Führung durch die Felsenlandschaft bei Altenahr und ins Langfigtal "Das Langfigtal ist eine Perle"

ALTENAHR · Es wächst nicht viel auf den paar Quadratmetern Felsen in Nähe des Schwarzen Kreuzes bei Altenahr. Aber die wenigen Pflanzen, die sich in den Spalten angesiedelt haben, haben es in sich. Viele stehen auf der Roten Liste, sind vom Aussterben bedroht und können sowieso nur an diesem warmen und nährstoffarmen Ort existieren.

 Nach der ersten Mahd können einige Pflanzen Samen bilden.

Nach der ersten Mahd können einige Pflanzen Samen bilden.

Foto: Christine Schulze

Zu einer Exkursion in die Felsenwelt und das Naturschutzgebiet Langfigtal bei Altenahr hatte der BUND, Kreisgruppe Ahrweiler, eingeladen. Überraschend viele Naturfreunde hatten sich am Sonntagnachmittag der Kraxel-Tour über Felsen und Weinbergsbrachen angeschlossen.

Wiesenblumen haben sich über Jahrhunderte entwickelt

Andreas Weidner ist Biotoppfleger des Kreises Ahrweiler, er führte die Gruppe über Stock und Stein, und er kennt die oft kleinen und unscheinbaren Gewächse vom Brillenschötchen über die Fetthenne bis hin zur Felsenmispel. Unsere Wiesenblumen haben sich im Laufe von Jahrhunderten aus der wärmeliebenden Vegetation auf den Felsen entwickelt, berichtet er.

Die Lebensbedingungen an Standorten bei Altenahr unterscheiden sich stark, entsprechend wechselt auch der Bewuchs im Tal und an den Hängen. Leuchtet beim Schwarzen Kreuz und auch an den vor 300 Millionen Jahren aus dem Devon-Meer aufgefalteten senkrecht stehenden Felsen am Eingang zum Langfigtal derzeit zart rosa die Pfingst-Nelke, so hat sich am nährstoffreichen Flussufer die kräftig rosafarbene Lichtnelke neben dem Beinwell angesiedelt. Durch Pflegemaßnahmen auf den Weinbergsbrachen am Hang gegenüber der Jugendherberge erobern sich Oregano, Kartäusernelke, Habichtskraut, Natternkopf und Wermut ihre alten Standorte zurück.

Verschiedene Pflegemaßnahmen

Ohne Hilfe geht das nicht, weil Brombeeren den Schieferhang überwuchern, wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird. Durch gezielte Mahd versuchen Biotopbetreuer dort, die ursprüngliche Vielfalt der Vegetation wieder zu erreichen. Zunächst wird selektiv gemäht, damit die Brombeeren eingedämmt werden und andere Pflanzen Samen bilden können. Im späteren Sommer wird dann noch einmal alles abgemäht. Von den Pflegemaßnahmen auf dem Wärme speichernden Schiefergeröll profitieren auch die Eidechsen.

Zurück zum Schwarzen Kreuz, wo in der kargen Umgebung Pflanzen gedeihen, für die auch diese von den Felsen gespeicherte Wärme notwendig ist. Wie etwa die bereits zitierte Pfingst-Nelke, die nur noch an wenigen Standorten zu finden ist, so etwa am Drachenfels und in einigen Gebieten am Mittelrhein.

Etwas weiter unten, am Aussichtspavillon, weist Weidner auf eine krüppelig ausgebildete Weichselkirsche hin, einen Busch, von dessen Blättern sich die Raupen des seltenen Segelfalters ernähren. Die Römer haben die Pflanze einst an die Ahr gebracht und kultiviert, weil sie die kleinen Früchte aufgrund ihres hohen Gehalts an Gerbsäure mit in ihre Weinfässer gaben.

Fragile Felsengesellschaft ist gefährdet

In der felsigen Landschaft überleben letzte Exemplare in Gesellschaft von Pflanzen wie Weißwurz, Wachtelweizen, Felsenbirne, nickender Distel, gelbem Schöterich, Blaugras, Mauerpfeffer, Knäuelkraut, Salbei und vielen anderen Gewächsen.

Gefährdet ist diese fragile Felsengesellschaft durch den hohen Eintrag von Stickstoff, der in der Luft enthalten ist. Diese Düngung fördert Gewächse wie Efeu und Brombeeren, die dann die Felsen überwuchern und verschatten. Damit es nicht so weit kommt, sind die Biotoppfleger gefragt, die Ranken zu kappen.

"Das Langfigtal ist eine Perle", sagte Reinhard van Ooyen vom BUND, der am Sonntag mit unterwegs war. Entdeckt wurde die ökologische Bedeutung des Tales allerdings erst, als Überlegungen aufkamen, die Ahr im Langfigtal zu stauen.

Da erst brachten Untersuchungen zur Bedeutung der Tier- und Pflanzenwelt die verborgenen Schätze dieser abgeschiedenen Ahrschleife zutage. Und nun gilt es, diese Raritäten zu pflegen und zu bewahren.

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