Überfall auf Tankstelle in Odendorf Vier Schüsse trafen den Tankwart

HÖNNINGEN · Das Fußball-WM-Spiel Deutschland gegen USA am 26. Juni versprach ihm einen ruhigen Abend. Die Einnahmen der Tankstelle in Hönningen hatte seine Frau, die die Betreiberin ist, schon mitgenommen, kein Auto fuhr vor, um zu tanken.

Doch dann erlebte der 58-jährige Tankwart gegen 20.45 Uhr mehr Aufregung, als ihm lieb sein konnte. Zwei maskierte Männer betraten den Kassenraum unter vorgehaltenen Waffen und forderten die Herausgabe des Geldes.

Nachdem einer der Täter Warnschüsse abgegeben und mit jugendlicher Stimme "Überfall, Geld raus" gerufen hatte und der andere hinter die Theke getreten war, griff der Pensionär beherzt zu einem zum Schlagstock umfunktionierten Kabelstück und trat seinem Widersacher entgegen.

Während dieser mit seiner ungeladenen Schreckschusspistole flüchtete, gab der andere aus seiner Luftdruckwaffe noch weitere Schüsse ab. Vier Mal wurde der Tankwart in die Schulter getroffen.

Gestern nun mussten sich neben den beiden 22- und 16-Jährigen auch der 20-jährige Fahrer des Fluchtautos wegen versuchter räuberischer Erpressung vor der 2. Strafkammer des Landgerichtes Koblenz verantworten.

Was nach den Einlassungen der drei jungen Täter aus Swisttal-Odendorf allen Prozessbeteiligten klar war: Auch wenn sie mit einer Beute von 1000 Euro rechneten, so war keine Geldnot im Spiel, sondern, und das führte zum Kopfschütteln bei vielen Prozessbeteiligten und Zuhörern im Saal, Abenteuerlust.

"Ja, wir wollten mal was erleben", sagte einer aus. Keiner habe sich auch nur für einen Moment in die Situation des Opfers versetzt.

Und auch wenn der Tankwart gestern angab, gewusst zu haben, "der kann dich mit einem Schuss nicht kalt machen", so verfüge er nun über eine Lebenserfahrung mehr, "die man nicht haben muss".

Einer aufmerksamen Joggerin, die als Zeugin gehört wurde, ist zu verdanken, dass die Fahndung nach dem Pkw mit SU-Kennzeichen noch am selben Abend zur Verhaftung des Fahrers führte, der dann wenig später auf der Wache in Adenau die Namen der Komplizen nannte.

Der älteste Täter wurde im Schlaf vom SEK "überrascht", der Jüngste auf dem Heimweg verhaftet. Zu klären hatte das Gericht mit Hilfe der Zeugenaussagen und der Spurensicherung der Polizei, wann welche Schüsse fielen.

Die Staatsanwaltschaft forderte sechs Jahre Haft für den 22-Jährigen, der die Schüsse abgegeben hatte, drei Jahre für den Komplizen in der Tankstelle und zweieinhalb Jahre für den Fahrer. Heute wird das Urteil gesprochen.

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