Protestmarsch zum Ahrweiler Marktplatz Beschäftigte fordern Standort-Sicherung

AHRWEILER · "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Arbeit klaut." Mit stakkatoartigen Sprechchören, die von plärrenden Trillerpfeifen und Tröten begleitet wurden, haben die Mitarbeiter des Ahrweiler Werkes der ZF Friedrichshafen AG am Samstag auf den drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze aufmerksam gemacht.

 "Kampfansage": Vom Werk aus ging es im Protestmarsch auf den Ahrweiler Markt.

"Kampfansage": Vom Werk aus ging es im Protestmarsch auf den Ahrweiler Markt.

Foto: Martin Gausmann

Die derzeit 321 Beschäftigten hatten sich nahezu vollzählig auf dem Werksgelände an der Max-Planck-Straße getroffen, um mit einem Protestmarsch zum Ahrweiler Marktplatz zu ziehen. Ihre Botschaft prangerte weithin sichtbar auf einem Transparent: "Nein zum Tod auf Raten - Kampf um jeden Arbeitsplatz."

Die Sorge der Ahrweiler Belegschaft scheint auf den ersten Blick nur schwer nachvollziehbar zu sein. Denn als einer der großen deutschen Automobil-Zulieferkonzerne unterhält die ZF Friedrichshafen AG weltweit 122 Produktionsstandorte in 26 Ländern und beschäftigt insgesamt rund 72.000 Mitarbeitern. Und das Werk in Ahrweiler, in dem Stoßdämpfer produziert werden, gilt als Vorzeigebetrieb und ist einer der größten Arbeitgeber im Kreis.

Doch während die Sparte Fahrwerkstechnik insgesamt gut dasteht, beginnt das Geschäft mit den Stoßdämpfern offenbar zu schwächeln. "Wurden 2012 in Ahrweiler mit 360 Mitarbeitern noch fünf Millionen Stoßdämpfer hergestellt, ist bis 2016 eine Reduzierung auf etwa 220 und 2,8 Millionen geplant", weiß der Ahrweiler Betriebsratsvorsitzende Pascal Delord.

"Wir haben große Angst um unsere Arbeitsplätze", so Delord. Die Schilder, die seine Kollegen zum Protestmarsch mitgebracht haben, sprechen eine deutliche Sprache: "Mein Papa hat Angst" und "Wie sieht unsere Zukunft aus ?" ist darauf zu lesen. Auch die Unternehmenspolitik wird scharf kritisiert: "Falsches Spiel in Ahrweiler" heißt es da, oder "9,5 Milliarden für TRW, 0 Euro für Ahrweiler".

Letzteres bezieht sich auf das Vorhaben des Getriebeherstellers, den US-Konkurrenten TRW Automotive übernehmen zu wollen. "Auf der einen Seite gibt man etliche Milliarden für Firmenkäufe aus, während auf der anderen Seite versucht wird, die Beschäftigten in Ahrweiler zu finanziellen Zugeständnissen zu bewegen, um die 320 Arbeitsplätze mittelfristig zu sichern", ärgert sich Delord, der von der Konzernleitung ein Zukunftskonzept zur nachhaltigen Sicherung des Standortes Ahrweiler fordert.

Als Beobachter war Unternehmenssprecher Alexander Hesselbarth nach Ahrweiler gekommen. Zur aktuellen Situation erklärte er, dass Verträge mit Kunden ausgelaufen und Folgeverträge noch nicht abgeschlossen seien. "Im Augenblick haben wir noch nichts in der Hand, was wir vorlegen könnten. Aber es laufen Gespräche zwischen Konzernverantwortlichen und Arbeitnehmervertretern, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen", erklärte der für Ahrweiler zuständige Pressesprecher.

"Wer wie ZF eine Verzögerungstaktik fährt, darf sich nicht wundern, wenn die Mitarbeiter nervös werden und das Vertrauen in die Konzernleitung verlieren", kritisierte Mirko Kuklenski. Der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Neuwied versprach der Ahrweiler Belegschaft, "gemeinsam für den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen". Während er weitere Protestveranstaltungen ankündigte, verteilten Kinder von ZF-Mitarbeitern Flyer, um die Öffentlichkeit auf die besorgniserregende Situation der aufmerksam zu machen.

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