Theaterverein Lätitia Abführmittel in den Keksen

BACHEM · In vielen Dörfern vertrieb man sich die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Theaterspiel. In Bachem wurde 1908 der Theaterverein Lätitia ins Leben gerufen.

 Im Bachemer Kommunikations-Zentrum, dem Konsum, beginnt der Kampf gegen Windräder .

Im Bachemer Kommunikations-Zentrum, dem Konsum, beginnt der Kampf gegen Windräder .

Foto: Martin Gausmann

Der stellte seinen Betrieb jeweils zu Beginn der Weltkriege zwar ein, wurde aber immer wieder schnell nach Kriegsende wiederbelebt. Bis 1977. Da wollten sich die Laienschauspieler dem MGV Bachem anschließen. Dieser Absicht stimmten die Mitglieder zu, realisiert wurde das aber nie, das Theaterspiel in Bachem war zum Erliegen gekommen. Im Jahr 2013 lebte es wieder auf.

Bei der Renovierung der Annakapelle wurden Dinge aus dem Fundus des Theatervereins entdeckt, parallel trennte sich der Heimatverein Alt-Ahrweiler von seiner Theatergruppe und am Set zum Film "Der Krieg kommt ins Ahrtal" trafen Inge Schröder, Gaby Krug und Klaudia Krohnen aufeinander und kamen ins Gespräch übers Theaterspielen. Keine wusste zunächst von den anderen, dass sie "Bachemer Mädchen" war, deren Vorfahren beim Verein "Lätitia" Theater gespielt hatten. Irgendwie führten die drei voneinander unabhängigen Geschehnisse dazu, dass die Idee, in Bachem den Theaterverein aufleben zu lassen, geboren wurde.

Schnell war ein begeistertes Ensemble gefunden. Am vergangenen Freitag war dann nach rund einem Jahr der Proben endlich Premiere des ersten Stücks des neuen Vereins: "Em Konsum - Windräder für Bachem." Mit jeweils 180 Besuchern waren die Premiere und die Aufführungen am Samstag und Sonntag im Saal des Bachemer Winzervereins ausverkauft. Ein toller Erfolg für den wiederbelebten Verein, der die Lachmuskeln seiner Gäste aufs Äußerste strapazierte. Von Beginn an war klar: das Stück muss "em Konsum" spielen. Dort, wo die Bachemer jahrzehntelang einkaufen gingen und den aktuellsten Tratsch und Klatsch austauschten.

Premierengast und Ortsvorsteher Georg Schikowski dürfte am Freitag mit gemischten Gefühlen registriert haben, was sich in eben diesem Konsum und in Bachem abspielte: eine reiche Düsseldorferin plante Windräder auf dem Karlskopf. Wälder, Wiesen und die Wildhamsterzucht von Ortsbeiratsmitglied Helge (Reinhard Kuhn) hätten dafür weichen müssen.

Klar, dass dieser ebenso gegen das Projekt war, wie Ortsbeirats-Kollege und Hausmeister Willy (Thomas Knieps), der Ehemann der Konsum-Leiterin Tina (Klaudia Kronen). Ihnen aber standen vier "Pro-Windrad-Ortsbeiräte" gegenüber: der korrupte Banker Schnöder (Thorsten Kehl), der bestochene und "klamme" Otto (Volker Breuer), der Umweltverbesserer Dr. Klingenberg (Wolfgang Heinen) und die ungeliebte Frau Müller (Marion Persie). Konsum-Chefin Tina griff kurzerhand zum Äußersten und mischte Abführmittel in ihre gern genommenen Plätzchen, um die Abstimmung zu boykottieren. Doch dann verdichtete sich das Gerücht, Schnöder habe die Attacke mit den Plätzchen nicht überlebt. Tina und ihre langsam denkende Angestellte Gilla (Martina Arnold) überkam die Angst. Erst recht, als Kommissar Kurz (Günther Wolf) seine Ermittlungen begann.

Zeitweise blickte nur noch Sachsen-Imi Mättes, das wandelnde Bachemer Tageblatt in Person, durch. Schließlich aber klärte sich alles auf, Schnöder überlebte und - wie sollte es anders sein - das Stück hatte sein Happy-End und Tina ihre Lehren gezogen. Rund um die eigentliche Story hat Gaby Krug noch ein paar kleine und ebenso lustige Geschichten ins Drehbuch geschrieben. Wie die sich anbahnende Beziehung der "Turteltäubchen" Gilla und Helge. Oder das "Fisternöllche" von Frau Dr. Klingenberg und das erfolgreiche "Baggern" von Kommissar Kurz an Tinas Mutter (Edith Wolf). Fazit: Eine tolle Premiere mit viel Beifall vom begeisterten Publikum.

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