Süddeutsches Damen-Streichquartett Begeisternd bebende Bögen

BAD NEUENAHR · Mit einem bunt gemischten Programm aus Klassik, Filmmusik und einigen rock-poppigen Ausflügen hat das Damen-Quartett "La Finesse" in der Konzerthalle im Kurpark das neue Jahr eingeläutet. Die gutgelaunten Musikerinnen trafen auf ein ebenso gelauntes Publikum, das sich bei zwei Stücken auch tatkräftig mit einbringen konnte.

 Neujahrskonzert in der Muschel der Konzerthalle.

Neujahrskonzert in der Muschel der Konzerthalle.

Foto: Martin Gausmann

"Was ist der Unterschied zwischen einer Geige und einer Bratsche? Die Bratsche brennt genau eine Minute länger!" Mit Witzen wie diesen und launigen Showeinlagen unterbrach besonders Moderatorin und Cellistin Birgit Förstner immer wieder den musikalischen Reigen. Monika Beck an der Bratsche nahm es gelassen und ließ sich nicht davon abbringen, bei Klassikern wie der "Habanera" aus George Bizets Oper "Carmen" von 1875 oder dem 1961 von Monty Norman komponierten James Bond-Thema die souveräne Mittelstimme zu übernehmen. Die vier Grazien, die zum ersten Teil des Nachmittags ganz in Weiß und später in Schwarz auftraten, nennen ihren eigenen Stil "Crossover", da sie sowohl klassische Stücke präsentieren wie Johannes Brahms Ungarischen Tanz Nr. 5 als auch Musicalmelodien wie "Big Spender" von Cy Coleman und Dorothy Fields.

Großes Vorbild ist den Damen dabei Leonard Bernstein, der in beiden Welten, Klassik und Jazz, beheimatet war, wofür sein 1957 uraufgeführtes Musical "West Side Story" exemplarisch ist. Es erklang die weltberühmte Arie "Maria". Dem romantischen Komponisten Gioachino Rossini widmeten die Streicherinnen ein Medley, welches die Ouvertüren seiner Opern "Die diebische Elster", "Der Barbier von Sevilla" und "Wilhelm Tell" hintereinanderschaltete. Südländische Schwermut war auch im Programm vorhanden: Osvaldo Requenas "Por lo de siempre marga".

Episch wurde es mit den bekannten Themen aus den Filmen "Fluch der Karibik" und "Das Boot". Hier konnten Daniela Reimertz und Pamela Rachel an den Geigen ihre Bögen zum Beben bringen. Ebenso zur schmachtenden Filmmusik des Films "Chocolat" (2000), komponiert von Rachel Portman. Doch auch ohne Bogen lässt sich ein Streichinstrument prima bespielen: Anton Karas ursprünglich auf Zither eingespieltes "Harry Lime-Thema" aus dem britischen Film "Der dritte Mann" von 1949.

Das Publikum ließ keine Möglichkeit aus, sich von der Musik mitreißen zu lassen. Besonders bereiteten ihm die bekannte "Miss Marple"-Titelmelodie und Tina Turners "Goldeneye" aus dem gleichnamigen Bond-Film hörbar Freude. Mehrere Stücke des amerikanischen Komponisten Leroy Anderson sorgten ebenfalls für Neujahrs-Ausgelassenheit. In "Horse and Buggy" wurde nicht die berühmte Sau, sondern ein durchgehender Einspänner durch das Dorf gejagt. Mit "Fiddle-Faddle" brachen die Musikerinnen das oberste Streichergebot, nicht zu fiedeln. Schließlich zu "The Typewriter"- bekannt aus dem 1963er Film "Der Ladenhüter" mit Jerry Lewis - durfte ein Gast die Schreibmaschinenglocke betätigen, und beim Abschlussstück "Sleigh Ride" ging der Schellenkranz durch das Publikum, das mit seinem Applaus nicht sparte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort