Wein im Ahrtal Winzer luden zu Spaziergang und Umtrunk ein

KREIS AHRWEILER · Mit dem gefüllten Weinglas und geschnürten Wanderschuhen ging es von Station zu Station. Obwohl das Wetter zum Auftakt am Samstag wenig frühlingshaft war, standen das Wandern und der Wein an der Ahr bis Sonntagabend hoch im Kurs.

Weinkönigin Evelyn Creuzberg begrüßt in Dernau die Wandervögel.

Weinkönigin Evelyn Creuzberg begrüßt in Dernau die Wandervögel.

Foto: Martin Gausmann

Rech tischte bei der Kulinarischen Rebenwanderung auf, in Ahrweiler brachte Weinbautechniker Reinhold Kurth in Kooperation mit der Weinstube Steinfeld den Gästen "Wein, Wandern und die Römer" im Stadtwald näher, und wohl am meisten los war beim Dernauer "Weinfrühling". Alle-samt waren sie Teil der erstmals vor einigen Jahren vom Deutschen Weininstitut ins Leben gerufenen Aktion unter dem Motto "Wandern, wo der Wein wächst".

Sonst hatten die Organisatoren immer Glück mit dem Wetter gehabt, doch die vierte Auflage des Weinfrühlings startete mit Regen. Trotzdem seien noch vor dem offiziellen Start mehr als 100 Besucher mit dem Zug in Dernau angekommen, erklärte Ingrid Näkel-Surges vom Verein Weindorf Dernau. Mit schöner Regelmäßigkeit kamen weitere "große Wanderstiefel und kleine Wanderstiefelchen", wie die älteren und jüngeren Gäste in Dernau heißen, aber ob die Zahl von 3500 verkauften Wanderpässen vom Vorjahr erreicht oder sogar übertroffen werden konnte, wusste sie noch nicht zu sagen.

Mit dem Wanderpass als Stempelkarte, die ausgefüllt die Teilnahme an einer Weinverlosung sicherte, ging es auf die 8,5 Kilometer lange Strecke bis hoch in die Weinberge, wo an 13 Ständen Wein und andere Spezialitäten serviert wurden. An jedem zweiten Stand gab es auch Kinderbelustigung.

"Gerne hätte auch ich Nägel geklopft, und beim Quiz habe ich einfach ein bisschen mitgeraten", erklärte eine Teilnehmerin aus Hamminkeln, die wie so viele andere mit einer größeren Gruppe von Freunden schon lange vorher gebucht hatte und nicht nur für einen Tag im Ahrtal weilte. "Sobald es in bei uns aufgehört hat zu regnen, sind wir losgezogen", erklärte eine Rheinbacher Familie. "Man braucht ja nur die richtige Kleidung."

Aus Berlin, Düsseldorf und Bayern begrüßte Markus Hostert Gäste an seinem Stand in Rech, wo ein Freundeskreis aus Dernau gut gelaunt spontan eine flotte Version von "Großer Gott wir loben dich" zum Besten gab. Viele seien erfreut, auf dem Weg ahrabwärts "keine tote Strecke vorzufinden und noch eine weitere Einkehrmöglichkeit zu haben", beobachtete Winzer Otger Schell.

Einige Gäste nahmen an der Wanderung mit Gerhard Schreier vom Infostand des Heimat- und Verkehrsvereins aus bis zum Veranstaltungsplateau teil, die meisten liefen auf eigene Faust los. Bloß an der fast 40 Meter langen, dekorierten Freiluft-Tafel der Recher im Weinberg ließ sich am Samstag kaum einer nieder. Dafür nutzten die Gäste das Angebot von Bärlauchsuppe bis Wildspezialitäten und Kuchen im geschützten Zelt. Auch Markus Bertram vom Weingut Bertram in Dernau hatte über den Sitzplätze an seinem Stand in der Weinlage Schieferlay einen Wind- und Regenschutz aufgebaut, und dafür diesmal Sonnenschirme und Strohballen daheim gelassen.

Überrascht von der guten Resonanz trotz des Wetters zeigten sich durchweg die beteiligten Winzer und Gastronomen, und bei der Frage "rot oder weiß?" war beim Wein keine einheitliche Antwort zu geben. Beidem wurde gut zugesprochen. Wo im Vorjahr noch der Kühlschrank für den Weißen unbedingt nötig war, war diesmal der Temperierschrank für den Rotwein gefragt, wie Otger Schell einen in den Wingert transportiert hatte. "Wir haben die Werkstatt draußen, also müssen wir damit leben, dass es rein regnet", habe sein Großvater immer gesagt. Danach richte er sich.

Deshalb war er auf alles vorbereitet. In Dernau nutzte das Weingut Kreuzberg zwischendurch auch mal die Dämpfe der Spülmaschine, damit der Rotwein nicht zu kalt wurde, wie Ludwig Kreuzberg lachend berichtete, "aber wir holen auch dauernd gut temperierten Nachschub aus dem Weingut".

Wie auch immer: Der Wein schmeckte den Gästen ebenso wie die anderen Genüsse, und die Landschaft gefiel sowieso. Und für die Beteiligten aus Rech und Dernau steht fest: Sowohl den Weinfrühling als auch die Kulinarische Rebenwanderung wird es auch im kommenden Jahr wieder geben.

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