"Ahrrock" im Winzervereinssaal Gröl-Gesang und Gitarren-Gewitter

ALTENAHR · Schon das 17. Jahr in Folge haben der Kulturverein Mittelahr und das Pro Büro für Jugendarbeit der Verbandsgemeinde Altenahr mit dem Festival "Ahrrock" nicht nur ein kulturelles Zeichen für zeitgenössische Rockmusik härterer Prägung gesetzt, sondern auch jungen Bands aus nah und fern eine Bühne geboten.

 Die Gruppe "Sinsick" aus Sinzig passt in keine Schublade.

Die Gruppe "Sinsick" aus Sinzig passt in keine Schublade.

Foto: Martin Gausmann

Die Jugendlichen strömten in Scharen in den Saal der Altenahrer Winzergenossenschaft und feierten die harten Klänge von regionalen Bands wie "Sinsick" oder von "Valley", die extra aus Belgien den Weg an die Ahr gefunden hatten.

Wummernde Bässe über der beschaulich dahinplätschernden Ahr und Schlagzeugsalven in der regenverhangenen Nacht kündeten dem Besucher schon von Weitem: Es ist wieder Zeit für das alljährliche Ahrrock-Festival. Dieses Jahr sollte es seinem Namen alle Ehre machen. Unter dem inoffiziellen Motto "Zurück zu den Wurzeln" traten dieses Mal keine Hiphop- oder Pop-Bands auf.

Die Bühne gehörte den Stilrichtungen Death Metal und Hardcore, die beide die Vorliebe für verzerrte Gitarren eint, die sich aber darin unterscheiden, dass beim Hardcore mehr Sprechgesang vorherrschend ist. Den Veranstaltern war es ein Anliegen, die Kluft zwischen regionalen und überregionalen Bands sowie zwischen unbekannteren Bands und solchen zu schließen, die kurz vor dem Beginn einer größeren Karriere stehen.

Eine solche größere Band sind "We are Wolf". Was musikalisch den Unterschied zwischen den Gesangsweisen "Kreischen" und "Growlen" bedeutet, stellte Sänger René Becker unter Beweis. Mit tiefer Stimme grunzte er seine Texte stellenweise, um dann ohne erkennbaren Umbruch in eine hohe Kreischstimme zu verfallen. Stakkato-Rhythmen und apokalyptische Texte rundeten dieses Erlebnis der etwas anderen Art ab. Harte Riffs und dunkle Texte gab es mit "Drop to Another World", wobei die Band auch mal etwas melodischer auftreten konnte.

Ihr Auftritt fand unter atmosphärischem, rotem Licht statt, und die Bühne zierten ein paar an Laternenmasten erinnernde Lampen - eine für den verregneten Abend passende, an einen Hafen erinnernde Bühnendekoration. Die Lichtregie fand an diesem Abend immer das passende Ambiente für den jeweiligen Sound der Bands. So auch für die Band mit der weitesten Anreise: "Valley" aus dem belgischen Halle. Auch sie spielten einen eher melodischen Hardcore, der von persönlichen Texten getragen war.

Aus Stadtkyll in der Nähe von Gerolstein waren "Call this Addiction" angereist, die mit ihren Songs einen bodenständigen Metalcore - also eine Mischung der beiden vorherrschenden Stilrichtungen - ohne jeglichen überflüssigen Schnörkel boten: gegrölter Gesang, pfeilschnelle Gitarrenriffs und ein hämmerndes Schlagzeug.

In keine Schublade konnten die Musiker von "Sinsick" gesteckt werden, deren Name sich unschwer von ihrer Heimatstadt ableiten lässt. Harte Gitarren wechselten sich ab mit südländischen Akkorden im Reggae-Stil. Wehten im einen Moment die Haare des Publikums noch wirbelnd durch die Luft, wiegten sie im nächsten Moment lässig im Rhythmus der Musik.

Dazu gab es sozialkritische Texte auf Deutsch und Englisch, aber auch mal eine interessante Neuinterpretation des Klassikers "I Like to Move It" des Techno-Duos "Reel 2 Real". Das Wummern im Bauch und ein leichtes Ziehen im Nacken sollten Rocker wie Publikum auf dem Heimweg nicht mehr so schnell verlassen.

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