Für Wald mit Wild Forstamt tritt für Versachlichung beim Streit um Rotwild ein

HOCHACHT · "Im Kreis Ahrweiler gibt es Rotwild, Rehwild, Schwarzwild und auch Muffelwild. Das soll soll auch so bleiben." Winand Schmitz, Chef des Adenauer Forstamtes, verneinte im Buchenwald an der Hohen Acht jede Form der Thesen "Wald vor Wild" oder "Wild vor Wald".

Es war eine Art Runder Tisch ohne Tisch, an den das Forstamt Vertreter von Kreisjagdbeirat, Forst- und Landwirtschaft sowie des Mainzer Umweltministeriums eingeladen hatte. Hintergrund: Die im AW-Land seit Monaten zum Teil auch emotional geführte Diskussion um verhungerte Wildtiere und das Fütterungsverbot des Landes. Ziel: die Versachlichung.

Schmitz machte klar: "Wald ist Lebensraum, und da gehört Wild dazu." Als Problem sieht er allerdings die durch "Wildverbiss gefährdete Zukunft des Waldes" und zeigte dies im Wald am Beispiel einer seit fünf Jahren eingegatterten Testfläche in einem Buchenbestand.

Im Gatter wachsen Jungpflanzen, rund herum wurden sie verbissen. Denn es gebe zu viel Rotwild im Ahrgebirge. Deshalb habe der Wald kaum eine Chance, sich durch von selbst nachwachsende Jungpflanzen zu verjüngen. Dies sei aber notwendig, da "Wald, der sich nicht verjüngt, sich nicht erhält". Deshalb trete der Forst für für eine Reduzierung des Rotwildbestandes ein. Schmitz: "Allein aus der jagdlichen Verantwortung für Wild und Wald müssen wir die Wilddichte am Lebensraum orientieren." So wäre für die Tiere auch in Notzeiten ein Überleben möglich.

"Die Anpassung der Wildbestände darf aber nicht durch Verhungern erfolgen", hatte sich Schmitz im vergangenen Winter für eine Ausnahmeregelung zur Fütterung ausgesprochen. "Ausnahmen müssen aber Ausnahmen bleiben", machte Frank Ridderbusch vom Mainzer Umweltministerium klar. Er führte ebenfalls die Wilddichte als Kern des Problems an, brachte eine Versiebenfachung des Rotwildbestandes in den vergangenen 20 Jahren ins Spiel.

Von 1000 Abschüssen im vergangenen Jagdjahr berichtete Kreisjagdmeister Joachim Polch und sah damit eine gute Arbeit der Jäger. Rund 3000 Stücke Rotwild gebe es rund um die Hohe Acht. Der Beirat habe die Problematik erkannt und sich deshalb für eine Erhöhung der Abschusszahlen ausgesprochen, sah wie Schmitz eine Halbierung des Bestandes als Lösung an. Der Beirat setze sich aber weiterhin für die Fütterung in Notzeiten ein.

Polch appellierte aber auch an ein Umdenken auf beiden Seiten. Es gehe auch darum, "dass das Land bereit ist, auch Schäden durch das Rotwild zu akzeptieren". Von einer nur punktuell zu hohen Rotwilddichte sprach hingegen Ralf Mocken als Vorsitzender des Rotwildringes und Chef der neuen Hegegemeinschaft. Er hält die Reduzierung um 50 Prozent für zu hoch, während Jagdgenossen und Bauern wegen der Wildschäden auch an Futtersilos für Milchkühe für "radikalen Abschuss" stehen. Hoffnung setzt Schmitz jetzt auf ein Gesamtkonzept und "Tierschutz durch angepasste Wildbestände".

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