Nürburgring-Prozess Plädoyers der Verteidiger stehen an

Koblenz · Vor einigen Wochen schlug im Nürburgring-Untreueprozess die große Stunde der Staatsanwaltschaft. Sie forderte vier Jahre Haft für Ex-Finanzminister Deubel. Nun kündigt sich der juristische Gegenschlag an, am 28. März beginnen die Plädoyers der Verteidiger.

Kurz nach dem Verkauf des insolventen Nürburgrings an den Autozulieferer Capricorn nähert sich der Ring-Untreueprozess seinem Ende. Am kommenden Freitag (28. März) beginnen vor dem Landgericht Koblenz die Plädoyers der Verteidiger, auch der 7. April ist noch dafür vorgesehen. Losgehen dürfte es mit den Schlussvorträgen der Anwälte des ehemaligen rheinland-pfälzischen Finanzministers Ingolf Deubel (SPD) sowie des früheren Ringchefs Walter Kafitz. Die Urteile will das Gericht dann am 16. April fällen.

Die Staatsanwaltschaft fordert vier Jahre Haft für Deubel. Sie sieht in ihm den Hauptschuldigen der 2009 gescheiterten Privatfinanzierung des Ring-Ausbaus und ist überzeugt, dass er seinerzeit der faktische Geschäftsführer der größtenteils landeseigenen Nürburgring GmbH war. Der Ausbau kostete rund 330 Millionen Euro, als sich kein Investor fand, musste das Land einspringen und Deubel zurücktreten.

Die Staatsanwaltschaft wirft Deubel vor, mehrere Hunderttausend Euro veruntreut und Gelder in Höhe von zwölf Millionen Euro gefährdet zu haben. Der Ex-Minister bestreitet das vehement. Es geht dabei etwa um Zahlungen der Nürburgring GmbH an die damaligen Finanzvermittler Michael Merten und Normann Böhm sowie stille Einlagen einer Tochter der Förderbank ISB bei einer Firma des klammen Investors Kai Richter.

Für Ex-Ringgeschäftsführer Kafitz fordert die Staatsanwaltschaft ein Jahr und zehn Monate auf Bewährung, für den damaligen Ring-Controller zehn Monate auf Bewährung. Wegen Beihilfe zur Untreue sollen zudem der Ex-Geschäftsführer der Förderbank ISB, Hans-Joachim Metternich, eine einjährige Bewährungsstrafe sowie der Geschäftsführer der ISB-Tochter RIM eine neunmonatige Bewährungsstrafe erhalten. Auch deren Verteidiger werden nun zu Wort kommen.

Das Mammutverfahren läuft seit Oktober 2012. Im Prozessverlauf waren prominente Zeugen wie der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck und seine Nachfolgerin Malu Dreyer (beide SPD) vernommen worden. Zuletzt hatte Dreyer mit Blick auf das für Deubel geforderte Strafmaß gesagt: "Es hat mich mehr als berührt."

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