Kunst-, Jugend- und Heimatpflege Riesenmalerei von Rainer Hess als Blickfang zwischen Felskulisse und Ahr

MAYSCHOSS · Wer erinnert sich noch an Josef Damian? Wer kennt noch seine religiösen Bilder und Landschaften? Ihm selbst war es nicht vergönnt, sich durch Wiesen, Wald und Weinberg zu bewegen. Der Gelähmte, dem die Mayschosser Gemeinde ab 1907 fünf Jahre lang einen Zuschuss zur Malerausbildung zahlte, ging mit den Augen spazieren und fuhr mit dem Pinsel nach, bis er 1941 im Alter von 52 starb.

 Die Akteure gestern Abend mit Rainer Hess (hinten) vor dem Kunstwerk in Mayschoß.

Die Akteure gestern Abend mit Rainer Hess (hinten) vor dem Kunstwerk in Mayschoß.

Foto: Martin Gausmann

Diesem Großonkel und sich selbst hat der Maler und Weinbauer Rainer Hess an der Außenwand seines Ateliers am Fels ein fast acht Meter hohes und 2,60 Meter breites Bild gewidmet. Tatsächlich aber bezieht das Monumentalwerk als künstlerisches Cross-Over einen dritten Maler mit ein.

"Ohne die Hilfe von Wolfgang Kutzner, der von der Planung bis zum letzten Pinselstrich beteiligt war, hätte ich das Projekt nicht umsetzen können", so Hess. Der Künstlerkollege und Freund aus Staffel gliederte die Fläche in Quadrate. Dann legte der Mayschosser typisch spontan los: "Ich habe die Farbe aus Töpfen an die Wand geschmissen und mit dem Quast so heftig drangeklatscht, dass sie dick und lange fließt."

Anfangs befiel ihn Höhenangst auf dem Gerüst. Zudem war das Arbeiten an der Senkrechten, statt wie sonst am Boden, eine Herausforderung. Im nächsten Schritt löste das Malerduo gemeinsam mit gesprühten Farben ein großes Ringen aus, um Hess? eruptive Akzente einzubinden. Halt bekam die Riesenmalerei schließlich durch eine senkrechte lineare Struktur, ein ausgewiesenes Merkmal Kutznerscher Bildsprache.

Sie überzieht die gesamte Malfläche, auch das Bildfenster unten links, eine Mayschosser Ansicht mit den Bergen Etzhard und Ümerich nach einem Original von Josef Damian. "Die Komposition ist so aufgebaut, dass die zwei Bilder vom Großonkel und mir in eins zusammenfließen", erklärt Hess. Ebenso harmonisch fügt sich, besonders gut von der Ahrbrücke aus zu sehen, die Gestaltung in die Kulisse hinterm Haus ein, da der rostrote Gemäldegrundton mit dem Mauerpfeffer am Fels "eine Symbiose bildet".

Ein herrlicher Blickfang also und ein Denkmal für drei Maler? Viel zu kurz gegriffen. Die ganze untere Bildhälfte haben binnen dreier Wochen 15 Jugendliche, angeleitet durch die Künstler und betreut durch die ehrenamtliche Leiterin des Mayschosser Jugendtreffs, Anneliese Baltes, erarbeitet.

Es ist nach der Umsetzung zweier Ponsart-Motive das dritte künstlerisch-historisch inspirierte Fassadenbild, das in dieser bemerkenswerten Kooperation entstanden ist und eines vieler seit 1999 realisierten Projekte von Künstlern mit Jugendlichen in Mayschoß, die das Ortsbild für Gäste und Einheimische fortwährend aufwerten. Baltes betont insbesondere die Bedeutung für die jungen Leute: "Sie profitieren enorm, indem sie sich in der Öffentlichkeit darstellen können, etwas lernen und etwas schaffen, das Bestand hat".

Die hellgelbe Grundierung übernahm übrigens unentgeltlich der Kalenborner Malerbetrieb Neltner. Weitere Sponsorenunterstützung warb, wie gewohnt, Anneliese Baltes ein. "Wir brauchen aber noch Spenden zur vollständigen Kostendeckung und für das nächste Fassadenobjekt", merkt sie an. Das ist bereits für August an der Ecke Fuhrweg/Etzhardstraße geplant und soll als großes Gemeinschaftswerk dem Ort wieder ein neues Glanzlicht aufsetzen.

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