Kirchsahr begeht Sakramentsfest Ein Kunstwerk aus tausenden Blüten

KIRCHSAHR · Aller guten Dinge sind drei: Kirchsahr startet durch in eine Jubiläumsphase, denn in den kommenden Monaten gibt es gleich drei Anlässe im Sahrbachtal, um Geburtstage zu feiern. Die katholische Kirchengemeinde begeht am Sonntag, 2. Juni, das 365. Sakramentsfest. Am 3. November folgt der Freundeskreis Sahrbachtal, der seiner Gründung vor zehn Jahren gedenkt. Und schließlich feiert die ganze Gemeinde im kommenden Jahr 1050 Jahre Kirchsahr.

 In mühevoller Arbeit werden vor dem Gemeindehaus die Blütenteppiche ausgelegt.

In mühevoller Arbeit werden vor dem Gemeindehaus die Blütenteppiche ausgelegt.

Foto: privat

Den Reigen eröffnet das Sakramentsfest, das im Jahre 1648 erstmals in der damals schon etwas maroden Pfarrkirche gefeiert wurde. Es handelte sich um ein Fest der Bruderschaft zu Ehren der Heiligen Familie. Ob die Gründung der Bruderschaft und das erste Kirchsahrer Sakramentsfest mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) zusammenhängt, konnte der Rheinbacher Pallottinerpater Dr. Erhard - 30 Jahre Betreuer der Kirchsahrer Pfarrei - in den historischen Dokumenten des Pfarrarchivs nicht ermitteln.

Pfarrer Jacob Fabricius hatte seinerzeit die ganze Kirchengemeinde in die Bruderschaft aufgenommen. Unter Pfarrer Peter Hilberath ist die Bruderschaft um 1669 sehr aktiv und 1717 lässt Pfarrer Anton Cranenbach anlässlich einer Art Volksmission die Bruderschaft erneuern.

Das "Sahrer Fest", wie das Sakramentsfest in der Umgebung damals genannt wurde, ist über die Jahrhunderte hinweg immer auch ein Familienfest, zu dem Verwandte und Freunde aus den Nachbardörfern zu Besuch kamen. Im Mittelpunkt stand aber der religiöse Zweck. Ähnlich wie an Fronleichnam wird die Verehrung der Heiligen Familie aus der Kirche hinaus in den öffentlichen Raum getragen. Nach dem Neubau der Kirche (1730) unter Pfarrer Johann Ullrich Meller verlegte Pfarrer Johannes Cremer 1767 das Fest, das zeitweise am 25. März (Mariae Verkündigung) und am 11. November (Sankt Martin) gefeiert wurde, auf den Sonntag nach Fronleichnam.

Pfarrer Cremer war es auch, der um 1760 den berühmten Kirchsahrer Flügelalter aus Münstereifel mit einem Ochsen-Fuhrwerk ins Dorf brachte. Er hatte der Überlieferung nach die Münstereifeler Stiftsherren durch seine Gastpredigten in ihrer Kirche derart beeindruckt, dass sie ihm ein Gastgeschenk anboten. Cremer entschied sich für den gotischen Flügelalter aus der Kölner Malschule um Stephan Lochner (erstes Viertel des 15. Jahrhunderts), der jahrelang verstaubt in einer Abstellkammer gestanden hatte.

Berühmt sind die Kirchsahrer Blumenteppiche, die zum Sakramentsfest auf dem ehemaligen Schulhof vor dem Gemeindehaus ausgelegt werden. Mit finanzieller Unterstützung des ganzen Dorfes und vielen helfenden Händen werden im Morgengrauen des Festtages viele Tausend Blumen zu einem prächtigen Kunstwerk verlegt, die sich nur in der Größe von den weltbekannten Blumenornamenten in Brüssel unterscheiden.

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