Nürburgring AvD-Oldtimer-Grand-Prix lockt 50.000 Fans in die Eifel

NÜRBURGRING · Nach der Königsklasse (Formel 1) und den den Schwergewichten (Trucks) des Motorsports mutierte der Nürburgring am Wochenende zum Mekka der Klassikliebhaber. So waren wieder rund 50.000 Besucher zur 41. Auflage des AvD-Oldtimer-Grand-Prix' gepilgert, um die schönsten, seltensten und spektakulärsten Fahrzeuge der Rennsport-Historie noch einmal in Aktion, aber auch abseits der Strecke hautnah zu erleben.

Im Mittelpunkt des Wochenendes stand ein Fahrer, der in der Grünen Hölle einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt hat. Denn 1983 umrundete Stefan Bellof beim Zeittraining zum 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring die Nordschleife in 6:11,3 Minuten. Derek Bell, damaliger Teamkollege des 1985 beim 1000-km-Rennen in Spa-Francorchamps tödlich verunglückten Ausnahmepiloten, steuerte das wieder aufgebaute Originalfahrzeug nun erneut über Nordschleife.

Und in Anwesenheit von Angehörigen und Freunden des legendären Rennfahrers taufte der Geschäftsführer der Nürburgring Betriebsgesellschaft, Karl-Josef Schmidt, die Kurvenkombination hinter dem großen Sprunghügel am Pflanzgarten in der Anfahrt zum Schwalbenschwanz offiziell auf den Namen "Stefan-Bellof-S".

Ein besonderer Anziehungspunkt für Oldtimer-Enthusiasten ist das historische Fahrerlager, in dem sich traditionell die ältesten Fahrzeugen des Wochenendes tummeln. Zu den absoluten Hinguckern zählte etwa der raketengetriebene Opel RAK 2 aus dem Jahr 1928. Mit dem gewaltigen von 24 Feststoffraketen angetrieben Gefährt hatte "Raketenfritz" Fritz von Opel mit 238 Stundenkilometern damals einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord aufgestellt.

Die schnellsten auf der Nordschleife
25 Bilder

Die schnellsten auf der Nordschleife

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In einer Garage im Fahrerlager arbeitet auch Markus Zippert mit seinem Team fieberhaft an einem Bentley "4 ¼ Liter". Denn es gilt das 140 PS starke Prachtexemplar aus dem Jahre 1936 für das Rennen der Vorkriegsfahrzeuge wieder flott zu machen. Mit dem Bentley, den der Münchener einst aus England mitgebracht hat, um ihn von Grund auf zu restaurieren, verbindet ihn eine ganz besondere Beziehung.

Denn das Fahrzeug mit dem tiefen wohligen Brummen hätte ihm um ein Haar das Leben gekostet. Es geschah 1997 beim Bergrennen am bayerischen Roßfeld. "Damals brach die Lenkung. Ich verlor die Kontrolle, überschlug mich mehrmals und prallte gegen einen Baum", erinnert sich der 49-Jährige an den Horrorunfall, in dessen Folge er querschnittsgelähmt blieb.

Der Liebe zu seinem Auto tat das allerdings keinen Abbruch. Ein Jahr verbrachte er im Krankenhaus, ebenso lange benötigte der Kfz- und Karosseriebaumeister, um seinen Bentley wieder auf Vordermann zu bringen und auf seine Bedürfnisse zuzuschneiden. Denn mit Hilfe eines mechanischen und eines elektrischen Systems wird der rund 200 000 Euro teure Sechs-Zylinder-Bolide mit den Händen gefahren. Markus Zippert nimmt wieder regelmäßig an Oldtimerrennen teil.

Seit 13 Jahren gehört der Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring für ihn zum Pflichtprogramm. Die defekte Kupplung haben er und sein Team, zu dem auch Tochter Sophie und Sohn Moritz zählen, nicht mehr rechtzeitig reparieren können. Das "Pre 40"-Rennen am Samstag fand ohne ihn statt. "Das macht nichts. Ich bin glücklich, dass ich überhaupt wieder fahren kann", sagt der begeisterte Motorsportler. Seiner Leidenschaft hat er an diesem Wochenende übrigens doch noch nachgehen können. So hat er seinen Bentley fünf Runden über die Nordschleife getrieben.

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