Kreisstadt jährlich für Kastrationen aus. Die medizinische Hilfe für Katzen beläuft sich auf fast 30.000 Euro. "Geld, das erst einmal aufgebracht werden muss", berichtet Spandöck vom Engagement für die Vierbeiner. Sie sagt aber auch: "Wer kein Geld hat, sein Tier kastrieren zu lassen, dem bieten Tierschutzvereine und die Tierheime im Kreis Hilfe an."

Mit der jetzt in Burgbrohl beschlossenen Verordnung sieht Spandöck einen Silberstreif am Horizont: "Burgbrohl ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber vielleicht nehmen sich die anderen Rathäuser ja endlich ein Beispiel. Aktuell haben 255 Städte und Gemeinden das "Paderborner Modell" umgesetzt, 70 davon in Nordrhein-Westfalen, darunter auch Bonn.

Nach zehn Jahren: 80 Millionen Katzen aus einem Paar

Die sogenannte Fortpflanzungspyramide des Deutschen Tierschutzbundes basiert auf folgender Rechnung : Wenn man davon ausgeht, dass ein Katzenpaar im Jahr zwei Mal Nachwuchs bekommt und jeweils 2,8 weibliche Tiere pro Wurf überleben, dann ergibt das nach drei Jahren 382 und nach zehn Jahren mehr als 80 Millionen Kätzchen.

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