Komplette Instandsetzung für 1,9 Millionen Euro Renoviertes Pfarrhaus feierlich eingeweiht

KESSELING · "Einfach kann jeder - wenn es schwierig wird, machen es die Kesselinger", schmunzelte Bürgermeister Achim Haag bei der Einweihung des vollständig renovierten Alten Pfarrhauses in Kesseling.

 Im Beisein von zahlreichen Gästen wurde das komplett renovierte Pfarrhaus in Kesseling eingeweiht.

Im Beisein von zahlreichen Gästen wurde das komplett renovierte Pfarrhaus in Kesseling eingeweiht.

Foto: Martin Gausmann

Denn um ein Haar wäre das vermutlich älteste Gebäude im Kreis Ahrweiler dem kompletten Verfall preisgegeben worden, wenn nicht die Kesselinger praktisch in allerletzter Minute mit einer enormen gemeinsamen Kraftanstrengung doch noch die Rettung geschafft hätten.

Und nicht nur das, denn das renovierte und erweiterte Gebäude aus dem 16. Jahrhundert, dessen rechter Teil als zweiter Bauabschnitt erst im Jahre 1703 errichtet wurde, ist zu einem wahren Juwel geworden. "Ein Juwel, das auch viel Geld gekostet hat", wie Landrat Jürgen Pföhler angesichts der Gesamtkosten von fast 1,9 Millionen Euro bemerkte.

Das Pfarrhaus ist 350 Quadratmeter groß und hat einen 120 Quadratmeter großen modernen Anbau. Zusammen mit dem Gemeindehaus "Kreuscher" und dem Dorfgemeinschaftshaus "Am Bolzplatz" bildet es jetzt, überragt von der historischen Pfarrkirche, einen malerischen Dorfmittelpunkt.

Ein Grundstein aus Wissen, Fleiß und Können

Dazu trägt auch der ebenfalls eingeweihte neue Brunnen auf dem kleinen Vorplatz einen nicht unwesentlichen Teil bei. Der Kreuzberger Bildhauer Rudolf Schneider hat den zwei Meter hohen Brunnen mit einem achteckigen Sockel aus Mendiger Basaltstein und drei Bronzefiguren angefertigt.

Ein mittelalterlicher Mönch und ein Bauer mit Weinbergsharke legen darauf symbolisch den Grundstein aus Wissen, Fleiß und Können, auf den ein kleiner Junge tapfer in die Zukunft klettert. "Ein großartiges Werk", rief Pfarrer Volker Dupont bei der Einsegnung begeistert aus.

Doch der Star des Tages war das Alte Pfarrhaus. Enorm viel habe man in die Standfestigkeit investiert, dabei aber die historische Substanz so gut wie nur irgend möglich erhalten, so Architekt Gerd Bungarten.

Die markante Treppe aus Eichenholz wurde ebenso erhalten wie der Fußboden aus Fichtenholz-Dielen und die Kölner Decke aus dem siebzehnten Jahrhundert im Obergeschoss sowie zahlreiche uralte Zimmertüren oder die Leibungsverkleidung der Fenster aus Eiche.

Das Gebäude hat einiges hinter sich

Allein für die Notsicherung für das vom Verfall bedrohte Gebäude habe man 140 000 Euro investiert, sagte der Kesselinger Beigeordnete Klaus Winkler. Das war notwendig geworden, weil die frühere Außenstelle des Klosters Prüm, die zuletzt von 1852 bis 1971 als Pfarrhaus gedient hatte, nach dem Auszug des letzten Pfarrers Alfons Scholz leer stand und vom Bistum Trier vernachlässigt wurde.

1980 war das Gebäude in Erbpacht an einen Kölner Privatmann vergeben worden, der es für soziale Projekte nutzen wollte. Doch über die Ausgestaltung habe es ein tiefes Zerwürfnis zwischen Bistum, Pächter und Gemeinde gegeben, zumal das Gebäude 1985 unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Landrat Pföhler gab zu: "Ich habe in meiner gesamten Amtszeit noch nie eine so verfahrene Situation erlebt, da bedurfte es eines langen Atems und des gemeinschaftlichen Einsatzes, um das Haus am Ende doch noch zu retten."

2008 kaufte die Gemeinde nach zähen Verhandlungen das Gebäude, um dann aber schnell festzustellen, dass man die Renovierung allein nicht schafft. Dann kam der damalige Mainzer Innenminister Karl-Peter Bruch ins Spiel, der bei einem Ortstermin davon überzeugt werden konnte, dass das Gebäude erhaltenswert sei. "Dabei war nicht das Bauwerk selbst das Entscheidende", erinnerte sich Bruch bei der Einweihungsfeier.

"Für mich war besonders eindrucksvoll, was vor Ort bereits geschehen war, wie sich die Bürger dafür einsetzten und wie sie sich mit diesen historischen Haus, das die lange Geschichte des Ortes repräsentiert, identifizierten." Hier sei nicht nur ein Gebäude, sondern ein echtes Gemeinschaftsgefühl der Kesselinger entstanden.

So gab das Land letztlich 1,1 Millionen Euro an Zuschuss, und selbst der Bund beteiligte sich mit 75 000 Euro aus seinem Denkmalförderungsprogramm an den Renovierungskosten.

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