Ehrenwall-Klinik in Ahrweiler 5,5 Millionen Euro in Akutkrankenhaus investiert

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die Ehrenwall-Klinik ist psychiatrisches Akutkrankenhaus für den Kreis Ahrweiler. Seit zehn Jahren setzt Rheinland-Pfalz bei der Behandlung psychisch Kranker auf Ortsnähe. Mit dem Ärztlichen Leiter und Geschäftsführer der Ahrweiler Ehrenwall-Klink, Christoph Smolenski, sprach Günther Schmitt.

 Der Haupteingang der Ehrenwall-Klinik in Ahrweiler.

Der Haupteingang der Ehrenwall-Klinik in Ahrweiler.

Foto: Günther Schmitt

Vor zehn Jahren hat das Land Rheinland-Pfalz der Ehrenwall-Klinik die Versorgungsverpflichtung für psychisch kranke Menschen übertragen. Was ist damit verbunden?
Christoph Smolenski: Mit der Übernahme der Pflichtversorgung erklärt sich ein psychiatrisches Krankenhaus bereit, für die Menschen des Versorgungsgebietes das zuständige Krankenhaus zu sein. In unserem Fall ist das der Kreis Ahrweiler. Wir sind also verpflichtet, die knapp 130.000 Bürger des Kreises zu versorgen.

Sie sind also ein Akutkrankenhaus für die Bürger im Kreis.
Smolenski: Genau, das ist richtig. Im Unterschied zum organmedizinischen Krankenhaus, zum Beispiel bei uns das Krankenhaus Maria Hilf, ist das psychiatrische Krankenhaus in Notfällen aber ultimativ verpflichtet einen Patienten aufzunehmen, der aus seinem Versorgungsgebiet kommt und darf ihn nicht abweisen. Zudem übernimmt das psychiatrische Krankenhaus hoheitliche Aufgaben, wenn ein Patient von Gesetzes wegen oder von der Polizei eingewiesen wird.

Das hat auch Erweiterungen Ihrer Klink bedingt. Was wurde gebaut, wie viel Geld wurde investiert und wie hat sich das Land beteiligt?
Smolenski: Das Land hat sich mit ungefähr 88 Prozent der ursprünglich geplanten Kosten beteiligt. Das Krankenhausgesetz in Deutschland respektive in Rheinland-Pfalz sieht vor, dass die Länder für die Investitionen bei Krankenhausbauten zuständig sind, während die laufenden Kosten von den Krankenkassen bezahlt werden. Insgesamt hat der damalige Umbau rund 5,5 Millionen Euro gekostet, wovon das Land zwölf Prozent von den ursprünglichen fünf Millionen übernommen hat.

Wie sieht denn die Inanspruchnahme aus? Mit wie viel Patienten haben Sie es in diesem Bereich pro Jahr zu tun?
Smolenski: Wir behandeln im Jahr knapp 1600 Patienten stationär und 200 Patienten teilstationär mit steigender Tendenz. Daneben behandeln wir im Rehabilitationsbereich noch gut 300 Patienten.

Kooperieren Sie auch mit anderen Kliniken oder Einrichtungen?
Smolenski: Ja, das tun wir. Im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz haben wir zwei Kooperationsprojekte mit dem Krankenhaus Maria Hilf, eines im Bereich der neurologischen Versorgung von Schlaganfallpatienten (Stroke Unit), zum anderen im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung von psychosomatisch kranken Patienten. Weiterhin besteht eine enge Zusammenarbeit mit der DRK-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Wie sieht die Kooperation aus?
Smolenski: Im Bereich der Schlaganfalleinheit sind unsere neurologischen Fachärzte an der Versorgung der Schlaganfallpatienten auf der Stroke Unit beteiligt. Weiterhin arbeiten zwei Fachärzte für psychosomatische Medizin und Psychiatrie und Psychotherapie der Ehrenwall-Klinik im Krankenhaus Maria Hilf im psychosomatischen Schwerpunkt. Mit der DRK-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeiten wir eng kollegial im Bereich Kinder psychisch kranker Eltern zusammen.

Und dann gibt es auch noch PIA, Ihre Psychiatrische Institutsambulanz.
Smolenski: Die Psychiatrische Institutsambulanz steht für die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung schwer psychisch kranker Patienten zur Verfügung. Hier versorgt ein psychotherapeutisches Team, bestehend aus Ärzten, Pflegedienstlern, Soziotherapeuten, Sport- und Bewegungstherapeuten Patienten, die entweder ein besonders komplexes Therapieangebot brauchen oder so krank sind, dass sie in einer normalen kassenärztlichen Praxis schlecht versorgt werden können. Hinzu kommen Patienten, die hier notfallmäßig keinen Platz bekommen.

Ihre Klinik wird seit mehr als 125 Jahren durch Ihre Familie geleitet und geprägt. Steht die nächste Generation schon in den Startlöchern?
Smolenski: Inwieweit ein einzelnes Krankenhaus noch im "Alleingang" weitergeführt werden kann, das ist noch offen. Wir stehen vor der Einführung eines völlig neuen Entgeltsystems in der Psychiatrie, das mit erheblichen wirtschaftlichen Turbulenzen verbunden sein dürfte. Verschiedene Krankenhauskonzerne beginnen bereits mit einem Personalabbau, um die zu erwartenden Schwierigkeiten abzufedern. Ob unter diesen Bedingungen ein einzelnes Krankenhaus weiter am Markt bleiben kann und soll, ist zurzeit noch nicht sicher abzuschätzen.

Zur Person

Christoph Smolenski (Jahrgang 1948) ist Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer der Ehrenwall-Klinik in Ahrweiler. 1974 promovierte er als Arzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse.

Smolenski hat einen Lehrauftrag im Gebiet Psychosomatische Medizin an der Uniklinik Bonn und war lange Zeit Ärztlicher Leiter des Instituts für Psychotherapie und Psychoanalyse Rhein-Eifel. Darüber hinaus setzt sich Christoph Smolenski für den Ausbau eines gemeindenahen sozialpsychiatrischen Netzwerks ein.

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