Rennfahrer kommt von Strecke ab Zuschauer stirbt am Nürburgring

NÜRBURGRING · Das Eröffnungsrennen zur diesjährigen VLN-Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring endete in einer Katastrophe.

Das Rennen war gerade eine gute Stunde alt, als der Brite Jann Mardenborough im Nissan GT-R Nismo GT3 mit hoher Geschwindigkeit buchstäblich von der Strecke ins Publikum flog.

Der Fahrer und zwei weitere Zuschauer wurden verletzt

Ein 49-jähriger Niederländer verstarb noch im Medical-Center des Nürburgrings. Zwei weitere Zuschauer wurden leicht verletzt. Sie wurden genauso wie Unglückspilot Mardenborough nach einem Krankenhausaufenthalt wieder entlassen. Das Rennen wurde nach dem Vorfall abgebrochen. Bereits im Training war der Neusser Niclas Kentenich im Streckenabschnitt Antoniusbuche schwer verunglückt.

Die Ursache für den tragischen Unfall Mardenboroughs ist noch nicht abschließend geklärt. Auf Filmaufnahmen ist zu erkennen, dass der Nissan über die Kuppe am Flugplatz fährt, offensichtlich Unterluft bekommt und aufsteigt. Starker Wind könnte den Auftrieb verstärkt haben.

Fahrzeug fliegt sich überschlagend in die Zuschauer

Nahezu senkrecht in der Luft stehend und mit dem Unterboden voran, trifft der Nissan mit dem Heck auf die Reifenstapel am Rande der Strecke und fliegt dann sich überschlagend in die Zuschauer, ohne vom Fangzaun aufgehalten zu werden.

Terrible news from the Nurburgring, motor racing is a great sport but can be so cruel, Thoughts with everyone effected by the incident.

Jenson Button (@JensonButton) 29. März 2015"An der Stelle fährt man im GT-3-Auto etwa 230 Stundenkilometer", erklärte ein geschockter Luca Ludwig nach dem Rennen. "Ich hatte im Training an der Stelle auch Unterluft. Wenn man im GT-3-Auto voll auf dem Gas bleibt, kann das Auto abheben. Ich lupfe immer, das heißt, ich gehe kurz vom Gas, um Gewicht auf die Vorderachse zu bekommen", führte der Bonner Jura-Student aus.

Tödlicher Unfall am Nürburgring
5 Bilder

Tödlicher Unfall am Nürburgring

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Vier Meter hoher engmaschiger Schutzzaun konnte Unfall nicht verhindern

Vor 35 Jahren, bei dem Formel- II-Lauf im Rahmen des seinerzeitigen Eifelrennens, erlitt der spätere Formel 1-Pilot Manfred Winkelhock an der selben Stelle einen ähnlichen Unfall, der damals für Fahrer und Zuschauer folgenlos blieb. Winkelhocks Unfall wurde auf einen zuvor beschädigten Frontspoiler zurückgeführt.

Dass ein Unfall so tragisch enden kann, damit hatte im Vorfeld keiner gerechnet. In der 38-jährigen Geschichte der VLN-Langstreckenmeisterschaft sind niemals zuvor Zuschauer zu Schaden gekommen. 2007 wurde rund um die Nordschleife der sogenannte Fia-Zaun gezogen, ein vier Meter hoher engmaschiger Schutzzaun, der für den Nissan jedoch kein Hindernis darstellte.

Sportlicher Aspekt rückte in den Hintergrund

Durch den Unfall rückte der sportliche Aspekt des Rennens in den Hintergrund. Zum Zeitpunkt des Abbruchs führte Luca Ludwig im Zakspeed-Mercedes. Vom vierten Startplatz gestartet, schob sich Ludwig bereits in der Anfangsphase auf den zweiten Rang. Der zunächst führende Rowe-Mercedes fiel nach einem Reifenschaden zurück, so dass Ludwig einem sicheren Sieg entgegenzufahren schien. "Das ist im Moment aber nicht wichtig", meinte Ludwig.

So sahen es auch die Baumann-Brüder, die mit ihrem Lexus in ihrer Klasse zum Zeitpunkt des Rennabbruchs führten. "Vielleicht müssen wir über die Leistung der Top-Fahrzeuge auf dieser historischen Rennstrecke nachdenken", meinte Helmut Baumann.

Rennkollegen reagieren betroffen

Sichtlich betroffen von den Ereignissen war auch Marc Hennerici, der gemeinsam mit dem Neusser Niclas Kentenich in einem Cup-Porsche des Teams RTR Raceunion Teichmann starten sollte. Kentenich verunfallte bereits im Training in dem Abschnitt Antoniusbuche.

"Sorry, im Moment möchte ich nicht viel sagen. Ich habe gerade meinen Teamkollegen im Krankenhaus besucht. Er ist zwar nicht lebensgefährlich verletzt, hat aber einige Knochenbrüche. Zu dem Nissan-Unfall kann ich nichts sagen. Das ist einfach nur traurig."

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