Bad Breisiger Heimatverein Erinnerung ans alte Kurhaus

BAD BREISIG · Wehmut schwang mit, und auch Unmut über die einst getroffene Entscheidung wurde deutlich bei der kleinen Feierstunde im Bad Neuenahrer Kurpark. Viele trauerten nicht nur, als das Bad Breisiger Kurhaus im Jahr 2005 endgültig geschlossen und schließlich im Januar 2011 abgerissen wurde, sie trauern bis heute.

 Viktor Ziegler spricht zu den Gästen der Grundstein-Einweihung.

Viktor Ziegler spricht zu den Gästen der Grundstein-Einweihung.

Foto: Martin Gausmann

Doch der Grundstein des Kurhauses, zu dessen Aufstellung der Museums- und Heimatverein Bad Breisig eingeladen hatte, solle kein Trauer- oder Grabstein sein, sondern eine Erinnerung an das, was war, wie der Vereinsvorsitzende Viktor Ziegler erklärte: "Über mehr als 100 Jahre hinweg war das Kurhaus Mittelpunkt von Festen, Feiern und Veranstaltungen aller Art und Treffpunkt zum nachmittäglichen Kaffeetrinken oder Abendessen mit Blick auf den Rhein". Letztlich sei das baufällige Gebäude aber nur mit erheblichem Geldaufwand zu retten gewesen, dass die Stadt nicht gehabt hätte. Auch Stadtbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch verwies auf die Gründe, die zur Aufgabe des sanierungsbedürftigen Hauses gezwungen hätten, und auf die "herrliche Freifläche, die nun zum Rhein hin entstanden sei".

Nicht in der Senke im Gelände, wo das Kurhaus einst stand, sondern wenige Meter davor, auf dem Weg dorthin, steht jetzt der Grundstein, den der Museums- und Heimatverein rettete und für rund 1400 Euro mit Unterstützung lokaler Unternehmen von Steinmetz Ralf Bell-Schäffgen aufarbeiten ließ. Der Grundstein aus Sandstein wurde ergänzt um einen Sockel und eine Platte aus Basalt. Auf dem Stein steht "Erholung" und das Datum der Grundsteinlegung, "1. May 1876", sowie die Namen "J. Boerstinghaus, H.B.Dinget, Fr. Bachem".

Steinmetz Franz Bachem aus Bad Breisig habe die Idee der Freimaurerei mitgebracht und Freunde dazu bewogen, ein Gesellschaftshaus der Freimaurerloge zu erbauen, das "Haus Erholung", erklärte Waldi Fabritius, der die Geschichte des Kurhauses Revue passieren ließ. Das "Haus Erholung" habe etwa 15 Jahre bestanden bis die Freimaurerloge zerfiel und die Gesellschaft aufgelöst wurde. Der neue Eigentümer, der dänische Honorar-Konsul Oehme, baute es zum Wohnhaus um, nannte es "Villa Rheinaue" und legte den umliegenden Park mit exotischen Pflanzen an.

"Dass er 1926 seinen Wohnsitz verlegt hatte und das Haus zum Verkauf anbot, ist der wahre Geburtspunkt unseres Kurhauses gewesen", sagte Fabritius. Sechs prominente Niederbreisiger des damals 1800 Einwohner zählenden Ortes gründeten mit 20.000 Reichsmark Stammkapital die Kurbad GmbH mit dem Ziel, das Anwesen von Konsul Oehme für die Zukunft der Stadt zu sichern und ein vorzeigbares Kurhaus zu haben, um Niederbreisigs Fortschritt als Heilbad zu sichern, nachdem bereits 1914 der Geyr-Sprudel entdeckt worden war. "Aber es fehlte an vielem", erklärte Fabritius.

Doch der Zufall sei in Person des Versicherungsgeneraldirektors Fritz Borgelt zu Hilfe gekommen, der wegen einer Autopanne im "Weißen Ross" abstieg. Die Wirtin stellte fest, dass "dort viel Geld locker zu machen war" und brachte ihm mit den sechs Niederbreisigern zusammen. Borgelt wurde Geldgeber, eine Aktiengesellschaft gegründet, ein Badehaus gebaut und das Kurhaus zu Pfingsten 1927 eingeweiht. In seiner Blütezeit habe es täglich Tanzveranstaltungen gegeben und die Plätze an den 22 Panoramafenstern zum Rhein seien von morgens bis abends belegt gewesen, sagte Fabritius, und unter anderem auch, dass Bad Breisig von Bombardierungen verschont wurde, weil das Kurhaus im Krieg Lazarett war.

Nach der Wiedereröffnung als Hotel und Restaurant zu Pfingsten 1947 habe das Kurhaus nochmals eine kleine Blüte erlebt, aber der Abstieg sei schon bald sichtbar gewesen, und als schon 1966 kein Betreiber mehr zu finden war, sei die Stadt Eigentümer geworden. Fabritius bedauerte den Verlust des Kurhauses und erhielt viel Beifall für seinen Wunsch, den ehemaligen Standort, nicht irgendwann zu bebauen. Der katholische Pfarrer Günther Marmann und die evangelische Pfarrerin Inge Gaebel weihten den Stein als lebendigen Stein des Kurhauses ein, "in dem es Heilung gab und das Leben steppte", und "Liederkranz" und "Sängerbund" besangen die Feststunde.

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