Integratives Netzwerk Andrea Lipsius setzt sich im Netzwerk INA für alleinerziehende Mütter ein

AHRWEILER · Andrea Lipsius vertritt den Deutschen Kinderschutzbund Kreisverband Ahrweiler im "Integrativen Netzwerk für eine nachhaltige Unterstützung Alleinerziehender".

 Andrea Lipsius bringt sich für den Kinderschutzbund im Netzwerk für Alleinerziehende ein.

Andrea Lipsius bringt sich für den Kinderschutzbund im Netzwerk für Alleinerziehende ein.

Foto: Gausmann

Fragt man Andrea Lipsius aus Ahrweiler, was das Schlimmste war, als sie in den 1990er-Jahren mit vier Kindern alleinerziehend und ohne Einkommen da stand, dann sagt die 54-Jährige ohne zu überlegen: "Der erste Weg zum Sozialamt. Ich habe vor der Tür gestanden und bin wieder gegangen.

Der Schritt in die Abhängigkeit fiel mir schwer." Heute, längst sind drei der vier Kinder ausgezogen und stehen im Berufsleben, die Jüngste macht ihr Fachabitur, schließt sich für Andrea Lipsius ein Kreis. Denn sie ist eine von 20 Frauen und Männern im neuen "Integrativen Netzwerk für eine nachhaltige Unterstützung Alleinerziehender", kurz INA (der GA berichtete).

Lipsius vertritt den Deutschen Kinderschutzbund Kreisverband Ahrweiler im Netzwerk INA, da der Kinderschutzbund Angebote für Alleinerziehende vorhält.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, mit finanzieller Unterstützung aus dem Europäischen Sozialfonds, fördert anlässlich eines Bundesprogramms von 2011 bis 2013 bundesweit die Bildung mehr als 100 dieser Netzwerke. In Rheinland-Pfalz sind es zwei, eines davon im Kreis Ahrweiler. Die Gesellschaft für Berufsbildung und Berufstraining (GBB mbH) Ahrweiler hat mit ihrem Konzept überzeugt und den Zuschlag erhalten.

"Auf dem Stuhl des anderen Platz nehmen", "Wissen, wo der Schuh drückt", das ist für Andrea Lipsius als ehemalige Betroffene nun die beste Basis, um zu helfen. Sie weiß, wie schwer der ständige Spagat ist, den Kindern eine hoffnungsvolle Zukunft bieten und selbst den Anschluss nicht verpassen zu wollen.

Auch sie musste zunächst die seelischen Folgen einer Trennung verarbeiten, den Verlust des gewohnten Umfeldes, ein Heim suchen und ihre Angst vor finanziellen Problemen meistern. "Wir Frauen haben auch immer das Gefühl, alles nur halb zu machen", so Lipsius im GA-Gespräch. "Wir sind nie ganz für die Kinder, aber auch nie ganz für den Job da."

Betont Lipsius, dass sie sich bei den Behörden wie Sozial- oder Jugendamt immer gut betreut gefühlt habe, tauchten neue Probleme auf. "Als ich endlich eine Wohnung hatte, richtete sich die Aggression diverser Nachbarn gegen Alleinerziehende mit Kindern."

Dann kommt für die vierfache Mutter die Wende: Sie besucht bei der GBB ein dreimonatiges Orientierungsseminar, ihr Selbstbewusstsein wird Schritt für Schritt wieder aufgebaut. "Man bekommt dort gut Mut zugesprochen." Zwar kann sie ihre Wunschausbildung zur Logo- oder Ergotherapeutin nicht antreten, weil sie dann ganztags nach Bonn müsste, doch sie entscheidet sich für eine kaufmännische Weiterbildung.

Während sie danach in einer Agentur sofort loslegen kann, passen die Nachbarn in der neuen Wohnung auf die kleinste Tochter auf. Dank eines funktionierenden Netzwerkes aus Familie und Freunden hat das auch die Jahre zuvor mit allen vier Kindern recht gut geklappt.

Seit 2003 arbeitet Andrea Lipsius bei einem sozialen Träger in der Verwaltung in einem Halbtagsjob. "Mit Unterhalt und Kindergeld und der Arbeit beim Kinderschutzbund auf 400-Euro-Basis komme ich rund." Das Angebot des Kinderschutzbundes möchte sie nun als ein Puzzleteil im INA beisteuern.

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