Interview mit dem Sänger Franz Martin Willizil "Kölsch es mih als Karneval"

Waldorf · Seine Erinnerungen an das Vorgebirge reichen zurück in die Grundschulzeit: Als Schüler der zweiten Klasse lernte Franz Martin Willizil im Fach "Heimatkunde", dass es auch außerhalb von Köln schöne Fleckchen auf der Erde gibt.

 Lebt mit seiner Frau in Waldorf: Musiker Franz Martin Willizil. An diesem Samstag gibt das ehemalige Mitglied der Höhner ein Konzert im Lokal "Zum Dorfbrunnen".

Lebt mit seiner Frau in Waldorf: Musiker Franz Martin Willizil. An diesem Samstag gibt das ehemalige Mitglied der Höhner ein Konzert im Lokal "Zum Dorfbrunnen".

Foto: Sonja Weber

Rund 50 Jahre später kramte der Musiker und Songwriter, der 22 Jahre lang den Kölner Höhnern angehörte, sein Wissen über das Vorgebirge aus dem Gedächtnis hervor. Nach Stationen in der Eifel und in Wesseling machte "Dä Hoot" sich gemeinsam mit seiner Frau Marlene auf die Suche nach einem neuen Zuhause. In Waldorf landeten die beiden schließlich einen Volltreffer. Seit drei Jahren fühlt sich das Ehepaar dort rundum wohl. Am Samstag gibt Willizil im Saal des Hotels und Restaurants "Zum Dorfbrunnen" ein musikalisches "Heimspill". Mit ihm sprach Sonja Weber.

Der 1. FC Köln hat am Wochenende spielfrei. Da ist der Termin für ihr eigenes "Heimspill" sicher ein Zufall.
Franz Martin Willizil: Natürlich nicht. Sonst wären meine Freunde aus dem FC-Fanclub "Hätzbloot Vürjebirch", dessen Ehrenmitglied ich bin, ja im Stadion. Wenn ich schon ein "Heimspill" gebe, dann sollen auch alle dabei sein können.

Der Titel des Konzerts verrät nicht nur Ihre Liebe zum Fußball, sondern auch Ihre Beziehung zu Ihrem neuen Wohnort. Würden Sie Waldorf als ihre Heimat bezeichnen?
Willizil: Meine Heimatstadt ist Köln, weil ich dort geboren wurde. Aber wenn man Heimat als einen Ort definiert, an dem man sich zu Hause, angenommen und in die Gemeinschaft integriert fühlt, würde ich Waldorf durchaus mit diesem Wort beschreiben. Ich bin sehr froh, in diesem Ort viele neue Freunde und Bekannte gefunden zu haben.

Wie wurden Sie in die Dorfgemeinschaft aufgenommen?
Willizil: Sehr herzlich. Nach unserem Einzug haben wir die Nachbarschaft zu einer kleinen Einweihungsfeier eingeladen. Die meisten konnten jedoch nicht lange bleiben, weil ein Auftritt des Männergesangsvereins anstand. Ich wurde eingeladen, an einer Probe teilzunehmen - was ich dann auch tat. Als der Chor plötzlich den Song "Türme vom Dom" anstimmte - ein Lied, das ich geschrieben habe - musste ich vor Rührung weinen. Seitdem bin ich Mitglied des Männergesangsvereins und nehme - soweit es mein Terminplan zulässt - regelmäßig an Proben und Auftritten teil.

Sie sind ein Verfechter der kölschen Mundart. Wie schwer tut sich ein Kölner mit dem Vorgebirgs-Dialekt?
Willizil: Das war tatsächlich anfangs ungewohnt. Wenn jemand richtig Platt redet, muss ich mich schon konzentrieren, um alles zu verstehen. Aber ich lerne schnell. Bei uns zu Hause beispielsweise wurde Hochdeutsch gesprochen, weil meine Eltern keine gebürtigen Kölner waren. Kölsch habe ich auf der Straße gelernt.

22 Jahre lange waren Sie Mitglied der Höhner. Welchen Weg haben Sie nach dem Ausstieg eingeschlagen?
Willizil: Den letzten Auftritt mit den Höhnern hatte ich zum Millenium-Jahreswechsel 1999/2000. Ich fühlte mich ausgelaugt und hatte keine Ideen mehr. Ich wollte zurück zur handgemachten Musik, wollte Songs schreiben, Neues ausprobieren. In Wesseling eröffneten meine Frau und ich ein Café. Dort machte ich zum ersten Mal die Erfahrung, meine Zuhörer auch allein unterhalten zu können. Parallel zu meinen Soloauftritten gründete ich gemeinsam mit Peter Horn die KölschFraktion.

Was erwartet die Gäste heute Abend bei Ihrem Konzert im "Dorfbrunnen"?
Willizil: Mein Leitspruch ist: "Kölsch es mih als Karneval". Mein Liedmaterial setzt sich zusammen aus Songs, die im Laufe der Jahrzehnte entstanden sind: Humorige Milieu-Schilderungen, gefühlvolle, besinnliche Balladen und natürlich auch einige Lieblingslieder aus meiner 22-jährigen Mitgliedschaft bei den Höhnern. Begleiten wird mich der Multi-Instrumentalist Christoph Jansen.

Neben musikalischen stehen auch kulinarische Genüsse auf dem Programm: Es soll frischen Reibekuchen geben. Was hat es mit den "Rievkoche" auf sich?
Willizil: Der Rheinländer steht eben auf Reibekuchen. Außerdem waren die "Reibekuchenabende" in unserem Café in Wesseling immer sehr beliebt - da lag es nahe, diese Kombination noch einmal aufzugreifen.

Das Konzert "Heimspill" von Franz Martin Willizil beginnt am Samstagabend um 20 Uhr im Saal des Lokals "Zum Dorfbrunnen", Schmiedegasse 36 in Waldorf. Der Eintritt kostet zwölf Euro, Kinder bis 14 Jahren zahlen acht Euro. Karten gibt es im "Dorfbrunnen" Tel. 0 22 27/880 oder an der Abendkasse.

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